Graue Großraumbüros, grelles Neonlicht, künstliche Pflanzen und beige gestrichene Wände: Ein Büro, für das Mitarbeitende gern den Weg aus dem Home Office auf sich nehmen, sieht anders aus. Denn Studien zeigen, dass die Arbeitsumgebung einen großen Einfluss auf die Zufriedenheit der Mitarbeitenden hat.
Bürolandschaften, die Elemente aus der Natur in das Interieur einbinden, können sich auch positiv auf die Produktivität von Teams auswirken. Passend zum Earth Day zeigt dieser Beitrag, wie sich triste Großraumbüros durch biophile Designkonzepte in Arbeitsoasen verwandeln lassen.
- Biophiles Design, das Natur ins Büro bringt, fördert Wohlbefinden, Kreativität und Produktivität.
- Biophilie basiert auf der angeborenen Verbindung des Menschen zur Natur, ein Konzept, das von Edward O. Wilson und Erich Fromm geprägt wurde.
- Natürliches Licht und der Kontakt zur Natur haben positive Auswirkungen auf den Wach-Schlaf-Rhythmus und können Stress reduzieren.
- Studien belegen, dass Naturerlebnisse Stress reduzieren und das Gehirn positiv beeinflussen.
- Ein erstes Projekt bei Herman Miller im Jahr 1995 zeigte, dass biophiles Design die Mitarbeiterzufriedenheit und Produktivität verdoppeln kann.
- Biophiles Design umfasst nicht nur Pflanzen und natürliches Licht, sondern auch biomorphe Muster, Wasser, verbesserte Luftzirkulation und multisensorische Erlebnisse.
- Apple Park ist ein Vorzeigeprojekt für biophiles Design, das eine enge Verbindung zur Natur herstellt und Wohlbefinden fördert.
- Praktische Tipps für biophiles Bürodesign beinhalten die Nutzung von Pflanzenwänden, Maximierung natürlicher Lichtquellen, Einsatz natürlicher Materialien, Kunst, die die Natur reflektiert, und Verbesserung der Luftqualität durch Pflanzen und Luftfilter.
Was ist Biophiles Design?
Der US-amerikanische Evolutionsbiologe Edward O. Wilson untersuchte in den 1980er Jahren die Verbindung des Menschen zur Natur und verwendete dafür den Begriff Biophilie, der in den 1960er Jahren vom Sozialpsychologen Erich Fromm geprägt wurde. Wilson ging in seiner Hypothese davon aus, dass unsere Verbundenheit zur Natur angeboren ist.
Denn evolutionsbiologisch hat die Menschheit den Großteil ihrer Existenz draußen verbracht. Und wir reagieren auch heute noch auf Reize aus der Natur, wenn auch unbewusst. Künstliches Licht kann zum Beispiel den Wach-Schlaf-Rhythmus aus dem Gleichgewicht bringen, Tageslicht hingegen regt den Körper dazu an, Serotonin zu produzieren und ist daher wichtig für unser Wohlbefinden.
Diese Wirkung war auch Gegenstand einer Studie vom Max Planck Institut. Dabei untersuchten Wissenschaftler:innen die Hirnaktivität von 63 Probandinnen und Probanden in Regionen, die an der Stressverarbeitung beteiligt sind. Sie wurden jeweils vor und nach einem einstündigen Spaziergang im Grunewald oder auf einer Einkaufsstraße mit Verkehr in Berlin gemessen. Das Ergebnis: Die Aktivität in der Amygdala nach dem Spaziergang in der Natur nahm ab, was darauf hindeutet, dass die Natur positive Auswirkungen auf die Gehirnregionen hat, die in Beziehung zu Stress stehen.
Der Kontakt mit der Natur lässt sich also mit kognitiver Erholung in Verbindung bringen, was wiederum die Aufmerksamkeit und Kreativität fördert. Hier knüpft biophiles Design an. Es holt die wohltuende Wirkung der Natur nach innen, um uninspirierte Büros in Arbeitsoasen zu verwandeln, die das Wohlbefinden der Mitarbeitenden steigern.
Das erste Projekt, um die Wirkung von biophilem Design zu testen, fand im Jahr 1995 in einer Produktionsstätte des US-amerikanischen Möbelherstellers Herman Miller statt. Die Einrichtung integrierte viele natürliche Elemente wie Pflanzen, aber auch weite Fensterfronten, die natürliches Licht ins Innere holten und die Aussicht auf Grünflächen ermöglichten.
