Kredit mit Bürgschaft: Diese Möglichkeiten gibt es für die Finanzierung

Banken bewerten neue oder selbstständige Kreditnehmende oft besonders kritisch – vor allem, wenn noch keine stabile Einkommenslage vorliegt oder Sicherheiten fehlen. In solchen Fällen kann eine Bürgschaft den Zugang zu einem Kredit ermöglichen. Dabei erklärt sich eine dritte Person bereit, für die Rückzahlung einzustehen, falls der Kreditnehmer seinen Verpflichtungen nicht nachkommen kann. Diese zusätzliche Sicherheit erhöht die Chance auf eine Finanzierung – bringt aber auch rechtliche und finanzielle Verantwortung mit sich.

In diesem Beitrag erklären wir, wie ein Kredit mit Bürgschaft funktioniert, welche Voraussetzungen gelten und welche Vor- und Nachteile Sie kennen sollten.

Ein Kredit mit Bürgschaft funktioniert im Kern wie jedes andere Darlehen – mit dem Unterschied, dass eine weitere Person, der Bürge, im Ernstfall haftet. Der Bürge verpflichtet sich in einem separaten Vertrag gegenüber der Bank, für die Rückzahlung aufzukommen, wenn der Kreditnehmende ausfällt.

Besonders bei selbstschuldnerischen Bürgschaften kann die Bank den Bürgen direkt in Anspruch nehmen – ohne vorher gerichtliche Schritte gegen den Kreditnehmenden einleiten zu müssen. Für Unternehmer:innen kann diese Form der Kreditabsicherung unter bestimmten Voraussetzungen eine praktikable Möglichkeit sein, Investitionen zu finanzieren. Voraussetzung ist, dass alle Beteiligten das Risiko verstehen und rechtlich abgesichert handeln.

Diese Finanzierungsform kommt insbesondere dann zum Einsatz, wenn klassische Kreditvoraussetzungen nicht erfüllt werden – etwa weil Bonität, Einkommen oder Sicherheiten nicht ausreichen.

Typische Anwendungsfälle sind:

• Privatpersonen, die z.B. nur befristet angestellt sind oder negative Schufa-Einträge haben.

• Selbstständige und junge Unternehmen, deren wirtschaftliche Basis noch nicht ausreicht, um einen Kredit allein zu erhalten.

• Unternehmen in Sanierungsphasen, die trotz belasteter Bilanz liquide bleiben müssen.

Banken verlangen in solchen Fällen zusätzliche Sicherheiten – und Bürgen für einen Kredit können diese Lücke schließen. Sie sollte jedoch immer mit Blick auf die finanziellen Folgen für alle Beteiligten sorgfältig geprüft werden.

Ein Bürge verpflichtet sich, für die Verbindlichkeiten eines anderen einzustehen. Diese Verpflichtung umfasst:

• Die vollständige oder teilweise Rückzahlung der offenen Kreditschuld, sobald der Kreditnehmer nicht mehr zahlt

• Die Haftung mit dem eigenen Vermögen – unter Umständen sofort (bei selbstschuldnerischer Bürgschaft)

• Die Zustimmung zur Bonitätsprüfung durch die Bank

Der Bürgschaftsvertrag ist rechtlich bindend. Eine Kündigung ist nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich, z.B. wenn eine andere Sicherheit akzeptiert wird oder der Kredit vollständig getilgt ist.

Ob ein Kredit mit Bürgschaft bewilligt wird, hängt nicht nur von der Situation des Kreditnehmers ab – auch der Bürge muss bestimmte Anforderungen erfüllen. Die Bank prüft beide Parteien sorgfältig, bevor sie den Kredit freigibt.

Für Kreditnehmende gelten ähnliche Anforderungen wie bei klassischen Ratenkrediten – auch wenn die Bürgschaft einen Teil der Bonitätsprüfung abfedern kann.

• Volljährigkeit und Geschäftsfähigkeit
• Grundsätzliche Kreditwürdigkeit (auch bei Schwächen)
• Nachvollziehbarer Finanzierungszweck

Auch der Bürge muss wirtschaftlich stabil und rechtlich zuverlässig sein. Die Bank möchte sicherstellen, dass im Ernstfall eine Rückzahlung gewährleistet ist.

