Die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft für Start-ups

Eine kaputte Glühbirne, ein altes Kleidungsstück oder auch ausgediente Elektronik – was wäre, wenn wir solche Gegenstände nicht einfach wegwerfen, sondern sie wiederverwenden, reparieren oder recyceln würden? Gehen Sie davon aus, dass man diese Ansätze auch in der Wirtschaft und damit auf Herstellerseite implementieren kann?

Das Modell der Kreislaufwirtschaft zeigt uns, dass genau dies möglich ist. Statt immer neue Produkte zu kaufen und diese nach einem kurzen Lebenszyklus zu entsorgen, können wir auch in einem Wirtschaftssystem leben, welches all diese Ressourcen schont und die Abfälle deutlich minimiert.

Für Start-ups kann dieser Ansatz nicht nur nachhaltig, sondern auch innovativ und zukunftsfähig sein. Wir stellen Ihnen das Konzept und die Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft vor.

Stellen Sie sich vor, dass Sie Ihre ausgedienten Gegenstände nicht wegwerfen, sondern ihnen einen neuen Zweck oder eine neue Verwendung verleihen - immer und immer wieder. Das ist die Grundidee der Kreislaufwirtschaft. Damit verspricht die Kreislaufwirtschaft eine nachhaltigere und umweltfreundlichere Alternative zu unserer derzeitigen Wegwerfgesellschaft zu sein.

Grundsätzlich wird in der Kreislaufwirtschaft der Lebenszyklus von Produkten und Materialien fortlaufend verlängert. Dabei werden die Gegenstände entsprechend geteilt, wiederverwendet, repariert oder letztlich recycelt.

Die Idee ist im Grunde ganz einfach: Minimiere den Abfall und maximiere die Nutzung der Ressourcen. Ein defektes Handy? Repariere es! Ein altes Kleidungsstück? Nähe es um oder spende es weiter!

Das Modell teilt sich in diesem Zusammenhang in drei Säulen auf:

• Produkte und Materialien: Es geht um Langlebigkeit und den bestmöglichen Einsatz von Materialien.
• Umweltverschmutzung vermeiden: Negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt, z.B. durch Abfälle, werden so gering wie möglich gehalten.
• Natürliche Systeme: Anstatt sich auf endliche Ressourcen zu stützen, priorisiert die Kreislaufwirtschaft erneuerbare Quellen.Verglichen mit der heutigen Linearwirtschaft herstellen, nutzen, wegwerfen – hat die Kreislaufwirtschaft also das Potential, unsere Beziehung zu Konsumgütern grundlegend zu verändern. Es geht darum, harmonisch mit unserer natürlichen Welt zu koexistieren und dabei gleichzeitig Wertschöpfung für die Gesellschaft zu schaffen. Das ist nicht nur eine Idee für große Unternehmen, sondern auch für Start-ups und Gründer:innen, die von Anfang an nachhaltig und zukunftsfähig agieren möchten und dieses Modell in ihre Produkte und Geschäftsmodelle mit einfließen lassen möchten.

Im Zentrum der modernen Wirtschaftsdiskussion stehen mittlerweile verschiedene Konzepte, die den nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen in den Mittelpunkt rücken. Hierbei sind Begriffe wie „Kreislaufwirtschaft“, „Cradle-to-Cradle“ (C2C) und „Circular Economy“ in aller Munde. Aber können diese eigentlich synonym verwendet werden?

Die Kreislaufwirtschaft, oder auch die englische und gleichbedeutende Übersetzung "Circular Economy", zielt darauf ab, den Ressourceneinsatz und die Abfallproduktion durch optimierte Materialkreisläufe zu minimieren. Es geht, wie bereits vorgestellt, um das Recyceln, Wiederverwenden und Reduzieren von Abfällen.

Cradle-to-Cradle, also "von der Wiege zur Wiege", ist hierbei ein spezifischer Designansatz innerhalb der Kreislaufwirtschaft. Es verfolgt das Ziel, Produkte so zu gestalten, dass sie am Ende ihrer Lebenszeit entweder in biologische Kreisläufe zurückgeführt oder in technischen Kreisläufen vollständig wiederverwertet werden können. Bei C2C steht aber nicht nur die Wiederverwendbarkeit im Fokus. Hier werden auch weitere Faktoren, wie z.B. ökologische Materialien, faire Arbeitsbedingungen und der Einsatz erneuerbarer Energien berücksichtigt.

