Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, Ihr eigenes Unternehmen zu gründen und die Idee aus Angst vor dem Scheitern schnell wieder verworfen? Damit sind Sie nicht allein. Besonders vor den finanziellen Risiken bei der Unternehmensgründung haben viele Menschen Respekt. In diesem Artikel erläutern wir die Vor- und Nachteile der Selbstständigkeit und liefern Tipps, wie Sie Risiken minimieren, Chancen ergreifen und Existenzängste bewältigen können.
Risiken der Unternehmensgründung minimieren, Chancen nutzen
Welche Nachteile und Risiken birgt die Selbstständigkeit?
Um sich für oder gegen die Selbstständigkeit zu entscheiden, kann es hilfreich sein, die Chancen und Risiken abzuwägen, die das Unternehmertum mit sich bringt. Denn auch wenn sich die Ausgangslage von Gründerinnen und Gründern individuell unterscheidet, stehen alle vor einer ähnlichen Herausforderung: ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen. Ein wichtiger Grund, der gegen die Selbstständigkeit spricht, ist das finanzielle Risiko. Das zeigt auch eine Studie von Harvard Business Review, in der 65 Gründerinnen und Gründer zu ihren Ängsten zum Unternehmertum befragt wurden. Dabei nennen Sie diese Hindernisse:
- finanzielle Unsicherheit,
- die Frage, ob sie ihre Geschäftsidee finanzieren können,
- ihre persönlichen Fähigkeiten und ein mangelndes Selbstwertgefühl,
- Zweifel am Potenzial der Geschäftsidee,
- Angst, durch Scheitern an sozialem Ansehen zu verlieren,
- Fähigkeit des Unternehmens allen Geschäftsaktivitäten nachzukommen
- und Opportunitätskosten
Neben den finanziellen Aspekten sind es auch die persönlichen und sozialen Faktoren, die eine wichtige Rolle spielen. Denn die psychische Belastung, die mit einer unsicheren Auftragslage und Rückschlägen einhergeht, ist auch ein zentraler Nachteil der Selbstständigkeit. Hinzu kommt, dass Selbstständige wesentlich länger arbeiten, bis zu 60 Stunden pro Woche. Dabei investieren sie viel Zeit in die Buchhaltung und das Finanzmanagement. Um diese administrativen Aufgaben kümmern sie sich anfangs meist ohne die Unterstützung einer Buchhalterin oder eines Buchhalters. Und auch für die Altersvorsorge und die Absicherung im Krankheitsfall tragen Selbstständige die alleinige Verantwortung.
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Emmanuelle Chegrane, Personalberaterin, Gründerin von Ma Future Recrue und Qonto Nutzerin:
„Um die psychische Belastung abzuschwächen, habe ich Rücklagen gebildet, um die Wochen zu überstehen, in denen weniger Geld hereinkam. Ich hätte mein Unternehmen aber auch parallel zu meiner Vollzeitbeschäftigung starten können. Heute, vier Jahre nach der Gründung, investiere ich weiter in mich selbst!“
Welche Vorteile und Chancen bietet die Selbstständigkeit?
Bei so vielen Argumenten gegen die Selbstständigkeit, ist es jetzt an der Zeit, Ihren Enthusiasmus für die Selbstständigkeit wieder zu stärken. Denn es gibt zahlreiche Argumente, die dafür sprechen. Die zentralen Vorteile sind die Selbstverwirklichung und die Freiheit, Ihre Zeit so einzuteilen, wie Sie möchten. Auch Kompetenzen wie Selbstverantwortung, Resilienz und Flexibilität, die Sie durch das Überwinden von Herausforderungen im Geschäftsalltag trainieren, sind entscheidende Vorteile für Ihre berufliche und persönliche Entwicklung. Sie haben darüber hinaus auch gute Verdienstmöglichkeiten, sofern Ihre Geschäftsidee aufgeht.
Und falls Ihre Pläne über die Solo-Selbstständigkeit hinausreichen und Sie ein Start-up gründen möchten, können Sie neue Arbeitsplätze schaffen und einen gesellschaftlichen Beitrag leisten – zugegeben, das ist gleichzeitig auch mit viel Verantwortung verbunden.
Sie befinden sich schon im Gründungsprozess und sind auf der Suche nach einem Geschäftskonto mit praktischen Tools und Extras, die Ihren Arbeitsalltag erleichtern? Qonto unterstützt Sie mit einem flexiblen Gründerkonto und zahlreichen Ressourcen für einen einfachen Gründungsprozess.
Reduzieren Sie Risiken durch Vorbereitung und Recherche
Den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen oder sich für ein Angestelltenverhältnis zu entscheiden, ist ein persönlicher Entschluss, der von Lebensphasen, individuellen Bedürfnissen und Prioritäten anhängt. Wer aus Angst vor dem Scheitern noch unentschlossen ist, hat Möglichkeiten, das unternehmerische Risiko zu minimieren. Dazu gehört besonders die Recherche und Vorbereitung auf die Unternehmensgründung.
