Manche Geschäftsideen sind so komplex, dass sie die Expertise mehrerer Gründer und Gründerinnen aus verschiedenen Fachbereichen erfordern. Das gilt selbstverständlich nicht für Soloselbstständige, die Ihre eigene Dienstleistung anbieten und eine One-(Wo-)Man-Show sind. Aber sobald das Geschäftsmodell so umfangreich wird, dass viele Unternehmensbereiche bedient werden müssen, ist es sehr hilfreich, die richtigen Mitstreiter:innen an Ihrer Seite zu wissen.
Allerdings sollten Sie sich diese Entscheidung wirklich gut überlegen, da Sie sich im Normalfall nicht einfach von Heute auf Morgen von Ihrem neuen Geschäftspartner bzw. Ihrer neuen Geschäftspartnerin trennen können. Sie müssen künftig alle Entscheidungen gemeinsam treffen und den aufregenden Weg der Existenzgründung miteinander bestreiten.
Sie haben schon die passende Idee für Ihre Existenzgründung, aber der richtige Co-Founder wird noch gesucht? Dann haben wir im folgenden Artikel genau die richtigen Tipps für Sie, wo Sie Ihr künftiges Startup-Team finden können und auf welche Eigenschaften Sie bei den Mitgliedern achten sollten.
Die passende Expertise für Ihren individuellen Business-Case
Natürlich gab es in der Vergangenheit auch erfolgreiche Sologründer:innen, die ihr Start-up bis zu einer bestimmten Unternehmensphase alleine hochgezogen haben. Spätestens dann, wenn Ihr Geschäft allerdings wirklich skaliert und wächst, benötigen Sie in der Regel Unterstützung. Sie möchten ja auch nicht für immer im operativen Hamsterrad gefangen sein, sondern sich weiterhin auf die strategische Ausrichtung Ihres Unternehmens fokussieren.
Oftmals ist es leichter, direkt von Anfang an mit dem richtigen Support zu starten. Das größere Netzwerk bietet Ihnen nämlich mehr Möglichkeiten zum Start Ihrer Unternehmung. Doch worauf sollten Sie bei der Suche und Auswahl des passenden Partners oder der passenden Partnerin achten?
Natürlich spielt die benötigte Expertise eine entscheidende Rolle. Wenn Sie z.B. selbst Betriebswirt:in sind und im Bereich Softwareentwicklung gründen möchten, kann Sie ein:e Informatiker:in oder ein:e UI-/UX-ler:in besser in Ihrem Vorhaben unterstützen, als zusätzliche Teammitglieder mit einem betriebswirtschaftlichen Background oder aus dem Marketing.
Suchen Sie sich daher Gründer:innen, die zu Ihrer Unternehmung fachlich passen und die einen Mehrwert in das Team einbringen. Diejenige Person muss kein absoluter Experte oder eine herausragende Spezialistin in ihrem Fach sein, um einen Kompetenzbereich in einem Startup auszufüllen. Oftmals bringt das Gründerteam das erforderliche Basiswissen aus verschiedenen Unternehmensbereichen mit, welches dann die Grundlage für alle weiteren Entscheidungen bildet. Je mehr Praxiserfahrung aus der Wirtschaft allerdings bereits vorhanden ist, desto besser ist dies in der Regel.
Wenn Sie andererseits komplett ohne das Know-How und den Rückhalt eines Teams starten möchten, müssen Sie sich selbst mit allen möglichen Herausforderungen auseinandersetzen und sich in viele fremde Arbeitsbereiche einarbeiten – das kostet letztendlich Zeit, Nerven und auch Geld. Sollten Sie einige finanzielle Rücklagen haben, können Sie fehlende Ressourcen alternativ auch über Freelancer, Agenturen und Tools - z.B. fürs Marketing - zeitweise abdecken.
