Einfach erklärt: Was ist ein Werkvertrag?

Als Unternehmer:in haben Sie viele Möglichkeiten, Verträge mit Ihren Kund:innen abzuschließen. Eine davon ist der Werkvertrag.

Beim Werkvertrag handelt es sich um einen privatrechtlichen Vertrag über den gegenseitigen Austausch von Leistungen. Per Definition verpflichten sich Hersteller:innen, die auftragnehmende Partei, im Werkvertrag ein Werk gegen Zahlung durch eine Besteller:in, die auftraggebende Partei, herzustellen. Bei der Zahlung spricht man vom Werklohn.

Auftragnehmende handeln im Rahmen des Wekvertrags unternehmerisch selbstständig, d. h., sie entscheiden selbst, mit welchen Mitteln sie den Auftrag erledigen. Das schließt sowohl die verwendeten Materialien als auch die eingesetzten Arbeitskräfte ein. Da die Auftragnehmenden allein verantwortlich sind, haften sie auch für das Endergebnis. Die Besonderheit des Werkvertrags liegt darin, dass Herstellende den Bestellenden einen vertraglich festgelegten Erfolg schulden.

Bei einem Werk kann es sich sowohl um materielle als auch um immaterielle Dinge handeln. Es ist unerheblich, ob es sich dabei um eine greifbare Sache oder ein geistiges Produkt handelt. Hauptsache ist der sichtbare Erfolg einer Arbeit oder einer Dienstleistung.

Der Unterschied zwischen dem Werkvertrag und dem Dienstleistungsvertrag oder auch Dienstvertrag ist, dass Auftragnehmende sich zwar für die Lieferung eines Werks in Form einer Arbeit oder Dienstleistung verpflichten, aber nicht für ihren Erfolg haften. Die für den Werkvertrag typischen Pflichten der Besteller:innen und Hersteller:innen sind im § 631 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) geregelt.

In Abgrenzung zum Werkvertrag verpflichtet der Dienstvertrag oder auch Dienstleistungsvertrag diejenigen, die einen Dienst zusagen, unabhängig vom Erfolg lediglich zur Erbringung einer vereinbarten Leistung. Das wohl bekannteste Beispiel für einen Dienstvertrag ist der Arbeitsvertrag. Die vertragstypischen Pflichten sind in den §§ 611 bis 630 BGB geregelt.

Gegenstand eines Werkvertrags kann sowohl die Herstellung als auch die Veränderung einer Sache oder Dienstleistung sein. Klassische Beispiele für den Werkvertrag sind Reparaturverträge, die im handwerklichen Bereich zu finden sind. So kann beispielsweise eine Klimaanlage komplett neu eingebaut werden oder die alte Klimaanlage wird lediglich repariert.

Bei künstlerischen Werken sind neben dem Werkvertrag zusätzlich die Regelungen zum Urheberrecht (UrhG) zu beachten.

Muster, Beispiele oder Vorlagen für den Werkvertrag finden Sie online bei den Industrie- und Handelskammern (IHK).

Sonderformen des Werkvertrags stellen die folgenden Vertragsarten dar:

Erfolg ist streitbar. Daher sollte der Werkvertrag detaillierte Vereinbarungen über Art und Umfang der zu erbringenden Leistung festlegen; ebenso sollten messbare Kriterien für den Erfolg Inhalt des Werkvertrags sein. Je detaillierter der Werkvertrag ist, desto einfacher lassen sich später Missverständnisse vermeiden. Die Nutzung von Musterverträgen ist daher nicht unbedingt ratsam, da diese eher allgemein gehalten sind.

Detaillierte Angaben, wie ein Werk am Ende aussehen und welche Erwartungen es erfüllen soll, sind im Werkvertrag unbedingt erforderlich, falls  die Besteller:in mit der erbrachten Leistung nicht zufrieden sein sollten. Sind diese Punkte nicht vertraglich geregelt, können sie am Ende die Abnahme des Werkes verweigern.

Legen Sie den Zeitpunkt fest, zu dem das Werk fertiggestellt sein soll. Liefert die herstellende Partei nicht fristgerecht zum im Werkvertrag vereinbarten Zeitpunkt, bedarf es keiner weiteren Mahnung oder Fristverlängerung durch die Besteller:innen. Diese können dann auch Schadensersatz für die verspätete Fertigstellung verlangen. Regelungen über Schadensersatzzahlungen können bereits im Voraus bei Vertragsabschluss festgelegt werden. Gegebenenfalls ist es sinnvoll, Vereinbarungen über Teillieferungen und Zwischenabnahmen im Werkvertrag zu treffen.

