Den Begriff „Opportunität“ kennt man in erster Linie durch das englische „opportunity“. Doch wann wird aus einer bloßen Möglichkeit ein Kostenpunkt? Mit dem Begriff Opportunitätskosten geben wir Ihnen einen Einblick.
Opportunitätskosten – Definition und Beispiel
Während das Konzept der Opportunitätskosten sowohl in der VWL als auch in der BWL existiert, haben wir uns hier der Einfachheit halber auf den betriebswirtschaftlichen Teil beschränkt.
Das Prinzip der Opportunitätskosten basiert auf der Grundlage, dass jegliche Ressource begrenzt ist. Sie können sie zur gleichen Zeit also nur einmal verwenden. Außerdem besagt es, dass Sie immer eine Wahl darüber treffen, wie Sie Ihre Mittel einsetzen – ob aktiv oder passiv. Belassen Sie überschüssiges Kapital also ohne weitere Überlegungen einfach auf Ihrem Konto, ist das eine Entscheidung – gegen andere Investitionsmöglichkeiten.
Zur Veranschaulichung der Opportunitätskosten wollen wir diese zunächst an einem (stark vereinfachten) Beispiel betrachten. Eine genaue Berechnung erfolgt weiter unten im Artikel.
Option A: Sie schaffen sich für Ihr Business einen High-Tech-Rechner für 5.000 Euro an.
Option B: Sie legendie 5.000 Euro stattdessen zu einem Zinssatz von 5,0 Prozent an.
Wenn wir nun also den Zeitraum eines Jahres betrachten, entgehen Ihnen bei der Wahl von Option A 250 Euro an Zinsen (da 5.000 Euro x 0,05= 250 Euro). Diese 250 Euro an Opportunitätskosten führen dazu, dass der PC Sie nach dieser Betrachtung 5.250 Euro kostet.
Natürlich spielen andere Aspekte, wie die steuerliche Absetzbarkeit der Ausgabe und ein eventueller Vorteil bei der Produktivität, bei der Entscheidung ebenfalls eine Rolle. Es sollte also im Hinterkopf behalten werden, dass auch die Opportunitätskosten immer nur einen Teil der Situation abbilden und nicht alleine betrachtet werden sollten – dann kann deren Berücksichtigung jedoch durchaus sinnvoll sein.
Sie sehen: Bei den Opportunitätskosten handelt es sich nicht um eine konkrete Zahl, die auf Ihrem Kontoauszug erscheint. Sie sind dementsprechend nicht in der Buchhaltung vermerkt und lediglich Teil des internen Rechnungswesens.
Indem Sie sich für A entscheiden, entgehen Ihnen der Gewinn, den Sie – in der gleichen Zeit, mit den gleichen Ressourcen – durch B hätten erwirtschaften können. Daher nennt man Opportunitätskosten auch Verzichtskosten oder Schattenkosten. In der Regel vergleicht man dabei nur mit der nächstbesten Alternative.
Sie verfügen über eine beschränkte Ressource: Zeit, Geld oder Arbeitskraft. Wie wollen Sie diese einsetzen? Zur Auswahl haben Sie in jedem Fall zwei oder mehr Optionen. Indem Sie Ihre Entscheidung für einen Weg treffen, verzichten Sie auf die Potentiale aller anderen. Den Gewinn, der bei der nächstbesten Alternative entstanden wäre, Ihnen aber nun entgeht, nennt man Opportunitätskosten.
Opportunitätskosten: Eine Frage begrenzter Ressourcen
Es ist ein Freitagabend und Sie haben die berühmte Qual der Wahl: Gehen Sie auf die Geburtstagsparty eines Freundes oder holen Sie Ihren dringend benötigten Schlaf nach? Da die Ressource “Zeit” begrenzt ist, müssen Sie sich für eines der beiden entscheiden. Wählen Sie A, verlieren Sie B, und andersherum. Ein typischer Fall von FOMO, Fear Of Missing Out.