Die Frage nach der richtigen Anzahl der Co-Founder wird auch maßgeblich durch die benötigte Expertise beantwortet: Je mehr Branchen-Know-How Sie benötigen und desto mehr Verantwortung Sie aufteilen müssen, desto mehr Mitgründer:innen brauchen Sie. Je größer die Anzahl der Gesellschafter:innen allerdings wird, desto mehr Konfliktpotential ist vorhanden und desto mehr Unternehmensanteile – und damit Gewinnbeteiligungen – geben Sie ab. In der Praxis hat sich daher oftmals ein Gründungsteam mit zwei bis drei Mitgründern durchgesetzt.
Natürlich müssen Mitgründer:innen auch nicht oder nicht gleichmäßig am Unternehmen beteiligt sein. Allerdings ist Geld in den Kassen eines Startups normalerweise eher knapp und damit sind keine oder nur geringe Gehaltszahlungen in der Anfangszeit möglich. Daher ist es schwierig, motivierte Partner:innen zu finden, die weder ein entsprechendes Gehalt, noch eine attraktive Beteiligung an der Firma erhalten.
Teamspirit und Soft Skills: Die Erfolgsfaktoren für ein harmonisches Gründerteam
Allerdings ist eine Komponente bei der Auswahl der richtigen Mitgründer:innen noch deutlich wichtiger als die des Branchen-Know-Hows: Es muss (zwischen-)menschlich einfach passen. Das scheint auf den ersten Blick zweitrangig, ist aber definitiv einfacher gesagt als getan. Lesen Sie im Folgenden warum:
Bei der Gründung eines Startups ist die Euphorie über das neue Vorhaben und die vielen Entwicklungsmöglichkeiten sehr hoch. Das Team ist motiviert und bereit, alles für die Idee und den Unternehmenserfolg zu geben. Doch mit der Zeit – die Frage ist nicht ob, sondern wann – wird es zu den ersten großen Herausforderungen und Krisen kommen. Das könnten beispielsweise geplatzte Finanzierungsrunden, Markenrechtsverletzungen, abgesprungene Großkunden und -kundinnen, ausbleibende Zahlungen oder auch gescheiterte Produkttests sein. Die Frage ist dann, wie sehr das Gründerteam zusammenhält und diese aufgetretene Krise löst.
Bröckelt dieses sensible Gefüge und entstehen Spannungen zwischen den Teammitgliedern, kann ein Unternehmen nicht nachhaltig und langfristig aufgebaut werden. Dafür muss es nicht einmal zu existenziellen Notlagen kommen. Selbst die flachen Hierarchieebenen, unterschiedliche Gehaltsvorstellungen oder die Aufgabenverteilung liefern Spannungspotential zwischen Gründern und Gründerinnen. Daher ist es umso wichtiger, dass Sie sich untereinander wirklich gut verstehen, diplomatisch miteinander umgehen und offen kommunizieren.
Das ist auch ein Punkt, auf den potentielle Investor:innen großen Wert legen. Viele Geldgeber:innen investieren nämlich nicht nur in attraktive Zahlen und profitable Geschäftsmodelle, sondern in authentische und heterogene Gründerteams. Daher ist es nicht nur wichtig, dass Sie sich fachlich gut ergänzen, sondern auch, dass Sie Ihre ganz persönlichen Stärken und Schwächen realistisch einschätzen.
Tipp: Wenn Sie sich unsicher sind, ob Sie im Team auf Dauer gut zusammenarbeiten können, verbringen Sie vor der Gründung testweise einige Zeit auf engem Raum zusammen – z.B. bei einer Workation (Verschmelzung von Arbeit und Urlaub) in einem kleinen Appartement. So lernen Sie sich sehr schnell kennen, auch abseits des Arbeitsalltags.
Wo finden Sie die passenden Mitgründer?
