Anders als es zunächst den Anschein erweckt, ist eine Dachgesellschaft, auch unter dem englischen Begriff Holding bekannt, keineswegs nur internationalen Großunternehmen vorbehalten. Auch für KMU und Start-ups kann sich die Organisationsform lohnen. Welche Vor- und Nachteile die Dachgesellschaft mit sich bringt und worauf Sie bei der Gründung achten sollten, erfahren Sie in diesem Artikel.
Holding: Alle Unternehmen unter einem Dach
Eine Dachgesellschaft oder Holding setzt sich aus mindestens zwei rechtlich eigenständigen Unternehmen zusammen, die als Mutter- und Tochtergesellschaft zueinander in Beziehung stehen. Die Dachgesellschaft fungiert dabei als Muttergesellschaft, die mindestens 10 % der Anteile an den Tochtergesellschaften hält.
1. Die Management Holding
Bei einer Management Holding, auch als strategische Holding bekannt, erfolgt eine Trennung der strategischen und operativen Aufgaben. Die Dachgesellschaft übernimmt hier ausschließlich leitende Aufgaben und verfügt über kein operatives Geschäft.
2. Die operative Holding
Anders als bei einer Management Holding ist die operative Holding selbst am Markt aktiv und erbringt hauptsächlich die Leistungserstellung und -verwertung. Die Tochtergesellschaften erfüllen dabei eine ergänzende oder unterstützende Funktion.
3. Die Finanz-Holding
Die Finanz-Holding ist das Gegenstück zur operativen Holding. Dabei gibt die Muttergesellschaft alle Aufgaben an die Tochtergesellschaften ab, mit Ausnahme von Finanzentscheidungen. Die Finanz-Holding gibt also alle finanziellen Zielgrößen vor und nimmt auch Einfluss auf Personalentscheidungen der obersten Führungspositionen.
4. Die strukturelle Holding
Die strukturelle Holding, auch organisatorische Holding genannt, nimmt Einfluss auf die interne Organisation der Tochtergesellschaften und unterteilt sie zum Beispiel in verschiedene Sparten oder Geschäftsbereiche. So kann die Dachgesellschaft mit mehreren Marken gleichzeitig am Markt tätig sein.
5. Die Beteiligungs-Holding
Bei der Beteiligungsholding fungiert die Dachgesellschaft lediglich als Gesellschafter, wobei das operative Geschäft ausschließlich von den Tochterunternehmen übernommen wird. Als Rechtsform kommt hier oft die UG (haftungsbeschränkt) zum Einsatz. Daher ist die Beteiligungsholding auch für kleine Unternehmen interessant, die über kein hohes Stammkapital verfügen.
Worin liegen die Vorteile einer Dachgesellschaft?
Mehrere Unternehmen als Dachgesellschaft zu etablieren bietet verschiedene Vorzüge, dazu gehören:
Steuerliche Vergünstigungen
Das größte Plus dieser Organisationsstruktur ist die Steuerersparnis, da die erwirtschafteten Gewinne der Tochtergesellschaften steuerfrei an die Muttergesellschaft übergehen. Hält die Dachgesellschaft mindestens 10 % der Anteile am Tochterunternehmen, sind 95 % der Beträge für die Holding steuerfrei. Es fallen dann lediglich 5 % Gewerbesteuer und Körperschaftsteuer an. Die effektive Steuerlast beträgt dabei zwischen 1,5 und 2 Prozent.
Schutz im Haftungsfall
Die Dachgesellschaft haftet nicht für Tochtergesellschaften, sodass die Gewinne, die an sie übergegangen sind, im Haftungsfall oder bei einer Insolvenz nicht angetastet werden können.
Strategischer Vermögensaufbau
Die Holding verwahrt die Unternehmensgewinne, die durch Steuerbefreiungen profitiert. Dieses Vermögen kann schließlich steuergünstig reinvestiert werden, zum Beispiel in Immobilien, Aktien oder andere Unternehmen. Somit eignet sich die Dachgesellschaft auch zum strategischen Vermögensaufbau.
Und welche Nachteile hat die Dachgesellschaft?
Von den steuerlichen Vorteilen einer Holding profitieren die Gesellschafter:innen nur so lange, wie sich das Vermögen des Unternehmens in der Dachgesellschaft befindet. Möchten sich die Teilhaber:innen Geld auszahlen, müssen sie für die Beträge Einkommensteuer zahlen. Ein weiterer Nachteil der Holding liegt im relativ hohen administrativen Aufwand, da für jedes Unternehmen eine separate Buchhaltung und Jahresabschlüsse erforderlich sind.
Was bedeutet die Dachgesellschaft für KMU und Start-ups?
Die Etablierung einer Beteiligungsgesellschaft ist vor allem für Gründer:innen von Start-ups sinnvoll, die einen schnellen Exit anstreben und ihre Unternehmungen nach einigen Jahren bereits wieder verkaufen möchten. Denn nicht nur die erwirtschafteten Gewinne der Tochterunternehmen fließen an die Muttergesellschaft, auch beim Verkauf geht der Veräußerungserlös nahezu steuerfrei an die Dachgesellschaft über. Würde das Gründerteam ohne die Organisationsform der Holding verkaufen, käme das Teileinkünfteverfahren zum Einsatz, das 60 Prozent der betrieblichen Kapitalerträge vorsieht.
Als Rechtsform für eine Dachgesellschaft eignet sich zum Beispiel die GmbH oder AG. Eine kostengünstige Alternative bietet auch die UG, da das Stammkapital hier lediglich einen Euro pro UG umfasst. Bei dieser Wahl sollte das Gründerteam jedoch berücksichtigen, dass sie sich dazu verpflichten, zunächst 25.000 Euro anzusparen, bevor sie sich Gewinne auszahlen.
Auch für KMU, die schon länger am Markt etabliert sind und neue Geschäftsfelder erschließen möchten, lohnt sich die Holdingstruktur. Das Risiko verringert sich, da ein neuer Bereich dank des Haftungsausschlusses als separate Tochtergesellschaft erprobt werden kann, ohne die Dachgesellschaft oder andere Tochterunternehmen zu gefährden.
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Beispiele der größten Dachgesellschaften in Deutschland
In Deutschland gibt es verschiedene Unternehmen, die als Holdinggesellschaften aufgebaut sind. Die größten und bekanntesten Dachgesellschaften sind zum Beispiel die Media-Saturn-Holding , Porsche Automobil, Kabel Deutschland oder Telefónica Deutschland.
- Eine Dachgesellschaft oder Holding besteht aus mindestens zwei rechtlich eigenständigen Unternehmen – der Mutter- und Tochtergesellschaft.
- Als Rechtsform der Dachgesellschaft wird eine Kapitalgesellschaft gewählt, dazu gehören z.B. UG, GmbH, AG oder Limited.
- Der größte Vorteil einer Holding liegt in der Steuerersparnis, im Haftungsschutz und der Möglichkeit des Vermögensaufbaus.
- Die Dachgesellschaft eignet sich besonders für Start-ups, die einen schnellen Exit anstreben sowie für etablierte KMU, die neue Geschäftsfelder erproben möchten ohne zu große Risiken einzugehen