• Stabile Einkommenssituation
• Ausreichende Bonität (positive Schufa, kein laufendes Insolvenzverfahren)
• Bereitschaft, im Ernstfall für den Kreditnehmenden einzustehen

Die Bank prüft die wirtschaftliche Lage des Bürgen ebenso wie die des Kreditnehmers – meist mit Gehaltsnachweisen, Kontoauszügen und einer Schufa-Auskunft.

In der Praxis läuft die Beantragung eines Kredits mit Bürgschaft wie folgt ab:

• Kreditgespräch mit der Bank: Hier wird geprüft, ob ein Kredit grundsätzlich bewilligt werden kann – gegebenenfalls unter Auflage zusätzlicher Sicherheiten.

• Bürgen vorschlagen: Der potenzielle Bürge wird in die Prüfung einbezogen. Die Bank bewertet dabei dessen Bonität, Einkommen und Sicherheiten.

• Bürgschaftsvertrag abschließen: Der Bürge unterzeichnet einen eigenständigen Vertrag mit der Bank – häufig als selbstschuldnerische Bürgschaft.

• Auszahlung des Kredits: Nach positiver Prüfung erfolgt die Auszahlung. Der Bürge haftet ab diesem Zeitpunkt für mögliche Zahlungsausfälle.

Gerade bei Kapitalgesellschaften wie der GmbH oder AG verlangen Banken oft eine Bürgschaft des Geschäftsführers oder eines Gesellschafters – insbesondere bei fehlenden Sicherheiten oder schlechter Eigenkapitalausstattung. Dabei gilt:

• Wird die Bürgschaft gesellschaftsrechtlich motiviert übernommen (z.B. zur Sicherung der Beteiligung), können im Ernstfall steuerlich relevante Anschaffungskosten entstehen (§ 17 EStG).

• Die steuerliche Behandlung hängt vom Zeitpunkt der Bürgschaft, der Beteiligungshöhe und der Rolle des Bürgen ab.

• Eine vor der Anteilsübertragung abgegebene Bürgschaft kann unter Umständen nicht als Aufwand geltend gemacht werden – hier ist besondere Sorgfalt gefragt.

Anstelle einer persönlichen Bürgschaft kann auch eine gewerbliche Bürgschaft genutzt werden. Diese hat folgende Vorteile:

• Entlastet die Kreditlinie bei der Hausbank
• Wird von Auftraggebern und Förderstellen meist anerkannt
• Kann digital abgerufen und flexibel verwaltet werden
• Ist kalkulierbar und bonitätsabhängig bepreist

Gerade für etablierte Unternehmen kann dies eine professionellere Lösung darstellen – ohne private Haftungsrisiken.

Wer sich für einen Kredit mit Bürgen entscheidet, kann eigene Finanzierungslücken schließen. Es birgt jedoch auch Risiken für beide Seiten. Eine genaue Abwägung ist daher unerlässlich.

Wer eine Bürgschaft übernimmt, geht ein hohes persönliches Risiko ein – oft ohne selbst vom Kredit zu profitieren. Der Bürge haftet mit seinem Einkommen oder Vermögen und kann im Fall einer selbstschuldnerischen Bürgschaft direkt von der Bank in Anspruch genommen werden. Wird der Bürge zur Zahlung herangezogen, hat er kaum Handlungsspielraum.

Die eigene Kreditwürdigkeit kann leiden – selbst dann, wenn die Bürgschaft nie eingelöst wird. Denn Banken berücksichtigen bestehende Bürgschaften bei der Vergabe weiterer Kredite.

Zudem kann es zu Schufa-Einträgen kommen, wenn es zu Zahlungsausfällen kommt. Eine Bürgschaft sollte daher nur übernommen werden, wenn das finanzielle Risiko realistisch tragbar ist – und idealerweise nach rechtlicher Beratung.

Sobald der abgesicherte Kredit vollständig zurückgezahlt wurde oder die vertragliche Verpflichtung anderweitig aufgehoben wird, endet eine Bürgschaft. In der Praxis bedeutet das: Die Bürgschaft erlischt, sobald:

• der Kredit getilgt ist,
• die Bank auf die Bürgschaft verzichtet,
• eine andere Person als neuer Bürge akzeptiert wird.

Auch durch Kündigung oder Umschuldung kann sie enden – allerdings nur mit Zustimmung der Bank. Ohne schriftliche Bestätigung gilt die Haftung weiter. Deshalb sollte jede Beendigung klar dokumentiert werden.