CO₂-Fußabdruck reduzieren für Unternehmen: So erstellen Sie eine Bilanz

Sie planen, die CO₂-Bilanz Ihres Unternehmens zu verbessern und haben sich schon etwas ins Thema eingearbeitet? Hervorragend! Falls Sie sich dabei von der Informationsflut im Internet erschlagen fühlen, sind Sie nicht alleine. Unser jüngster KMU-Bericht zeigt, dass 52 % der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der EU bereits Schritte eingeleitet haben, um ihre Umweltbelastung zu minimieren.

Trotzdem gestehen mehr als 20 % der Unternehmer:innen ein, nicht genau zu wissen, wie sie dabei vorgehen sollen. Gerade KMU stoßen oft an ihre Grenzen, wenn es darum geht, solche Vorhaben in Eigenregie umzusetzen.

Doch welche Schritte sind dafür nötig? Und gibt es geeignete Tools, die Sie dabei unterstützen können? Wie viel Budget sollten Sie einplanen? Um diese Fragen zu beantworten, haben wir mit Laurent Barbezieux gesprochen, dem Mitgründer von Aktio, einer SaaS-Plattform, die es Unternehmen ermöglicht, ihren CO₂-Fußabdruck selbstständig zu erfassen und zu managen.

Der CO₂-Fußabdruck Ihres Unternehmens ist die Menge an Treibhausgasemissionen (THG), die es ausstößt. Man spricht von direkten Emissionen, wenn sie durch Werkzeuge oder Materialien ausgestoßen werden, die Ihr Unternehmen nutzt. Wenn Sie zum Beispiel einen Bäckereibetrieb leiten, handelt es sich um Emissionen, die durch die Verbrennung von Gas in Ihren Backöfen oder durch Treibstoff, der durch die Nutzung Ihrer Lieferfahrzeuge verbraucht wird.

Ihr Unternehmen ist also verantwortlich für die Emission verschiedener Gase, darunter Kohlendioxid (CO₂), Methan (CH4) und Lachgas (N2O). Um es einfacher zu machen, all diese Emissionen zu berechnen, werden sie in Kilogramm CO₂-Äquivalente (kgCO2eq) umgerechnet.

Indirekte Emissionen hingegen hängen mit den Geschäftsaktivitäten zusammen, die Sie nicht direkt steuern können. Das sind zum Beispiel Emissionen, die entstehen, wenn Ihre Lieferanten Produkte herstellen, die Sie anschließend kaufen.

Manchmal gibt es eine Verwirrung zwischen den Begriffen CO₂-Fußabdruck und CO₂-Bilanz. Wie bereits beschrieben ist der Begriff CO₂-Fußabdruck ein eher allgemeiner Sammelbegriff, der die Menge an Treibhausgasen bezeichnet, die durch eine Person, eine Organisation, ein Event oder ein Produkt verursacht werden.

Die CO₂-Bilanzierung ist ein methodischer Ansatz zur Messung des CO₂-Fußabdrucks. Orientierung liefert hierfür der Greenhouse Gas Protocol Standard, ein weltweit anerkanntes Framework für die Messung von Treibhausgasemissionen für Unternehmen.

Wie bereits erwähnt, ist die CO₂-Bilanz eines Unternehmens eine Analysemethode, die darauf abzielt, die Emissionen von Treibhausgasen, sowohl direkte als auch indirekte, zu messen.

Diese Methode berücksichtigt 3 Scopes:

• Scope 1: Direkte Emissionen
• Scope 2: Indirekte Emissionen im Zusammenhang mit dem Energieverbrauch
• Scope 3: Sonstige indirekte Emissionen

Um konform zu sein, muss die CO₂-Bilanz von Expert:innen, die in der CO₂-Bilanz-Methode ausgebildet wurden, durchgeführt oder validiert werden.

