Rechnungslegung
Die Rechnungslegung hilft, Transparenz über die finanzielle Situation von Unternehmen zu schaffen und gesetzliche Vorgaben zu erfüllen. Sie ermöglicht es Ihnen, fundierte Entscheidungen zu treffen, sei es bei Investitionen, der Bewertung von Risiken oder der strategischen Planung.
In diesem Artikel erfahren Sie alles Wissenswerte über die verschiedenen Arten der Rechnungslegung, deren Aufgaben und die maßgeblichen Standards, die in Deutschland und international gelten.
Rechnungslegung bezeichnet die systematische Erfassung und Dokumentation von Geschäftsvorfällen sowie die Erstellung von Abschlüssen wie Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung.
Sie dient zwei Hauptzwecken:
- Information über die Lage und Entwicklung eines Unternehmens
- Rechenschaft über die Verwendung von finanziellen Mitteln
Durch die Rechnungslegung erhalten Stakeholder:innen wie Investor:innen, Gläubiger:innen und Behörden einen Einblick in die wirtschaftliche Situation des Unternehmens. Sie bildet die Grundlage für wichtige unternehmerische Entscheidungen und erfüllt gesetzliche Anforderungen.
Welche Arten der Rechnungslegung gibt es?
Es gibt zwei Hauptarten der Rechnungslegung: interne und externe Rechnungslegung.
Die interne Rechnungslegung dient der Unternehmensführung und umfasst Bereiche wie Kostenrechnung und Budgetierung. Die externe Rechnungslegung richtet sich an externe Stakeholder:innen und beinhaltet die Erstellung von Jahresabschlüssen und Lageberichten gemäß gesetzlichen Vorschriften.
Interne Rechnungslegung
Die interne Rechnungslegung, auch als Controlling oder Management Accounting bezeichnet, dient primär der Unternehmensführung. Sie umfasst:
- Kostenrechnung
- Investitionsrechnung
- Budgetierung
- Kennzahlenanalyse
Diese Informationen werden für interne Entscheidungsprozesse und die Steuerung des Unternehmens genutzt.
Externe Rechnungslegung
Die externe Rechnungslegung, auch als Financial Accounting bekannt, richtet sich an externe Stakeholder:innen wie Investor:innen, Gläubiger:innen und Behörden. Sie beinhaltet:
- Jahresabschluss (Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung)
- Lagebericht
- Anhang
- Kapitalflussrechnung (bei größeren Unternehmen)
Die externe Rechnungslegung unterliegt strengen gesetzlichen Vorschriften und Rechnungslegungsstandards.
Was sind die Aufgaben der Rechnungslegung?
Die Aufgaben der Rechnungslegung sind die Bereitstellung finanzieller Informationen, die Dokumentation von Geschäftsvorfällen, die Rechenschaft über die Verwendung von Mitteln, die Grundlage für Steuerberechnungen, die Kontrolle der Geschäftsführung und die Unterstützung bei der Planung zukünftiger Entscheidungen.
- Informationsfunktion: Bereitstellung relevanter finanzieller Informationen für Stakeholder:innen
- Dokumentationsfunktion: Systematische Erfassung aller Geschäftsvorfälle
- Rechenschaftsfunktion: Nachweis über die Verwendung von Ressourcen und Kapital
- Zahlungsbemessungsfunktion: Grundlage für die Berechnung von Steuern und Ausschüttungen
- Kontrollfunktion: Ermöglichung der Überprüfung der Geschäftsführung
- Planungsfunktion: Basis für zukünftige Unternehmensentscheidungen
Die Rechnungslegung soll ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens vermitteln.
Wer ist zur Rechnungslegung verpflichtet?
Die Rechnungslegungspflicht und der Umfang der Pflichten können je nach Rechtsform und Unternehmensgröße variieren. Kleinere Unternehmen und Freiberufler:innen haben oft vereinfachte Anforderungen.