Genau wie im Privatleben, müssen Sie auch unternehmerisch Entscheidungen für und gegen etwas treffen. Das Potential, welches Sie bei B verlieren, sind Opportunitätskosten. Da sie bei allen Entscheidungen unvermeidlich sind, ist das erst einmal nichts Schlimmes – Sie können schließlich nicht auf jeder Party tanzen.
Die Hauptsache ist, dass Sie schon im Voraus genau abschätzen, was Ihnen voraussichtlich entgeht. So können Sie die Option wählen, bei welcher Sie am wenigsten verpassen, also bei der die Opportunitätskosten am niedrigsten sind.
Damit Sie beim Thema Finanzen nicht in FOMO verfallen, erfahren Sie hier alles was Sie wissen müssen, um Opportunitätskosten – als kalkulatorische Kosten – in Ihre Finanzplanung mit einzubeziehen. Sie sind ein Hilfsmittel, das es Ihnen erleichtern kann, begrenzte Ressourcen bestmöglich einzusetzen.
Inputbezogene & outputbezogene Opportunitätskosten
Wir vergleichen also stets zwei Optionen miteinander. Nur logisch, dass es dann auch zwei Wege gibt, das Ganze zu betrachten:
Outputbezogen – Wenn Sie sich für A entscheiden, was entgeht Ihnen dann an Output?
Beispiel: Innerhalb des betrachteten Zeitraums hätten Sie 5,0 Prozent, also 250 Euro, an Zinsen für Ihr Geld bekommen.
Inputbezogen – Wenn Sie sich gegen A (und damit für B) entscheiden, was entgeht Ihnen dann an Input?
Beispiel: Sie haben am Ende des Jahres zwar 250 Euro mehr auf dem Konto, aber dafür ein Jahr lang keinen neuen Rechner.
Was sind kalkulatorische Kosten?
Kalkulatorische Kosten
Beides gilt auch für die Opportunitätskosten. Diese fallen in der Buchhaltung gar nicht an und gehören damit als Teilgebiet zu den kalkulatorischen Kosten.
Ein bekanntes Beispiel ist der kalkulatorische Unternehmerlohn in Einzelunternehmen oder Personengesellschaften. Der Geschäftsführer doer die Geschäftsführerin darf seinen/ihren Lohn hier nicht als Personalaufwand verbuchen. Stattdessen muss er/sie den Umweg über die Privatentnahme gehen. Um die Kosten für seine/ihre Arbeit dennoch bei der Preiskalkulation für das angebotene Produkt oder die Dienstleistung zu berücksichtigen, sollte er/sie einen kalkulatorischen Unternehmerlohn im internen Rechnungswesen berücksichtigen.
Fälschlicherweise werden die Begriffe „Opportunitätskosten“ und „kalkulatorische Kosten“ teilweise deckungsgleich verwendet. Es gilt: Nicht alle kalkulatorischen Kosten sind Opportunitätskosten, aber alle Opportunitätskosten sind kalkulatorische Kosten.
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Die Berechnung des kalkulatorischen Zinses
Der wohl wichtigste Anwendungsbereich der Opportunitätskosten liegt in der Investitionsrechung. Das Ausgangsproblem: Indem Sie Kapital binden, können Sie es zeitgleich nicht mehr anderweitig verwenden. Mithilfe der Opportunitätskosten können Sie im Vorfeld die monetären Vor- und Nachteile Ihrer verschiedenen Investitionsoptionen abwägen. Diese Betrachtungsweise kann hilfreich sein, um sich für den profitabelsten Weg zu entscheiden.
Der kalkulatorische Zins
Betrachten wir hierzu noch einmal das Beispiel von oben:
Option A: Sie schaffen für Ihr Business einen High-Tech-Rechner für 5.000 Euro an.
Option B: Du legen die 5.000 Euro stattdessen zu einem Zinssatz von 5,0 Prozent an.
Die allgemeine Formel für die Betrachtung des kalkulatorischen Zinses lautet:
(Anschaffungskosten + Restbuchwert) / 2 x Zins = kalkulatorischer Zins.