Wie kann ein solches C2C-Produkt aussehen? Beispielsweise in Form einer Elektrogeräts, das fast vollständig in neue Produkte überführt werden kann oder ein T-Shirt, das biologisch abbaubar ist, kompostiert wird und unseren Pflanzen als Nährstoff dient.

In der Zusammenfassung: Während die Kreislaufwirtschaft (gleichzusetzen mit dem englischen Begriff “Circular Economy”) ein allgemeines Konzept zur Minimierung von Abfällen und Ressourceneinsatz darstellt, bietet Cradle-to-Cradle einen spezifischen, ganzheitlichen Designansatz innerhalb dieser Wirtschaftsform. Beide Konzepte sind eng miteinander verknüpft, aber nicht identisch.

How to start: Sie möchten Ihr Start-up auch grundlegend nachhaltig strukturieren, aber wissen nicht, wo Sie anfangen sollen? Lassen Sie sich doch erstmal von den Sustainable Development Goals (SDGs) der UN inspirieren oder lesen Sie in diesem Blogartikel, wie Sie ein “Green Start-up” gründen.

Die Kreislaufwirtschaft verfolgt einen grundlegenden Paradigmenwechsel im Umgang mit Ressourcen und Produktlebenszyklen. Ihr übergeordnetes Ziel ist es, eine nachhaltige, ressourceneffiziente und umweltfreundliche Wirtschaft zu etablieren.

• Ressourcenschonendes Produktdesign: Das Hauptziel besteht darin, Produkte so zu gestalten, dass sie weniger Ressourcen verbrauchen und leichter recycelt, repariert oder wiederverwendet werden können. Das kann beispielsweise die Materialien oder den (modularen) Aufbau von Produkten betreffen.
• Nachhaltige Nutzung von Produkten: Anstatt Dinge zu verbrauchen und zu entsorgen, sollte der Fokus darauf liegen, Produkte so lange wie möglich in Gebrauch zu halten.
• Fortlaufende Nutzung von Ressourcen: Hierbei geht es darum, nachhaltige Ressourcen und Rohstoffe kontinuierlich im Kreislauf zu halten, anstatt auf Ressourcen zu setzen, bei denen kein Kreislaufsystem möglich ist. Das Endziel ist, dass kein Abfall anfällt, sondern alles zurück in den Produktionskreislauf geführt wird.
• Entgiftung der Produkte: Produkte sollten nicht nur recycelt, sondern auch von schädlichen Inhaltsstoffen befreit werden, um die Umweltbelastung zu minimieren.

Wenn nachhaltige Unternehmen und Gesellschaften die Ziele der Kreislaufwirtschaft konsequent verfolgen und umsetzen, ergeben sich daraus eine Vielzahl von Vorteilen. Diese Vorteile gehen weit über rein ökologische Aspekte hinaus und bieten sowohl wirtschaftlichen Nutzen als auch einen Mehrwert für die Verbraucher:innen.

Umweltschutz: Durch das Recycling und die Wiederverwendung wird die Ausbeutung natürlicher Ressourcen verringert und die Treibhausgasemissionen werden reduziert.

Unabhängigkeit von Rohstoffen: Unternehmen, die sich auf Recycling und Wiederverwendung von Materialien konzentrieren, sind weniger von der Verfügbarkeit und den Preisen primärer Rohstoffe abhängig.

Wirtschaftlicher Antrieb: Kreislaufwirtschaft kann durch neue Lösungen und Konzepte das Wirtschaftswachstum ankurbeln, Innovation bzw. neue Geschäftsmöglichkeiten fördern und Arbeitsplätze schaffen.

Langlebige und qualitativ hochwertige Produkte: Verbraucher:innen profitieren von Produkten, die länger halten und deren Wert über die Zeit bestehen bleibt.

Reduzierung von Kosten: Sowohl für Verbraucher:innen als auch für Hersteller können langfristige Einsparungen durch die Wiederverwendung von Materialien und die Verringerung von Abfällen erzielt werden.

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Die Circular Economy wird im Zusammenhang mit einer umweltfreundlichen Zukunft mittlerweile recht oft genannt. Doch wie jedes Konzept ist auch die Kreislaufwirtschaft nicht ohne Kritikpunkte und hat einige Herausforderungen zu bewältigen.