In Deutschland sind grundsätzlich zur Rechnungslegung verpflichtet:
- Kaufleute im Sinne des Handelsgesetzbuchs (HGB)
- Kapitalgesellschaften (z.B. GmbH, AG)
- Personenhandelsgesellschaften ohne natürliche Personen als persönlich haftenden Gesellschafter:innen (z.B. GmbH & Co. KG)
- Genossenschaften
- Bestimmte Einzelunternehmen und Personengesellschaften, abhängig von Umsatz und Gewinn
Rechnungslegungsvorschriften: Welche Standards regeln die Rechnungslegung?
Die Rechnungslegung wird hauptsächlich durch das Handelsgesetzbuch (HGB) und die International Financial Reporting Standards (IFRS) geregelt.
Das HGB legt besonderen Wert auf Gläubigerschutz und umfasst Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung, Ansatz- und Bewertungsvorschriften, sowie Vorgaben zur Gliederung von Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung. IFRS fokussiert auf die Informationsfunktion für Investor:innen mit umfassenden Offenlegungspflichten und dem Prinzip der Fair-Value-Bewertung.
Rechnungslegung nach HGB
Das HGB legt besonderen Wert auf das Vorsichtsprinzip und den Gläubigerschutz. Es ist für alle Kaufleute und Kapitalgesellschaften in Deutschland verbindlich.
Es regelt:
- Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung (GoB)
- Ansatz- und Bewertungsvorschriften
- Gliederung von Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung
- Aufstellungsfristen und Offenlegungspflichten
Rechnungslegung nach IFRS
Die International Financial Reporting Standards (IFRS) sind internationale Rechnungslegungsstandards, die vom International Accounting Standards Board (IASB) herausgegeben werden. Charakteristika der IFRS sind:
- Fokus auf Informationsfunktion für Investor:innen
- Prinzip der Fair-Value-Bewertung
- Detaillierte Offenlegungspflichten
- Konzernabschlussorientierung
Seit 2005 müssen kapitalmarktorientierte Unternehmen in der EU ihren Konzernabschluss nach IFRS erstellen. Für andere Unternehmen ist die Anwendung der IFRS im Abschluss optional.
Abgrenzung zu verwandten Disziplinen
Um die Rechnungslegung komplett zu verstehen, sollte man sie außerdem von anderen Bereichen abgrenzen.
Was ist der Unterschied zwischen Buchhaltung und Rechnungslegung?
Buchhaltung und Rechnungslegung sind eng miteinander verbunden, unterscheiden sich aber in ihrem Fokus:
- Buchhaltung: Erfassung und Dokumentation aller Geschäftsvorfälle im laufenden Geschäftsjahr. Sie bildet die Grundlage für die Rechnungslegung.
- Rechnungslegung: Zusammenfassung und Auswertung der Buchhaltungsdaten zur Erstellung von Jahresabschlüssen und anderen Berichten. Sie umfasst auch die Interpretation und Präsentation der Daten.
Die Buchhaltung ist somit ein Teil der Rechnungslegung, aber die Rechnungslegung geht darüber hinaus, indem sie die Daten analysiert und für verschiedene Stakeholder:innen aufbereitet.
Was ist der Unterschied zwischen Rechnungslegung und Rechnungswesen?
Rechnungslegung und Rechnungswesen sind verwandte, aber unterschiedliche Konzepte:
- Rechnungslegung: Konzentriert sich auf die Erstellung und Präsentation von Finanzberichten, hauptsächlich für externe Stakeholder:innen. Sie umfasst primär die externe Rechnungslegung.
- Rechnungswesen: Ein breiterer Begriff, der sowohl die externe als auch die interne Rechnungslegung umfasst. Es beinhaltet alle Prozesse der Erfassung, Verarbeitung und Auswertung von finanziellen Informationen im Unternehmen.
Das Rechnungswesen bildet also den Überbegriff, unter dem die Rechnungslegung als ein wichtiger Teilbereich neben anderen Funktionen wie Controlling und Kostenrechnung angesiedelt ist.