Nach Abnahme des Werkes sind Besteller:innen verpflichtet, die herstellende Partei für die erbrachte Leistung zu bezahlen. Der Werkvertrag regelt die vereinbarte Höhe des Werklohns. Kosten werden zum Teil im Rahmen eines Kostenvoranschlags geschätzt. Der Kostenvoranschlag kann sofern nicht anders vereinbart nach § 632 BGB nicht den Besteller:innen in Rechnung gestellt werden.

Die bestellende Partei hat zwar ein Kündigungsrecht, wenn die tatsächlichen Kosten die Schätzung wesentlich überschreiten. Grundsätzlich gilt der Kostenvoranschlag aber als unverbindliche Schätzung. Wann eine wesentliche Überschreitung vorliegt, ist gesetzlich nicht klar definiert. Im Einzelfall kann dies bereits ab 10 % der Fall sein. Ausschlaggebend sind hier auch nur die Leistungen, die tatsächlich im Kostenvoranschlag aufgeführt sind.

Im Falle einer Kündigung durch die bestellende Partei aufgrund einer wesentlichen Erhöhung der Kosten, ist diese verpflichtet, mindestens die Kosten, die der herstellenden Partei für die Arbeitsleistung und das Material entstanden sind, zu tragen.

Gemäß § 641 BGB ist der Bestellende bei Abnahme zur Zahlung des vereinbarten Werklohns verpflichtet. Die Herstellenden gehen bis Fertigstellung des Werks in Vorleistung, d. h., sie müssen zunächst in Arbeitskraft und Material investieren. Um Zahlungsausfälle abzumildern, kann eine Anzahlung im Werkvertrag vereinbart werden.

Gemäß § 633 BGB haben Auftraggebende ein Recht auf ein Werk ohne Mängel. Sofern keine wesentlichen Mängel vorliegen, sind Besteller:innen verpflichtet, das Werk abzunehmen. Ein Werk gilt auch dann als abgenommen, wenn die bestellende Partei der Abnahme nicht in der von der herstellenden Partei gesetzten angemessenen Frist widerspricht.

Laut § 634 BGB kann die bestellende Partei vor der Abnahme eines mangelhaften Werkes Nachbesserungen von der herstellenden Partei verlangen, die Mängel selber beseitigen und Ersatz für die notwendigen Aufwendungen verlangen oder vom Werkvertrag zurücktreten und die Vergütung mindern.

Die Abnahmenregelungen im Werkvertrag legen fest, wie das fertiggestellte Werk übergeben werden soll. Abhängig von der Beschaffenheit des Werks ist die Lieferung mit einem Paketdienst, die Übergabe eines schriftlichen Dokuments oder das Versenden einer digitalen Datei denkbar.

Das Kündigungsrecht steht laut Werkvertragsrecht beiden Vertragsparteien zu. Das Kündigungsrecht der Auftraggeber ist aber im Vergleich zu dem der Auftragnehmer wesentlich weiter gefasst und unterliegt keinen Einschränkungen.

Ist das Werk noch nicht vollendet, kann der Bestellende (Auftraggeber:in) jederzeit ohne Angaben von Gründen den Werkvertrag kündigen. Dieses Recht besteht auch dann noch, wenn nur noch die Beseitigung behebbarer Mängel aussteht. Handelt es sich nicht um fortlaufende Leistungen, müssen Auftraggeber grundsätzlich auch keine Kündigungsfristen einhalten. Das bedeutet für Hersteller:innen, dass sie kein Recht auf die Abnahme des Werkes durch den Bestellenden haben. Sie haben lediglich das Recht auf die im Werkvertrag vereinbarte Vergütung.

Die Auftragnehmer (Bestellende) hingegen können nur aus wichtigem Grund wie der Unzumutbarkeit bei der Fertigstellung eines Auftrags von ihrem Kündigungsrecht Gebrauch machen. Bis dahin erbrachte Leistungen sind dem Auftraggebenden auszuhändigen. Die im Werkvertrag vereinbarte Vergütung wird um die Höhe der eingesparten Aufwendungen gekürzt, um zu vermeiden, dass dem Auftragnehmenden durch die Kündigung finanzielle Vorteile entstehen.

Für die Berechnung des Werklohns nach Kündigung des Werkvertrags durch die Auftragnehmenden, müssen diese ihren Anspruch darlegen und beweisen. Hier gilt die Vermutungsregelung, nach der ihm ein Anteil von 5 % der Vergütung zusteht, für die er noch keine Leistung erbracht hat.