• Die Branche und die Materialauswahl spielen eine wichtige Rolle. Das produzierende Gewerbe mag großes Potential in der Kreislaufwirtschaft sehen, doch für einige Branchen ist die Anzahl der Wiederbenutzungsmöglichkeiten schlichtweg begrenzt. Das bedeutet, dass nicht jede Branche gleichermaßen vom Kreislaufkonzept profitieren kann.

• Zudem herrscht teilweise Unklarheit über das Konzept selbst. Forscher:innen weisen darauf hin, dass die Definition der Kreislaufwirtschaft nicht einheitlich ist. Das Spektrum reicht von Recycling-Systemen bis hin zu Sharing-Economy-Apps. Solch eine weit gefasste Definition kann die Analyse und Bewertung der tatsächlichen Auswirkungen erschweren.

• Ein großes Problem betrifft die Energie und die Materialien. Viele glauben fälschlicherweise, dass einfaches Recycling automatisch gut für die Umwelt ist. Aber es ist wichtig zu beachten, wie viel Material recycelt wird, wie schnell dies geschieht und wie viel Energie dabei verwendet wird. Das Zurückbringen von Materialien in den Recyclingprozess kann nämlich auch viel Energie kosten und damit die Umwelt belasten. Beispielsweise hat eine NABU-Studie gezeigt, dass dünne Plastiktüten für das Tragen von Obst und Gemüse eine bessere Öko-Bilanz haben, als Einweg-Papiertüten.

• Ein weiterer Punkt umfasst die Abfallhierarchie. Ein vorherrschendes Argument besagt, dass es besser ist, Abfall zu vermeiden, als ihn zu verwerten. Doch das ist nicht immer der umweltfreundlichste Weg. Das Beispiel der Gasheizung zeigt: Manchmal ist es nachhaltiger, ein funktionierendes Produkt auszumustern und die daraus gewonnenen Materialien wiederzuverwerten, anstatt seine Lebensdauer künstlich zu verlängern.

Immer mehr Unternehmen erkennen für sich den Wert des Kreislaufansatzes. Welche Unternehmen sind in diesem Bereich u.a. bereits aktiv?

• IKEA: Das bekannte Möbelhaus hat Großes vor und plant, bis 2030 vollständig kreislauforientiert zu arbeiten. Alle Produkte sollen nach den Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft gestaltet werden. In diesem Zusammenhang werden ausschließlich erneuerbare und wiederverwertete Materialien eingesetzt.

• SHIFT: Die deutsche Firma Shift legt großen Wert auf die Kreislaufwirtschaft in ihrem Geschäftsmodell. Das Unternehmen produziert nachhaltige Elektronik, insbesondere Smartphones, die modular aufgebaut sind, sodass einzelne Komponenten bei einem Defekt leicht ersetzt werden können. Außerdem fördert Shift die Rücknahme alter Geräte, um wertvolle Materialien zurückzugewinnen und erneut zu verwenden.

• Muntagnard: Die Modelinie legt bei der Entwicklung ihrer Produkte großen Wert auf erneuerbare, recycelte und biologisch abbaubare Materialien. Das Unternehmen verfolgt ein Monomaterial-Konzept, bei dem alle Komponenten eines Produktes – von Stoffen bis zum Nähgarn – aus dem gleichen Material bestehen, was das sortenreine Recycling deutlich erleichtert und den biologischen Abbau fördert. Sollten die Textilien dennoch in die Natur gelangen, sind diese so konzipiert, dass sie mit minimalem Umwelteinfluss abgebaut werden können.

• Patagonia: Auch dieser Bekleidungsanbieter legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft. Das Engagement des Unternehmens ist in diesem Bereich sehr umfangreich. Zusätzlich zu Reparaturangeboten für seine Artikel nutzt Patagonia beispielsweise auch ausgediente Textilien, um daraus neue Bekleidungsstücke zu kreieren.

• Stadt Amsterdam: Auch wenn es bei diesem Beispiel nicht um ein klassisches Unternehmen geht, ist der Bezug zum Thema doch sehr treffend. Die niederländische Hauptstadt verfolgt nämlich die Vision, bis 2050 ganz auf die Kreislaufwirtschaft umzustellen. Hierbei liegt der Fokus auf konsequenter Abfalltrennung, dem Recycling von Baumaterialien und der Priorisierung von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln - wie z.B. dem Fahrrad oder dem öffentlichen Nahverkehr.

