Stille Reserven
Stille Reserven sind als Rücklagen anzusehen und werden auch als stille Rücklagen, Bewertungsreserven oder unsichtbares Kapital bezeichnet. Es handelt sich um Vermögenswerte oder Schulden eines Unternehmens, welche vorerst nicht in der Bilanz vermerkt werden.
Es handelt sich also um die Differenz zwischen dem tatsächlichen Reinvermögen eines Unternehmens und dem Reinvermögen, welches in der Bilanz vermerkt wurde.
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Wie entstehen stille Reserven?
Mögliche Gründe für die Entstehung einer stillen Reserve sind eine Inflation, eine falsche Berechnung einer Abschreibung oder die Nutzung von Bewertungsspielräumen. Stille Reserven können auch entstehen, wenn Sie als Unternehmer:in einen Verkauf vollziehen und der genaue Gewinn erst bei Begleichung der Rechnung bekannt wird.
Stille Reserve – Ein Beispiel
Nehmen wir an, der tatsächliche Vermögenswert beträgt 1000 € und die Schulden betragen 500 €, woraus sich eine Differenz von 500 € ergibt. In der Bilanz wurde ein Vermögenswert von 600 € und Verbindlichkeiten im Wert von 300 € angegeben, woraus eine Differenz von 300 € resultiert.
Da die stillen Reserven die Differenz zwischen dem tatsächlichen Wert und dem Bilanzwert beschreibt, ergibt sich eine stille Reserve in Höhe von 200 €. Eins der bekanntesten Beispiele für stille Reserven ist die Abschreibung eines Firmenwagens.
Warum werden stille Reserven gebucht?
Stille Reserven werden gebildet, um den Gewinn eines Unternehmens für Außenstehende niedriger scheinen zu lassen, als er tatsächlich ist. Dies wiederum wirkt sich auf eine niedrige Steuerzahlung des Unternehmens aus, was ein Ziel für ein jedes Unternehmens darstellt.
Das bedeutet nicht, dass sich das Unternehmen nicht an die Steuergesetze hält, da die Bildung einer stillen Reserve mit der Befolgung gewisser Regeln erlaubt ist und die Besteuerung der Beträge zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt.
Der jeweilige Betrag des Vermögensgegenstandes wird lediglich später versteuert, wobei ein Grenzbetrag für stille Reserven gesetzlich festgelegt ist.
Manchmal werden stille Reserven auch als Eigenkapital eines Unternehmens bezeichnet, da sie zur Finanzierung gewisser Vorhaben innerhalb des Unternehmens oder zur Gewinnerhöhung genutzt werden können.
Wie werden stille Reserven gebucht und aufgelöst?
Die Buchung einer stillen Reserve kann durch die Unterbewertung von Aktiva oder die Überbewertung eines Passiva Posten entstehen. Stille Reserven werden nicht in der Bilanz, sondern lediglich als Saldo in der internen Bilanz des Unternehmens verbucht.
Sobald eine stille Reserve aufgelöst wird, muss dieser Vorgang jedoch in der Bilanz erfasst werden. Häufig lösen sich stille Reserven nach gewisser Zeit von selbst auf, indem beispielsweise ein Vermögensgegenstand, der zu niedrig bewertet wurde, verkauft wird oder Schulden beglichen werden.
In der Bilanz muss somit der Verkaufspreis aufgeführt werden. Allerdings können Unternehmen stille Reserven auch selbst auflösen, indem die Posten in der Bilanz korrigiert werden und ein anderer Wert aufgeführt wird. Zu guter Letzt gibt es auch stille Reserven, die nie aufgelöst werden, wie beispielsweise eine Immobilie zur Nutzung des Betriebes, dessen Wert sich gesteigert hat.
Hier sollten Sie sich je nach Vorfall über gewisse Buchungsprinzipien informieren, die es zu beachten gilt. Eine Abschreibung durch Sachanlagen erfolgt beispielsweise durch das vorhin bereits genannte, sehr bekannte Beispiel des Firmenwagens: bis auf 1 € werden Sachanlagen linear abgeschrieben.
Allerdings ist ein Firmenwagen zum Zeitpunkt der Buchung noch deutlich mehr wert, weswegen die Differenz zwischen aktuellem Wert und Verkaufspreis in der Bilanz aufgeführt und dementsprechend versteuert werden muss.
Wenn Sie sich nicht sicher sind, wie Sie stille Reserven in der Praxis verbuchen sollen, kann Ihnen eine Bilanzsoftware dabei helfen. Im idealtypischen Fall sieht eine Bilanz dann wie folgt aus:
Stille Reserven: Wie ist die Gesetzeslage?
Die Gesetzeslage rund um das Thema stille Reserven erscheint unklar, da sowohl im Handelsgesetzbuch als auch im Steuerrecht Regeln niedergeschrieben sind.
Das Problem besteht darin, dass zwischen diesen Aussagen Widersprüche auftauchen. Während das Handelsgesetzbuch das strenge Niederstwertprinzip vorschreibt, besagt das Steuerrecht, dass die Gewinne höchstmöglich aufgeführt werden müssen.
Hier tritt das sogenannte Aktivierungswahlrecht für Unternehmen in Kraft. Eine Aktivierung bedeutet, dass Unternehmen Vorgänge nicht als Aufwand, sondern als Aktivposten in der Bilanz verbuchen und somit eine Erhöhung der Bilanzsumme entsteht.
Das Aktivierungswahlrecht besagt, dass für Unternehmen zwar die Möglichkeit besteht, eine Aktivierung vorzunehmen, sie allerdings nicht der Pflicht zur Aktivierung unterliegen. Hierbei sollten Sie beachten, dass sich das Aktivierungswahlrecht immer auf den Bilanzansatz beziehen muss.
Fazit – Stille Reserven
Merken Sie sich also, dass stille Reserven die Differenz des tatsächlichen Vermögens und des Reinvermögens beschreiben, welches in der Bilanz aufgeführt wird. Stille Reserven können aus vielen verschiedenen Gründen entstehen, wobei in der Bilanz eine Unterbewertung eines Aktiva Posten oder eine Überbewertung eines Passiva Posten vorliegt.
Der Zweck hinter stillen Reserven ist, das Vermögen eines Unternehmens nach außen niedriger wirken zu lassen, als es tatsächlich ist und die Steuerzahlungen somit zu senken. Dieses Vorgehen ist erlaubt, solange Sie die Höchstgrenze von stillen Reserven nicht überschreiten und die Prinzipien befolgen.
Stille Reserven werden vorerst nur in der internen Bilanz aufgeführt. Wenn sie allerdings aufgelöst werden, müssen sie ordnungsgemäß in der Bilanz aufgeführt und die jeweiligen Beträge entsprechend versteuert werden.
Eine Auflösung kann entweder automatisch erfolgen, indem ein Vermögensgegenstand verkauft oder Schulden beglichen werden. Ein Unternehmen kann auch Änderungen in den Beträgen vornehmen und somit stille Reserve auflösen.
Die Gesetzesgrundlagen des Handelsgesetzbuches und des Steuerrechtes widersprechen sich bezüglich der Buchung von stillen Reserven, wobei für Unternehmen das Aktivierungswahlrecht in Kraft tritt.