Rückstellungen
In der Fachsprache wird oft von Rückstellungen gesprochen, welche man in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung und somit auch in der Steuererklärung aufführen muss. Aber was versteckt sich eigentlich hinter diesem Begriff und was muss man als Unternehmer beachten?
Rückstellungen werden gebildet für alle Verbindlichkeiten, die ein Unternehmer für das künftige Jahr voraussieht, dessen Zeitpunkt und Betrag bzw. mindestens eine dieser Komponenten aber zum Stichtag der Bilanz noch nicht genau angegeben werden können. Rückstellungen sind nicht mit Rücklagen zu verwechseln, da diese im Gegensatz zu Rückstellungen nicht zweckgebunden sind.
Im Handelsgesetz ist festgelegt, für welche Arten von Kosten Rückstellungen gebildet werden dürfen oder sogar müssen und für welche ein sogenanntes Passivierungsverbot, also das Verbot der Bildung einer Rückstellung, besteht.
Die Passivierungspflicht besteht für die sogenannten Pensionsrückstellungen, Steuerrückstellungen und Sonstigen Rückstellungen. Pensionsrückstellungen beziehen sich auf die Zusagen der Pensionszahlungen des Unternehmers an seine Mitarbeiter.
Des Weiteren gibt es die Steuerrückstellungen, welche sich auf die Steuern aus dem Geschäftsjahr beziehen, dessen Höhe noch nicht bekannt ist. Unter sonstige Rückstellungen fallen alle anderen Rückstellungen, die nicht den eben erklärten zuzuordnen sind. Ein Beispiel hierfür wäre eine Rückstellung für Bonuszahlungen.
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Welche Formen von Rückstellungen gibt es?
Bei den Formen der Beträge, für die die Möglichkeit einer Rückstellungsbildung besteht, wird zwischen zwei Hauptformen der Rückstellungen unterschieden: Schuldrückstellungen und Aufwandsrückstellungen.
Schuldrückstellungen entstehen durch eine Verbindlichkeit gegenüber Schuldnern. Hier gibt es die ungewissen Verbindlichkeiten, wie zum Beispiel Kosten eines Rechtsprozesses, die noch nicht klar zu bestimmen sind.
Darüber hinaus gibt es die sogenannten Drohverlustrückstellungen, welche eventuell auftretende Verluste aus noch laufenden Geschäften verzeichnen. Die letzte Kategorie der Schuldrückstellung sind die Kulanzrückstellungen, welche zum Kundenservice gehören und zum Beispiel bei der Rücknahme eines defekten Produktes entstehen können.
Aufwandsrückstellungen entstehen durch wirtschaftliche Verbindlichkeiten firmenintern und somit ohne Verpflichtung gegenüber einem Dritten. Hierzu gehören zum einen Instandhaltungskosten, die durch die Ausführung der Reparatur im nächsten Geschäftsjahr auch als Rückstellung aufgeführt werden müssen.
Hierbei gilt zu beachten, dass der bis dato errechnete Betrag der Reparatur aufgeführt werden muss und dass eine Ausführungsfrist dieser Arbeiten von 3 Monaten besteht. Wenn diese Frist nicht eingehalten werden kann, besteht ein Passivierungsverbot.
Die zweite Form von Aufwandsrückstellungen ist die sogenannte Abraumbeseitigung, welche sich auf den Bereich des Tagebaus beschränkt und somit ein Sonderfall für diese Branche ist. Sie bezeichnet die Eliminierung von Gesteinen, um an darunterliegendes Material zu gelangen, welches später abbauwürdig wird.
Warum sind Rückstellungen wichtig?
Warum muss ein Unternehmen überhaupt Rückstellungen bilden? Der Grund ist simpel: Die Steuererklärung soll dem Finanzamt ein umfassendes Bild von der finanziellen Situation der Firma geben. Sie gibt Auskunft über die Aufwendungen in dem jeweiligen Geschäftsjahr.
Wichtig sind sie außerdem aus dem Grund, da abhängig vom errechneten Gewinn der Firma Steuern zu zahlen sind. Wenn sich der Gewinn verringert, müssen Sie als Gründer:in folglich auch weniger Steuern zahlen. Dies bedeutet auch eine höhere Liquidität der Firma.