Die Erstellung der CO₂-Bilanz für Unternehmen ist aus zahlreichen Gründen vorteilhaft. Dazu zählen:

• Gesetzliche Vorgaben: Anforderungen an das Umweltreporting für Unternehmen verschärfen sich weiter. Einige Branchen sind besonders betroffen, wie die Textilindustrie, das Bauwesen oder die Finanzbranche.
• Kostensenkung: Die Erstellung Ihrer Unternehmens-CO2-Bilanz ermöglicht es, unnötige Ausgabenquellen oder Verschwendungen aufzudecken. Energieverbräuche können ermittelt werden. Der Kauf von Rohstoffen oder Produkten, die nicht lokal sind, kann beispielsweise hohe Transportkosten verursachen.
• Finanzierung erhalten: Grüne oder "Impact"-Finanzierung hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Investor:innen interessieren sich zunehmend für die CSR-Leistung von Unternehmen und betrachten diese Praktiken als Indikator für langfristige Nachhaltigkeit. Einige Banken gewähren Kredite zu vergünstigten Konditionen, abhängig von der Umweltleistung.
• Verbesserung des Markenimages: Verantwortungsvolle Unternehmen verbessern ihren Ruf bei Kund:innen und Bewerber:innen. Ein CSR-Ansatz zieht Talente an, die zur Unternehmenskultur passen und die Werte der Organisation teilen.

Grundsätzlich gilt: Für deutsche Unternehmen mit über 250 Mitarbeiter:innen ist eine CO₂-Reportpflicht im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) vorgeschrieben. Darüber hinaus sind auch börsennotierte KMU zur Nachhaltigkeitsberichterstattung aufgefordert. Kleinstunternehmen sind von der Richtlinie befreit.

Obwohl in erster Linie für große Unternehmen verpflichtend, kann sich die Erstellung einer CO₂-Bilanz auch für kleine und mittlere Unternehmen lohnen. Dies wird sogar empfohlen, dies, um einen effektiven Umweltansatz zu verfolgen.

Wenn Sie ein begrenztes Budget haben, gibt es Unterstützung für kleine und mittlere Unternehmen. Auf Bundes- und Länderebene stehen verschiedene Förderprogramme bereit, die Sie bei der Reduzierung Ihres CO₂-Fußabdrucks unterstützen.

Unabhängig davon, ob Sie die CO₂-Bilanz Ihres Unternehmens gemeinsam mit Expertinnen und Experten oder eigenständig erstellen, ist es entscheidend, dass dieser Prozess alle Bereiche Ihres Unternehmens umfasst. Daher ist es wichtig, sich entsprechend vorzubereiten und Ihre Teams frühzeitig einzubeziehen. Folgen Sie diesen 5 essenziellen Schritten:

Schritt 1: Projektplanung

Bei jedem Projekt ist die Planungsphase entscheidend, um eine erfolgreiche CO₂-Bilanz zu gewährleisten. Dazu gehört, Zuständigkeiten festzulegen, den Umfang des Projekts zu definieren, ein Budget zuzuweisen und einen Zeitplan zu erstellen. Laurent Barbezieux betont dabei die Wichtigkeit einer effektiven Projektsteuerung für den Erfolg.

Schritt 2: Die Mitarbeitenden sensibilisieren

Die Mitwirkung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist für die Erstellung einer CO₂-Bilanz unerlässlich. Dies beginnt bereits in der Vorbereitungsphase, wenn Ihre Teams damit beauftragt werden, die benötigten Informationen innerhalb des Unternehmens zu sammeln. Zudem ist ein gemeinsames Bewusstsein notwendig, um nachhaltige Verhaltensweisen im Unternehmen zu verankern.

Um Ihre Teams zu sensibilisieren, gibt es verschiedene wirksame Methoden:

• Die Durchführung von Workshops
• Regelmäßiges Teilen von Informationen, etwa durch einen eigenen internen Newsletter, Plakate in Gemeinschaftsbereichen, das Intranet und Ähnliches;
• Initiierung von Umwelt-Wettbewerben innerhalb des Unternehmens;
• Regelmäßige Team-Meetings, um die Fortschritte des Projekts gemeinsam zu besprechen.