Das hatte nicht nur einen positiven Einfluss auf die Energiekosten der Anlage, sondern auch auf die Mitarbeitenden, die sich an ihrem Arbeitsplatz deutlich wohler fühlten. Der Erfolg lag auf der Hand: Die Produktivität verdoppelte sich.
Wasser, Luft, Licht: Die Elemente biophilen Designs
Biophiles Design kann jedoch weit über die Einbindung von Pflanzen und natürlichem Licht hinausgehen. Zum Beispiel gehören auch Elemente wie biomorphe Muster und Strukturen dazu, die Blättern, Blüten oder Muscheln ähneln. Das menschliche Gehirn reagiert selbst dann auf diese Elemente, wenn sie als Wanddekoration in Form von Tapeten in den Innenraum eingebunden werden.
Auch Wasser in Räumen hat eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem und kann dazu beitragen, Stress zu reduzieren. Diese Komponente lässt sich auf vielfältige Weise in den Innenraum einbinden, egal ob als künstlicher Brunnen, Aquarium oder sogar anhand von Kunstwerken, die Wasser zeigen.
Eine weitere Komponente des biophilen Büros ist die Luft. Räume mit hohen Decken verbessern die Luftzirkulation, was sich positiv auf die Konzentration auswirkt. Ein Belüftungssystem, das den Luftstrom im Freien simuliert, kann zusätzlich dazu beitragen, dass Mitarbeitende länger leistungsfähig bleiben und nicht so schnell ermüden.
Biophiles Design entfaltet seine größte Wirkung, wenn es alle Sinne anspricht. Die positiven Auswirkungen verstärken sich, wenn Menschen neben visuellen Reizen auch den Duft der Pflanzen wahrnehmen, die Bewegung der Luft spüren und das Geräusch plätschernden Wassers hören können.
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Apple Park: Vorreiter im biophilen Design
Ein bekanntes Beispiel für biophiles Design aus der Praxis ist “Apple Park”, entworfen von Stararchitekt Norman Foster. Er designte den gigantischen ringförmigen Gebäudekomplex des Tech-Konzerns gemäß Biophilie-Prinzipien. Der gesamte Innenraum besteht aus natürlichen Ahornoberflächen. Die bodentiefen Fenster bieten Aussicht auf die 20 Hektar große Parkanlage. Im Ringgebäude schaffen Atrien in voller Höhe lichtdurchflutete Bereiche, die den Park außen mit einem großen Gartenraum im Inneren verbinden. Diese direkten Verbindungen zur Natur werden durch ein natürliches Belüftungssystem ergänzt.
Tipps für Ihr biophiles Büro
Das Beispiel "Apple Park" zeigt eindrucksvoll, wie sich biophiles Design im großen Stil umsetzen lässt.
Doch Sie können das Büro für Ihre Mitarbeitenden auch mit kleinem Budget lebenswerter gestalten:
- Zum Beispiel lassen sich Pflanzenwände aus Moos und Kulturpflanzen kostengünstig integrieren und nach individuellen Vorlieben umsetzen. Sie eignen sich auch ideal als Raumtrenner, verbessern die Akustik und das Klima in Innenräumen.
- Versuchen Sie darüber hinaus, das volle Potenzial natürlicher Lichtquellen auszunutzen. Entfernen Sie klobige Vorhänge, Jalousien und andere Elemente, die das Tageslicht blockieren, wie Tische oder Schränke.
- Nutzen Sie natürliche Materialien wie zum Beispiel Holz oder Naturstein und integrieren Sie organisch geformte Büromöbel.
- Verschönern Sie Ihre Wände mit Kunst, die sich auf die Geschichte und die Natur der Arbeitsplatzumgebung beziehen. Sie können dafür zum Beispiel lokale Künstler:innen beauftragen.
- Verbessern Sie die Luftqualität, indem Sie Luftfilter verwenden, in den warmen Monaten die Fenster öffnen und sicherstellen, dass es viele Pflanzen im Büro gibt. Für ein gutes Raumklima eignen sich Efeu, Philodendron, Nestfarn oder Grünlilien.
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