Diese Beispiele zeigen, dass eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch geschäftlich tragfähig ist. Unternehmen, die den Übergang zu einem solchen Modell wagen, profitieren nicht nur von einer reduzierten Umweltbelastung, sondern oft auch von einer gesteigerten Kundentreue und Wertschöpfung. Ein Win-Win für alle Beteiligten!

Die Umstellung auf kreislauffähige Lösungen ist nicht nur für unseren Planeten essentiell, sondern kann auch wirtschaftliche Vorteile für Ihr Start-up mit sich bringen. Hier finden Sie zehn Anregungen, um in Ihrem Start-up Aspekte der Kreislaufwirtschaft einzuführen:

1. Prozessanalyse: Schauen Sie sich Ihre aktuellen Abläufe genau an. Wo könnten noch Ressourcen eingespart oder wiederverwendet werden? Welche Produkte könnten eine längere Lebensdauer haben oder wie könnten “Abfälle” wieder in den Produktionszyklus integriert werden?

2. Lieferketten: Überprüfen Sie Ihre Lieferkette. Setzen Ihre Zulieferer bereits auf nachhaltige Materialien und Rohstoffe? Falls nicht, kann es an der Zeit sein, nach Alternativen Ausschau zu halten oder Ihre Standards zu überdenken.

3. Neue Geschäftsmodelle: Überlegen Sie, wie Sie mit Ihren Kernkompetenzen und Ressourcen weiteren Mehrwert schaffen können. Modelle wie Product-as-a-Service (der oder die Kundin wird nicht mehr Eigentümer:in eines Produkts, sondern erhält ein Nutzungsrecht) oder Reparaturservices könnten ein passender Ansatzpunkt sein.

4. Innovationen fördern: Machen Sie Ihr Team mit den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft vertraut. Motivieren Sie Ihre Mitarbeitenden, Ideen zur Kreislaufumsetzung zu entwickeln und umzusetzen. Hierbei können tolle Ideen für die interne Umsetzung im Team, als auch für die Kundschaft entstehen.

5. Netzwerken: Tauschen Sie sich mit anderen Start-ups und Organisationen aus, die sich ebenfalls dem Thema der Kreislaufwirtschaft widmen wollen. Dies ermöglicht Wissensaustausch oder sogar potentielle Partnerschaften. Womöglich finden Sie Unternehmen, die Nebenerzeugnisse produzieren, die für Sie eine wertvolle Produktionsressource darstellen.

6. Geschäftsausstattung: Sehen Sie sich in Ihren Räumlichkeiten um. Was ist wirklich notwendig? Wo könnten zukünftig Ressourcen optimiert und eingespart werden? Hierbei geht es nicht nur um den Neukauf von z.B. Büromöbeln, sondern auch um andere Aspekte, wie z.B. das Energiesparen.

7. Qualität vor Quantität: Investieren Sie in hochwertige und dafür langlebige Produkte. Überlegen Sie auch, ob gebrauchte Artikel eine Option sind, um Ressourcen zu sparen.

8. Verlängern Sie den Lebenszyklus: Bevor Sie etwas aus Ihrer Firma entsorgen, überlegen Sie, ob es verkauft, gespendet oder recycled werden kann.

Reparieren statt ersetzen: Nicht nur im Privaten gilt: Produkte zu reparieren oder zu überarbeiten, anstatt sie wegzuwerfen, ist nicht nur nachhaltig, sondern spart auch auf lange Sicht Kosten.

9. Kundenfeedback: Werden Sie aktiv und befragen Sie Ihre Kundschaft nach potentiellem Verbesserungspotential bei Ihren Produkten oder Dienstleistungen. Welche Teile haben schnell einen Defekt und könnten mit wenig Aufwand ausgetauscht werden, ohne dass das ganze Produkt ersetzt werden muss? Wo können Sie hier nachhaltiger werden und hieraus auch gleichzeitig einen Nutzen für Ihre Kund:innen ziehen?

Die Integration der Kreislaufwirtschaft in Ihr Start-up mag anfangs eine Herausforderung sein, aber mit diesen Anregungen können Sie bereits einen positiven Einfluss auf die Umwelt haben, Kosten sparen und Ihr Start-up als nachhaltigen Vorreiter mit Erfolgsfaktor positionieren. Das zahlt übrigens auch langfristig in Ihr Engagement hinsichtlich Ihrer Corporate Social Responsibility (CSR) ein.