Die Bestellenden (Auftraggeber:in) können ihr Recht auf Schadensersatz geltend machen, wenn ein Werk Mängel aufweist. Dies gilt sowohl für Schäden am Werk selbst als auch für Folgeschäden, Ausfallzeiten, die durch den Mangel verursacht wurden und die verspätete Lieferung einer Werkleistung.

Für Herstellende (Auftragnehmende) kommen Schadensersatzansprüche in Betracht, wenn Auftraggebende ihrer im Werkvertrag vereinbarten Mitwirkungspflicht nicht nachkommen. Verweigern sie beispielsweise notwendige Vorarbeiten, die für die Erstellung eines Werkes notwendig sind, haben Herstellende das Recht, den Werkvertrag zu kündigen und/oder Schadensersatz für zusätzliche Kosten, die durch die Verzögerung entstanden sind, geltend zu machen. Auftraggebende haften auch für Schäden, die durch mangelhafte Werkteile, die sie zu liefern hatten, verursacht werden.

Liegt ein Mangel vor, haben Bestellende das Recht, vom Werkvertrag zurückzutreten. Der Rücktritt setzt voraus, dass die bestellende Partei eine angemessene Frist zur Nacherfüllung gesetzt hat und die herstellende Partei diese erfolglos verstreichen lassen hat.

Laut Urheberrecht (UrhG) sind persönliche geistige Schöpfungen geschützt. Urheber:innen haben das Recht auf Namensnennung und bestimmen, ob ein Werk mit einer Urheberbezeichnung zu versehen und welche Bezeichnung zu verwenden ist. Außerdem darf ein Werk nicht ohne Zustimmung des Urhebenden verändert werden.

Grundsätzlich kann die Urheberschaft an einem Werk nicht an Dritte abgetreten werden. Urheber:innen können aber alle oder ausgewählte mit dem Werk verbundene Verwertungs- oder Nutzungsrechte an Auftraggebende abtreten. Welche Nutzungsrechte eingeräumt werden und welche von der Nutzung ausgenommen sind, muss im Werkvertrag genau festgelegt werden.

Für die Vergütung des Erfolges können unterschiedliche Arten der Vergütung im Werkvertrag vereinbart werden:

Der Einheitspreisvertrag beinhaltet eine Auflistung aller zur Vertragsdurchführung notwendig Positionen. Für jede Position wird ein Preis festgelegt, der sogenannte Einheitspreis. Einheiten wie Maß, Zahl oder Stück einer Position kosten einen vereinbarten Betrag. Es wird angegeben, wie viele Einheiten voraussichtlich benötigt werden und diese werden mit dem Einheitspreis multipliziert. Zusammen ergeben die Einheitspreise den Gesamtpreis für das Werk.

Die Vereinbarung eines Fest- oder Pauschalpreises ist für den Bestellenden bei größeren Aufträgen empfehlenswert, bei denen der tatsächliche Arbeitsaufwand schwer kalkulierbar ist. Wurde ein Festpreis im Werkvertrag vereinbart, gilt dieser als verbindliche Zusage. Das Risiko, dass der Preis aufgrund erhöhter Arbeits- oder Materialkosten steigt, liegt damit allein beim Herstellenden. Für den Bestellenden bleibt der Preis konstant.

Lassen sich Kosten für den tatsächlichen Arbeitsaufwand nur schwer kalkulieren, bietet es sich an, sich im Werkvertrag auf die Vergütung auf Stundenlohnbasis zu einigen. In diesem Fall hängt die Vergütung vom tatsächlichen Zeitaufwand ab. Bei der Stundenlohnvereinbarung sollte geregelt werden, wie An- und Abreise und angefangenen Stunden in Rechnung gestellt werden sollen.

Einnahmen aus Werkverträgen gelten als Einkünfte aus selbstständiger Arbeit und unterliegen der Einkommensteuer. Einnahmen und Ausgaben aus dem Werkvertrag müssen dokumentiert werden, die entsprechenden Belege sieben Jahre lang aufgehoben werden.

Grundsätzlich sind alle Einnahmen steuerpflichtig. Zu den Einnahmen aus einem Werkvertrag zählt nicht nur der Werklohn, sondern auch Kostenersatzleistungen oder Sachbezüge. Trinkgeld, dass Sie im Rahmen eines Werkvertrages erhalten, ist ebenfalls steuerpflichtig.

Im Wesentlichen können folgende Einnahmen aus Werkverträgen als Betriebsausgaben abgezogen werden:

Statt der tatsächlichen Betriebsausgaben können Sie unter bestimmten Voraussetzungen auch den pauschalen Betriebsausgabenabzug gemäß § 17 Abs 1 EStG in Anspruch nehmen. Darüber hinaus können Sie auch einen Gewinnfreibetrag geltend machen.