Denn je mehr Sie über Ihren Zielmarkt und Ihre potenziellen Kundinnen und Kunden wissen, desto fundierter treffen Sie Ihre Geschäftsentscheidungen. Scheuen Sie sich auch nicht davor, erfahrene Unternehmer:innen um Rat zu fragen, um von ihrem Know-how zu profitieren und aktivieren Sie Ihr berufliches und privates Netzwerk. Außerdem gilt: Je ausgefeilter Ihr Konzept, desto einfacher ist es, Investor:innen zu finden.
Investieren Sie in fehlendes Fachwissen
Es gibt bestimmte Bereiche, die nicht zu Ihren Kompetenzen gehören und die Sie auslagern können. Das ist zwar zunächst mit Kosten verbunden, aber die Investition in externes Fachwissen zahlt sich oftmals aus. Das gilt besonders für den Rechtsbereich: Eine Wirtschaftsprüferin oder ein Rechtsanwalt kann Sie bei der Existenzgründung unterstützen, was Ihnen Zeit und Stress mit dem Finanz- und Gewerbeamt ersparen kann.
Auf Nummer sicher: Gründen im Nebenerwerb
Sie müssen nicht gleich alles auf eine Karte setzen und Ihre Festanstellung kündigen. Stattdessen können Sie Ihre Geschäftsidee als Nebenerwerb testen und Ihr Unternehmen Schritt für Schritt aufbauen. Der Vorteil ist die finanzielle Stabilität, die mit Ihrem Angestelltengehalt einhergeht. Sie haben die Möglichkeit zu experimentieren und Fehler zu machen, ohne dabei gleich Ihre Existenz aufs Spiel zu setzen.
Das Jonglieren mit einem Vollzeitjob und einem Nebenprojekt wird auch Ihr Zeitmanagement verbessern, eine Fähigkeit, die für erfolgreiche Unternehmer:innen unerlässlich ist. Haben Sie Ihr Business erst einmal auf den Weg gebracht und zeichnen sich erste Erfolge ab, können Sie Ihre Festanstellung kündigen und sich voll und ganz Ihrem Unternehmen widmen.
Victor Thion, CEO und Mitbegründer von Cleaq & Qonto Nutzer
„Am Anfang haben wir Cleaq als Nebenprojekt zusätzlich zu unseren Vollzeitjobs gegründet und abends und an den Wochenenden gearbeitet, bis wir überzeugt waren, dass unsere Idee funktioniert. Auf LinkedIn kursieren jeden Tag zahlreiche Beiträge, in denen es heißt: Wir haben Millionen von Euro eingesammelt! Menschen erhalten also oft den Eindruck, dass die Gründung eines Unternehmens viel Geld braucht, aber das ist oftmals nicht der Fall. Man braucht vor allem Mut und ein Geschäftsmodell, das funktioniert, ohne dass es Unsummen an Startkapital verschlingt.”
Der Businessplan: Die Basis für Ihren Unternehmenserfolg
Ein Unternehmen ohne Businessplan zu gründen ist vergleichbar mit einer Wanderung durch unwegsames Gelände ohne GPS. Das Risiko einen falschen Weg einzuschlagen ist groß. Ein konkretes Konzept dient als Kompass auf Ihrer unternehmerischen Reise. Und das Wichtigste: Mit einem fundierten Businessplan können Sie potenziellen Investor:innen beweisen, dass es sich lohnt, Ihr Unternehmen zu unterstützen.
Im Netz finden Sie zahlreiche Vorlagen, an denen Sie sich orientieren können. Wichtig: Der Businessplan sollte spezifisch auf Ihr Unternehmen und Ihren Zielmarkt zugeschnitten sein und folgende Punkte enthalten:
- Executive Summary
- Vorstellung des Gründerteams
- Vorstellung der Geschäftsidee
- Zielgruppenanalyse
- Eine Analyse von Markt und Wettbewerb
- Die Marketing- und Vertriebsstrategie
- Rechtsform, Struktur und Organisation des Unternehmens
- Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken: die SWOT-Analyse
- Finanzplan
Maxime Montaclair, Mitbegründer von Ideel Garden und Qonto Nutzer
„Der Schlüssel liegt in der Strukturierung und Prognose der finanziellen Bedürfnisse Ihres Unternehmens. So vermeiden Sie, dass Sie in letzter Minute mit dem Rücken zur Wand stehen. Mit einem soliden Businessplan ist es viel einfacher herauszufinden, ob Ihre Erwartungen und die Realität übereinstimmen, da Sie Ihre Berechnungen auf objektive Daten stützen können. Um Ihren Finanzbedarf besser einschätzen zu können, müssen Sie ihn für mindestens sechs Monate im Voraus berechnen. Fundraising, Bankdarlehen und Mitarbeitereinstellungen brauchen in der Regel einige Monate, um sich auszuzahlen.”
Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es?
Sie haben Ihren Businessplan ausgearbeitet und sind fest davon überzeugt, dass Ihre Geschäftsidee erfolgversprechend ist? Hervorragend! Jetzt brauchen Sie die nötigen finanziellen Mittel, um mit Ihrem Projekt durchzustarten. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, auf die Sie zurückgreifen können.