Zur korrekten Berechnung des kalkulatorischen Zinses, und damit der Opportunitätskosten, benötigen wir zusätzlich noch die Nutzungsdauer. Diese sei hier mit 5 Jahren angegeben.
Während der Anschaffungswert bei 5.000 Euro liegt, beträgt der Restbuchwert nach Abschreibungen im letzten Jahr demnach also 1.000 Euro.
Das heißt: Durchschnittlich sind durch den Kauf des PC über den gesamten Zeitraum von 5 Jahren hinweg (5.000 Euro + 1.000 Euro) / 2 = 3.000 Euro an Kapital gebunden.
Durch die Entscheidung für A entgehen Ihnen demnach Zinsen in Höhe von 3.000 Euro x 0,05 = 150 Euro.
Schlussfolgerung: Über einen Zeitraum von 5 Jahren fallen bei Kauf des PC 150 Euro an Opportunitätskosten an. Indem Ihnen 150 Euro an potentiellen Gewinn entgangen sind, hat er Sie also faktisch 5.150 Euro gekostet.
Der kalkulatorische Unternehmerlohn und die kalkulatorische Miete
Ein weiteres Anwendungsbeispiel ist der kalkulatorische Unternehmerlohn, dessen Herkunft wir oben bereits geklärt haben. Um den kalkulatorischen Unternehmerlohn zu berechnen, können Sie auch hier das Prinzip der Opportunitätskosten berücksichtigen.
Ein Beispiel: Um Ihre Business-Idee weiter zu verfolgen, müssten Sie Ihre Vollzeit-Tätigkeit als Produktentwickler:in bei einem hippen Start-Up aufgeben. Die 4.000 Euro brutto, die Sie dort verdienen, würden Ihnen fortan entgehen – das wären also Ihre Opportunitätskosten. Das sollten Sie also, unter anderem, dann berücksichtigen, wenn es darum geht, Ihren kalkulatorischen Unternehmerlohn festzusetzen.
Nach einem ähnlichen Prinzip können Sie auch die kalkulatorische Miete berechnen. Dies kommt zum Beispiel dann in Frage, wenn Ihr Unternehmen auch Eigentümer:in des eigenen Büros ist und somit keine Miete dafür gezahlt wird. Die nächstbeste Alternative: Würden Sie Ihre Mitarbeiter:innen stattdessen von Zuhause aus arbeiten lassen, könnten Sie einen Betrag X für die Vermietung des Büros erwirtschaften. Beim entgangenen Betrag X handelt es sich um die kalkulatorische Miete. Er bezeichnet die Opportunitätskosten dafür, dass Sie Präsenz-Arbeitsplätze beibehalten.
Das Instrument der Opportunitätskosten können Sie auch nutzen, um Produktionsentscheidungen zu fällen. Dies ist dann der Fall, wenn Sie sich aufgrund begrenzter Kapazitäten entscheiden müssen, welchen von zwei Aufträgen Sie annehmen. Durch die Berechnung der Opportunitätskosten können Sie bei Ihrem Entscheidungsprozess einbeziehen, welcher Gewinn Ihnen bei welcher Variante jeweils entginge.
Fazit zu den Opportunitätskosten
Auch wenn sie auf den ersten Blick schwerer zu greifen scheinen, kann sich das Betrachten der Opportunitätskosten auf alle Fälle lohnen. Als Unternehmer:in kann es für Sie ein Anhaltspunkt beim Treffen von Entscheidungen sein. Gerade was die Entscheidung für oder gegen eine Investition angeht, ist die Berücksichtigung der Opportunitätskosten ein relevantes Tool.
Zumindest bei der Wahl des richtigen Geschäftskontos müssen Sie sich fortan keine Gedanken mehr um potentiell entgangenen Nutzen machen. Wir von Qonto haben für Sie nämlich ein digitales Geschäftskonto entwickelt, welches Ihnen zahlreiche Zusatzfunktionen bietet und Ihnen als Unternehmer:in das Leben somit leichter macht. So können Sie sich ganz beruhigt auf die unternehmensrelevanten Prozesse konzentrieren.
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