CSRD-Berichtspflicht: So bereiten Sie sich auf die neue EU-Richtlinie vor

Im Jahr 2019 stellte Ursula von der Leyen in Brüssel den European Green Deal vor, ein ambitioniertes Umweltschutzprogramm mit dem Ziel, Europa bis zum Jahr 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen. Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verabschiedete die Europäische Kommission 2022 eine weitere Nachhaltigkeitsinitiative, die Unternehmen ab sofort stärker bei der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten in die Pflicht nimmt.

Doch was beinhaltet die neue Richtlinie genau? Für welche Unternehmen ist sie relevant? Und ab wann müssen die neuen Vorgaben umgesetzt werden? In diesem Beitrag liefern wir Antworten auf grundlegende Fragen und geben Tipps, wie Sie sich am besten auf die CSRD-Berichterstattung vorbereiten können.

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verpflichtet Unternehmen dazu, noch detaillierter über ihre Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu berichten. Die CSRD, auch bekannt als Richtlinie für die unternehmerische Nachhaltigkeitsberichterstattung, wurde im November 2022 von der EU verabschiedet und gilt als verschärfte Version der Non-Financial Reporting Directive (NFRD) aus dem Jahr 2014. Die CSRD soll dabei helfen, die ökologische, soziale und Governance-Berichterstattung (ESG) von Unternehmen zu vereinheitlichen und vergleichbar zu machen - ähnlich wie die Finanzberichterstattung. Die neuen Vorschriften helfen Investor:innen und anderen Interessengruppen dabei, Investitionsrisiken besser einzuschätzen, die sich aus Nachhaltigkeitsfragen ergeben.

Die Richtlinie für die unternehmerische Nachhaltigkeitsberichterstattung stützt sich auf 5 Säulen:

1. Einheitliche Berichtspflicht

Die EU-Kommission arbeitet derzeit daran, die European Sustainability Reporting Standards zu entwickeln, die als Grundlage für die Nachhaltigkeitsberichterstattung dienen. Sie regeln detailliert, in welcher Form die Berichte vorliegen müssen und welche ESG-Informationen enthalten sein sollen.

2. Doppelte Wesentlichkeit

Die CSRD setzt eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse voraus, mit der Unternehmen Nachhaltigkeitsaspekte aus zwei Blickwinkeln betrachten: Die Inside-Out-Perspektive legt den Fokus auf die internen Nachhaltigkeitsmaßnahmen und ihre Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft. Die Outside-In-Perspektive analysiert die finanziellen Chancen und Herausforderungen, die sich aus externen Anforderungen für ein Unternehmen ergeben. Die Analyse unterstützt Organisationen dabei, für sie relevante Nachhaltigkeitsbereiche zu erkennen und Maßnahmen daraus abzuleiten.

3. Externe Prüfung

Eine unabhängige Prüfstelle soll die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen untersuchen, um die Glaubwürdigkeit und Aussagekraft der Reportings zu kontrollieren. Ähnlich wie bei der Finanzberichterstattung entwickelt die EU-Kommission dafür Prüfstandards, die kontinuierlich erweitert werden sollen.

4. Integration in den Lagebericht

Die Nachhaltigkeitsberichterstattung erfolgt ausschließlich als Teil des Lageberichts im Jahresabschluss, in dem die Geschäftsentwicklung eines Unternehmens skizziert wird. Das zeigt den hohen Stellenwert von CSRD und betont, dass ESG-Kriterien dieselbe Bedeutung haben wie finanzielle Aspekte.

5. European Single Electronic Format (ESEF)

Seit dem 1. Januar 2020 müssen bestimmte Unternehmen, die am Kapitalmarkt aktiv sind, ihre Finanzberichte in einem speziellen Format namens European Single Electronic Format (ESEF) veröffentlichen. Es soll sicherzustellen, dass die Berichte sowohl von Menschen als auch von Computern gelesen werden können. Im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) plant die EU, diese Anforderung auch für die Nachhaltigkeitsberichterstattung einzuführen.

Die neuen Vorschriften gelten für alle großen Unternehmen ab 250 Mitarbeitenden, aber natürlich auch börsennotierte KMU haben eine Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Kleinstunternehmen sind von der Richtlinie befreit.