Bildung von Rückstellungen: Rückstellungen buchen
Beträge der Rückstellungen müssen in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung eines Unternehmens als Passiva aufgeführt werden, da sie den Gewinn mindern und als Fremdkapital gelten. Rückstellungen müssen für das Jahr gebildet werden, in welchem sie auch entstanden sind. Die Beträge müssen geschätzt werden, da sie wie bereits erklärt noch ungewiss sind. Über das sogenannte Aufwandskonto an Rückstellungen werden die Beträge verbucht.
Wann und wie werden Rückstellungen aufgelöst?
In dem Moment, wo das Unternehmen die Kosten zu tragen hat, wird die Rückstellung wieder aufgelöst. Dies ist ein weiterer Unterschied zu Rücklagen, welche nicht wieder aufgelöst werden müssen. Was passiert nun also bei der Auflösung einer Rückstellung?
Für die Auflösung der Rückstellung kann es verschiedene Ursachen geben. Der häufigste Grund ist die Auflösung der Verbindlichkeit, wie zum Beispiel das Abschließen eines Gerichtsprozesses. Nun muss das Unternehmen die Prozesskosten bezahlen und somit wird die Rückstellung aufgelöst.
Der Betrag, der von dem oder der Unternehmer:in in der GuV vermerkt wurde, stimmt selten mit dem tatsächlich zu zahlendem Betrag überein. Im Handelsgesetz steht, dass ein:e Unternehmer:in der Pflicht unterliegt, die Differenz zwischen dem anfänglich geschätzten Wert und dem zahlungspflichtigen Betrag auch aufzulösen.
In der Gewinn-und-Verlust-Rechnung sprechen wir von Erträgen und Aufwendungen. Am Ende dieser Rechnung steht die Differenz dieser Beträge als Gewinn oder Verlust, auch Jahresüberschuss oder Jahresfehlbetrag genannt.
Im Falle, dass der Rückstellungsbetrag niedriger als der zu zahlende Betrag ist, muss die Differenz von der Firma bezahlt werden. Dieser Betrag wird als Aufwand in der GuV vermerkt und wirkt somit gewinnreduzierend. Im umgekehrten Falle eines niedrigeren Betrages der Verbindlichkeit als der der Rücklage muss die Differenz dem Ertrag des Unternehmens verzeichnet werden, gilt somit als Gewinn und muss dementsprechend auch versteuert werden.
Man kann sich also merken, dass eine gute Einschätzung der Rückstellung von Vorteil ist, da sonst ein hoher zu versteuernder Betrag anfallen kann. Es ist außerdem durchaus sinnvoll, sich Preisentwicklungen vor der Einschätzung genau anzugucken und diese mit einzukalkulieren, um böse Überraschungen zu vermeiden.
Fazit – Rückstellungen
Zusammengefasst sind Rückstellungen jene Verbindlichkeiten eines Unternehmens, dessen Betrag und Zeitpunkt noch nicht erfasst werden können. Hierbei wird zwischen zwei Formen unterschieden: jenen, die nach Handelsgesetz passivierungspflichtig sind und solchen, denen die Möglichkeit einer Rückstellungsbildung besteht.
Rückstellungen sind von hoher Relevanz für Unternehmer:innen, da sie sich mindernd auf den Gewinn eines Unternehmens auswirken und somit den Betrag der zu zahlenden Steuern senken können. Hierbei ist zu beachten, dass durch den unbekannten Beitrag der Unternehmer selbst verantwortlich ist, den Betrag zu schätzen. In der GuV werden die Rückstellungen als Passiva aufgeführt, da sie als Fremdkapital gelten.
Rückstellungen müssen wieder aufgelöst werden, sobald der Betrag zahlungsfällig wird. Wenn der geschätzte Betrag der Rückstellung niedriger ausfällt als der zu zahlende Betrag, wirkt sich dies positiv auf die Steuern der Firma aus, da die Differenz von der Firma bezahlt werden muss. Im Falle eines zu hochgeschätztem Betrag wird die Differenz als Ertrag vermerkt, welcher somit auch steuerpflichtig wird.