Wenn Sie nun besser beurteilen können, wie viele Co-Founder und welche Fähigkeiten Sie für Ihre Gründung benötigen, steht der Suche nichts mehr im Wege. Doch wo finden Sie Gleichgesinnte? Wir stellen Ihnen nachfolgend einige Möglichkeiten und Tipps vor, mit denen Sie Erfolg haben könnten:
Online-Plattformen
Es existieren zahlreiche Matching-Plattformen im Internet für die Suche von geeigneten Mitgründer:innen. Auf diesen Seiten kann man in der Regel auswählen, ob man die Ideengeberin ist oder der suchende Co-Founder. Auch bieten Filter die Optionen, nach Städten oder Berufsfeldern zu sortieren. Das Angebot teilt sich in nationale (z.B. Founderio aus Berlin) und internationale Plattformen (z.B. FoundersNation) auf. Die folgenden Seiten und Tools können in diesem Zusammenhang für Sie interessant sein:
- letslunch.com
- founders-nation.com
- cofounderslab.com
- founderio.com
- starthawk.io
- gründerszene.de
- mitgründer.com
- juststartup.de
- startupsucht.com
- meetup.com
Soziale Netzwerke
Wir verbringen sehr viel Zeit in den sozialen Medien. Natürlich hat sich mit der Zeit auch hier ein Austausch von Gründungsinteressierten etabliert. Mittlerweile finden Sie bei Facebook mehrere Gruppen, die nur für die Suche von Startup-Teammitgliedern eröffnet wurden. Auch in den bekannten Business-Netzwerken, wie z.B. XING oder LinkedIn, bestehen entsprechende Gruppen aus der Gründerszene. Gleichzeitig können Sie über passende Hashtags und Ihr Netzwerk wertvolle Kontakte aufbauen.
Gründer-Veranstaltungen
Natürlich können Sie auch direkt einen großen Wert auf das persönliche Kennenlernen legen und offline nach Gründungsinteressierten suchen. Hier gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Formaten, die von Region zu Region variieren. Schauen Sie doch mal in Ihrer Umgebung nach den folgenden Events:
- Gründer-/Unternehmer-Stammtische
- Afterwork-Partys
- Gründer-Treffen des BNI (Business Network International)
- Gründer-Speed-Dating (z.B. organisiert vom FAZ Institut)
- IHK-Events
- Messen und Startup-Events (z.B. Hinterland of Things, Bits & Pretzels, OMR, Startupnight oder hub.Berlin)
Direktes Umfeld
Manchmal müssen Sie auch gar nicht erst in die weite Welt hinaus, um den perfekten Co-Founder zu finden. Mit etwas Glück befindet sich die passende Person unmittelbar in Ihrem bisherigen Umfeld. Vielleicht gibt es in Ihrem Bekannten-, Freundes- oder Familienkreis eine/n potentielle/n Geschäftspartner:in. Thematisch naheliegend kann natürlich auch ein Kontakt aus der Uni oder bei der Arbeit sein. Scheuen Sie sich nicht davor, von Ihrer neuen Geschäftsidee zu erzählen. Ein ehrliches Feedback kommt oftmals von Personen oder Gruppen, denen Sie nicht sehr nahe stehen und die daher kein Blatt vor den Mund nehmen. Haben Sie keine Angst davor, dass Ihnen jemand die Idee klauen wird - der Austausch wird Ihre Planungen vor dem Start vielmehr bereichern.
- Der/die richtige Mitgründer:in Ihres Startups sollte sowohl fachlich als auch menschlich zu Ihnen passen.
- Testen Sie im Zweifelsfall die Zusammenarbeit vor der Gründung und lernen Sie sich ausreichend kennen.
- Es ist kein Vertrauensbruch, wenn Sie darauf bestehen, einen Vertrag mit den wichtigsten Inhalten vor dem Start Ihrer Partnerschaft zu erstellen.
- Geeignete Co-Founder lassen sich auf Online-Plattformen (z.B. Founderio), Offline-Events (z.B. Startup-Events), in sozialen Netzwerken (z.B. Gruppen bei LinkedIn) oder in Ihrem unmittelbaren Umfeld (z.B. Familie und Freunde) finden.
- Die Gründung im Team erhöht nicht nur Ihre eigenen Erfolgschancen, sondern wirkt sich gleichzeitig auch positiv auf die Suche nach Investor:innen aus.
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