Eigenkapital
Das Eigenkapital stellt das Reinvermögen eines Unternehmens oder einer Privatperson dar. Im Gegensatz dazu steht das Fremdkapital, das die Schulden von Unternehmen oder Privathaushalten umfasst.
In der Betriebswirtschaftslehre existieren unterschiedliche Definitionen für den Begriff Eigenkapital, die jeweils unterschiedliche Aspekte betrachten. Zu diesen Aspekten zählen die Fragen, wo das Kapital herkommt, ob das Kapital unbefristet verfügbar ist oder zurückgezahlt werden muss oder ob es in der Bilanz als Aktiva oder Passiva aufgeführt wird.
Eigenkapital von Unternehmen in der Bilanz
In Unternehmen bezeichnet der Anteil am Gesamtkapital, der vor den Gesellschafter:innen oder Eigentümer:innen eingebracht wurde, das Eigenkapital. Es stellt das Fundament dar, auf dem sich Unternehmen gründen und weiterentwickeln. Kapital, das von der Bank oder anderen Investoren kommt, gilt dagegen als Fremdkapital. Das Handelsgesetzbuch (HGB) unterscheidet verschiedene Arten von Eigenkapital, die in der Bilanz als Passiva aufgeführt werden (vgl. § 266 HGB):
Gezeichnetes Kapital
In Kapitalgesellschaften bezeichnet das gezeichnete Kapital den Anteil, auf den die Haftung der Gesellschafter:innen gegenüber den Kreditgebenden für die Verbindlichkeiten des Unternehmens beschränkt ist. In einer Aktiengesellschaft (AG) wird es als Grundkapital, in einer GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung) als Stammkapital ausgewiesen.
Kapitalrücklage
Kapitalgesellschaften sind dazu verpflichtet, eine Rücklage zu bilden. Als Kapitalrücklage werden Beträge ausgewiesen, die auf die folgende Weise erzielt werden:
- Ausgabe von Gesellschaftsanteilen
- Ausgabe von Schuldverschreibungen für Wandlungsrechte
- Ausgabe von Optionsrechten zum Erwerb von Anteilen
- Zuzahlungen der Gesellschafter:innen
Gewinnrücklagen
Gewinnrücklagen werden aus dem Jahresgewinn eines Unternehmens zurückbehalten. Bei diesen Rücklagen kann es sich laut Handelsgesetzbuch um folgende Finanzarten handeln:
- Gesetzliche Rücklagen
- Rücklagen für Anteile an einem herrschenden oder mehrheitlich beteiligten Unternehmen
- Satzungsmäßige Rücklagen
- Sonstige Gewinnrücklagen
Gewinn- und Verlustvortrag
Bleibt am Ende eines Geschäftsjahres ein Restgewinn über, kann dieser im Rahmen der Bilanzierung als Gewinnvortrag auf die Bilanz des kommenden Geschäftsjahres vorgetragen werden. Beim Verlustvortrag handelt es sich um die Summe der noch nicht mit Gewinnen verrechneten kumulierten Verluste aus den Vorjahren.
Jahresüberschuss und Jahresfehlbetrag
Ergibt sich aus Erträgen und Aufwendungen innerhalb einer Rechnungsperiode eine positive Differenz, spricht man im Rechnungswesen von einem Jahresüberschuss. Ein negativer Jahresüberschuss wird als Jahresfehlbetrag bezeichnet.
Eigenkapital in Unternehmen als betriebswirtschaftliche Kennzahl
Der Anteil des Eigenkapitals eines Unternehmens hat Auswirkungen auf seine Rentabilität und das Ansehen am Markt und bei potenziellen Geldgebern. In diesem Zusammenhang sind Kennzahlen wie die Eigenkapitalquote, die Eigenkapitalrentabilität und der Anlagendeckungsgrad relevant, um zu beurteilen, ob sich ein Unternehmen positiv entwickelt.
Eigenkapital als Merkmal prosperierender Unternehmen
Unternehmen mit einem hohen Anteil an Eigenkapital verfügen über eine hohe Reputation am Markt und bei Geldgeber:innen. Mithilfe der Eigenkapitalquote wird das vorhandene Eigenkapital in Relation zu dem Fremdkapital gesetzt. Liegt der Anteil des Eigenkapitals bei mindestens 20 %, genießen Unternehmen einen guten Ruf bei Banken und Investoren.
Vorteile und Nachteile hoher Eigenkapitalquoten
Unternehmen, die über ausreichend Eigenkapital verfügen, sind häufig in der Lage, Investitionen auch ohne Fremdkapital zu tätigen. Obwohl sie als besonders kreditwürdig gelten, macht sie eine entsprechende Eigenkapitalquote unabhängig von fremden Geldgeber:innen. Ganz ohne Fremdkapital kommen sie dennoch nicht aus. Die Aufnahme eines Kredits kann sich für bestimmte Investitionen durchaus rechnen, da die anfallenden Zinsen den Gewinn und damit die Steuerlast mindern.
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Eigenkapital in Privathaushalten
Bei Privatpersonen findet der Begriff hauptsächlich bei der Immobilienfinanzierung Anwendung. Um bei der Bank einen Kredit für die Finanzierung eines Bauvorhabens oder den Kauf einer Wohnimmobilie zu beantragen, benötigen Antragsteller:innen Eigenkapital, um die Bau- bzw. Kaufnebenkosten zu decken und der Bank eine gewisse Sicherheit bei der Kreditvergabe zu garantieren. Dabei gilt: Je mehr Eigenkapital aufgebracht werden kann, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Bank den gewünschten Kredit gewährt. Zudem senkt ein höherer Anteil an Eigenkapital die Zinsen und sorgt für bessere Konditionen bei der Bank.
- Bankguthaben (Girokonto, Sparbücher, Tagesgeldkonten)
- Bausparverträge
- Versicherungen
- Wertpapiere
- oder Immobilien
Eigenkapital berechnen
Wer auf Fremdkapital angewiesen ist, sollte vor dem obligatorischen Banktermin die Höhe seines vorhandenen Eigenkapitals berechnen. Besteht das Eigenkapital aus Aktien, Anleihen und Fondsanteilen, müssen bei der Berechnung Kursschwankungen berücksichtigt werden. Für die Erstellung eines langfristigen Tilgungsplanes sollten zudem auch Kapitalanlagen berücksichtigt werden, auf die erst zu einem späteren Zeitpunkt zurückgegriffen werden kann.
Um auch bei unvorhergesehene Ausgaben liquide zu bleiben, sollte Unternehmer:innen zudem drei bis sechs Nettogehälter von der Gesamtsumme abziehen und als Reserve zurückbehalten, um mögliche Verluste aufzufangen und auszugleichen.