Schritt 3: Datensammlung und Bilanzierung

Für die Erstellung einer CO₂-Bilanz ist es notwendig, Daten aus sämtlichen Unternehmensbereichen zu sammeln. Diese Phase ist von besonderer Bedeutung, da sie die Basis für die Umsetzung konkreter Maßnahmen bildet. Achten Sie daher darauf, genau zu bestimmen, welche Abteilungen einbezogen werden müssen, um die Datenerhebung effektiv zu organisieren.

Sobald Sie die Daten gesammelt haben, können Sie die Berechnung Ihrer CO₂-Bilanz entweder intern durchführen oder einen externen Dienstleister damit beauftragen. Beachten Sie, dass die Erfassung von Treibhausgasemissionen ein gewisses Maß an Fachwissen erfordert. Falls Sie kein Expertenteam hinzuziehen, gibt es branchenspezifische Leitfäden, die Ihnen als Orientierung dienen können.

Schritt 4: Einen Aktionsplan entwickeln

Nachdem die CO₂-Bilanz erstellt ist, können Sie spezifische und messbare Reduktionsziele festlegen, wobei Sie sich auf die Bereiche mit den höchsten Emissionen konzentrieren sollten. Der Aktionsplan kann Initiativen wie die Einführung sauberer Technologien, die Steigerung der Energieeffizienz und die Förderung nachhaltiger Praktiken innerhalb der Organisation umfassen. Eine regelmäßige Überprüfung der erzielten Fortschritte und gegebenenfalls Anpassungen des Aktionsplans sind erforderlich, um einen nachhaltigen Kurs beizubehalten.

Schritt 5: Kommunikation

Es ist zwar nicht zwingend erforderlich, über Ihre CO₂-Bilanz zu informieren, wenn die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) nicht auf Sie zutrifft. Dennoch bietet es eine Möglichkeit, Ihre Bemühungen zu würdigen und gleichzeitig den Erwartungen Ihrer Interessengruppen gerecht zu werden.

Hier sind einige Beispiele für Kommunikationsmaßnahmen, die Sie starten können:

• Erstellung einer eigenen Landingpage auf Ihrer Website;
• Veröffentlichung von Beiträgen in den sozialen Medien;
• Einrichtung eines speziellen Bereichs in Ihrem Newsletter;
• Herausgabe einer Pressemitteilung.

Suchen Sie Unterstützung bei der Erstellung Ihrer CO₂-Bilanz? Es stehen Ihnen verschiedene Optionen zur Verfügung, um Sie auf diesem Weg zu begleiten.

Plan A bietet Ihnen in Zusammenarbeit mit dem BNW die Möglichkeit, eine erste Einschätzung Ihres CO₂-Fußabdrucks vorzunehmen. Obwohl dieser Rechner möglicherweise nicht so präzise Ergebnisse liefert, hilft er Ihnen schnell dabei, Ihre Hauptemissionsquellen festzustellen. Hier geht’s zum Rechner.

Wenn es Ihnen an internem Fachwissen mangelt, können Sie auf unabhängige Berater:innen zurückgreifen, um Sie bei der Erstellung Ihrer Bilanz nach der ABC-Methode zu unterstützen. Die Zusammenarbeit mit unabhängigen Expertenteams ermöglicht eine direktere und schnellere Kommunikation.

Zahlreiche Profile finden Sie auf malt.de.

Beratungsunternehmen verfügen oft über multidisziplinäre Teams mit vielfältigen Fähigkeiten, was vorteilhaft sein kann, um die verschiedenen Aspekte Ihrer CO₂-Bilanz von der Datenerhebung bis zur gründlichen Analyse zu behandeln.

SaaS-Lösungen sind oft kostengünstiger und bieten den Nutzenden eine größere Autonomie, um ihren CO₂-Bilanzprozess flexibel und unabhängig zu verwalten. Einige Plattformen unterstützen Sie auch bei der Umsetzung Ihres Aktionsplans. So wie Aktio, das seinen Nutzer:innen bewährte Praktiken zur Emissionsreduzierung sowie die Unterstützung durch eine/n CO₂-Expert:in bietet.