Dazu gehören:
- Staatliche Fördermaßnahmen: In Deutschland gibt es zahlreiche Förderprogramme und Initiativen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene für Existenzgründer:innen.
- Europäische Fördermaßnahmen: Auch die Europäische Kommission bietet eine Reihe von Initiativen an, die den Zugang für KMU zu Finanzmitteln und Märkten verbessern sollen. Auf dem Finanzportal der EU finden Sie eine vollständige Liste von Agenturen und Organisationen, die Darlehen, Bürgschaften und Eigenkapitalfinanzierung anbieten.
- Lokale Inkubatoren und Accelerator: Inkubatoren und Accelerator helfen nicht nur bei der Suche nach Ressourcen, sondern sind auch hilfreich beim Aufbau von Beziehungen zu Mentoren, Investorinnen und anderen lokalen Start-ups. Die Incubator List bietet eine Auswahl der größten Akteure auf nationaler Ebene.
- Bankkredite: Bei Bankkrediten sollten Sie sich immer für die günstigsten Zinssätze entscheiden. Es gibt auch Alternativen zu den traditionellen Großbanken, darunter Online-Lösungen wie Qontos Partner iwoca, der schnelle, einfache und flexible Finanzierungsmöglichkeiten anbietet.
- Love Money: Als Love Money bezeichnet man das Investitionsgeld aus der Familie oder dem Freundeskreis. Diesen Weg gehen unter anderem Jeff Bezos, Elon Musk und Donald Trump. Der Vorteil liegt im gegenseitigen Vertrauen, aber es ist dennoch ratsam, Investitionen von Bekannten und Familienmitgliedern genauso zu behandeln wie Investitionen von externen Investor:innen, mit einem Vertrag, der die Vereinbarungen festhält.
- Crowdfunding: Das Crowdfunding ist eine kostengünstige Möglichkeit der Kapitalbeschaffung und hat den zusätzlichen Vorteil, dass Sie eine Gemeinschaft potenzieller Kunden und Kundinnen um Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung herum aufbauen können. Mit Crowdfunding können Sie von Anfang an für Furore sorgen und Ihr Projekt bekannt machen.
- Partnerunternehmen: Sie können das finanzielle Risiko teilen, indem Sie Ihre Stärken mit denen eines Partnerunternehmens aus der gleichen Branche kombinieren. Die gegenseitige Vereinbarung kann flexibel sein, da Sie keine neue Geschäftseinheit gründen müssen. Die Gründung eines Joint Ventures ermöglicht es zwei oder mehreren Unternehmen, ihre Ressourcen zu bündeln und die Schwächen des anderen auszugleichen.
- Business Angel: Während Risikokapitalgeber (VCs) eher in etablierte Unternehmen investieren, sind Angel-Investor:innen eine Finanzierungsquelle für Unternehmen in der Anfangsphase. Neben der Finanzierung sind sie auch eine wertvolle Quelle für Mentoring, Geschäftserfahrung und Netzwerkmöglichkeiten. Hier finden Sie eine Übersicht über die wichtigsten Businessangel-Netzwerke in Deutschland.
Sie sehen, die Vor- und Nachteile bzw. Risiken und Chancen bei der Unternehmensgründung sind so vielseitig wie jede Geschäftsidee selbst. Mit guter Vorbereitung, dem richtigen Fachwissen und den passenden Finanzierungsmethoden können Sie das Risiko verringern und die Chancen auf Ihren Unternehmenserfolg steigern.
- Ängste vor Finanzierung und finanzieller Unsicherheit stehen bei Jungunternehmer:innen an erster Stelle.
- Recherche, Vorbereitung und Know-how von erfahrenen Unternehmer:innen können dieser Angst entgegenwirken und die Risiken der Unternehmensgründung minimieren.
- Wenn es Bereiche gibt, die nicht zu Ihren Kompetenzen gehören, wie z. B. die rechtlichen oder buchhalterischen Aspekte, sollten Sie in Expertinnen und Experten auf diesem Gebiet investieren.
- Gründen Sie Ihr Unternehmen als Nebenerwerb aus dem Angestelltenverhältnis heraus. Das hilft Ihnen dabei, einen Businessplan aufzustellen und die Idee zu testen.
- Es gibt zahlreiche Finanzierungsmöglichkeiten, die Sie in Anspruch nehmen können. Beantragen Sie so viele Zuschüsse wie möglich auf lokaler, regionaler, nationaler und sogar europäischer Ebene.
- Erstellen Sie einen Businessplan, um Ihre Chancen auf Finanzierung zu erhöhen. Dieses Konzept wird Ihnen auch als Wegweiser für die ersten Schritte auf Ihrer unternehmerischen Reise dienen.
- Wenn Sie über ein Geschäftskonto für Gründer:innen verfügen, können Sie Ihre Finanzen jederzeit überblicken und vorausschauend planen. So werden viele Risiken bereits im Keim erstickt.