Darüber hinaus betrifft die CSRD alle Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften. Schätzungen zufolge müssen europaweit in Zukunft rund 50.000 Unternehmen detailliert Aufschluss über ihr nachhaltiges Handeln geben.

Übrigens: Für internationale Organisationen, die in der Europäischen Union tätig sind, greift die Richtlinie ab einem Nettoumsatz von 150 Mio. € und wenn sie mit mindestens einer Tochtergesellschaft oder Niederlassung in der EU vertreten sind.

Die Einführung der neuen Anforderungen erfolgt schrittweise und betrifft zunächst einen kleineren Kreis von Unternehmen. Im Laufe der Zeit erweitert sich der Geltungsbereich.

• Ab dem 1. Januar 2024 gelten die Berichtsanforderungen für Unternehmen von öffentlichem Interesse, die mehr als 500 Mitarbeitende beschäftigen. Diese Unternehmen sind verpflichtet, umfassendere Informationen über ihre nichtfinanzielle Performance, insbesondere in Bezug auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte (ESG), offenzulegen.
• Ab dem 1. Januar 2025 werden dann alle anderen bilanzrechtlich großen Unternehmen in den Anwendungsbereich der CSRD einbezogen. Dies bedeutet, dass auch sie ihre Berichterstattung über nichtfinanzielle Informationen erweitern müssen.
• Ab dem 1. Januar 2026 werden schließlich auch kapitalmarktorientierte kleine und mittlere Unternehmen (KMU) von der CSRD erfasst, sofern sie nicht von der Möglichkeit des Aufschubs bis 2028 Gebrauch machen. Diese Unternehmen müssen ebenfalls ihre Berichterstattung im Einklang mit den neuen Anforderungen anpassen.

Jetzt, wo Sie die Grundlagen der Corporate Sustainability Reporting Directive kennen, fragen Sie sich bestimmt, wie Sie sich am besten auf die Umsetzung vorbereiten?

1. Analysieren Sie mit der Wesentlichkeitsprüfung, welche ökologischen und sozialen Auswirkungen durch die Geschäftspraktiken Ihres Unternehmens entstehen. Finden Sie dabei Antworten auf folgende Fragen:

• Welche Nachhaltigkeitsmaßnahmen setzt Ihr Unternehmen bereits um und wo besteht noch Handlungsbedarf?
• Welche internen und externen Interessengruppen soll der Bericht erreichen und welches Ziel verfolgen Sie damit?
• Was sind externe Erwartungen und Gegebenheiten, die Ihr Unternehmen beeinflussen und wie wirken sie sich auf Ihren Geschäftserfolg aus?

2.  Informieren Sie sich, welche Standards für Ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung relevant sind. Ein Beispiel: Der ESRS 2 Standard – „General, strategy, governance and materiality assessment disclosure requirements“ greift bei Unternehmen ab einer Größe von 250 Mitarbeitenden. Eine Übersicht aller Standards finden Sie auch auf der Webseite des Umweltbundesamtes.

3. Etablieren Sie Reporting- und Datenerhebungsprozesse und legen Sie abteilungsübergreifende Verantwortlichkeiten für Nachhaltigkeitsziele und das Zusammentragen von Daten und Informationen fest. Um die CSRD einzuhalten, müssen Sie eine Vielzahl von Informationen von Ihren Lieferanten und weiteren Unternehmenspartnern auswerten. Achten Sie dabei auch darauf, dass die Angaben in Ihrem Bericht zuverlässig validiert wurden.

Zugegeben, die Anforderungen der CSRD sind zwar umfangreich, aber Sie können die Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung auch als Chance nutzen, um Ihr Geschäftsmodell zukunftsfähiger und noch gewinnbringender auszurichten. Nachhaltigkeit spielt für immer mehr Investor:innen eine zentrale Rolle bei der Bewertung von Unternehmen. Organisationen, die soziale und gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, haben oft besseren Zugang zu Kapital und das Vertrauen von Anleger:innen und Gesellschaft auf ihrer Seite.