Nebenberuflich selbstständig: Welche Verdienstgrenze gilt?

Immer mehr Berufstätige wagen den Schritt in die Selbstständigkeit – zunächst nebenbei. Doch wer neben dem Hauptjob ein eigenes Projekt startet, stößt schnell auf rechtliche und steuerliche Fragen, etwa wie viel Nebenverdienst steuerfrei möglich ist.

Sie möchten sich nebenberuflich selbstständig machen? Ob und welche Verdienstgrenze zu beachten ist, welche steuerlichen Grenzen relevant sind und was passiert, wenn Ihr Einkommen oder Ihre Arbeitszeit steigt, erklären wir Ihnen im Folgenden.

Eine Selbstständigkeit gilt als nebenberuflich, wenn sie zeitlich und wirtschaftlich klar hinter dem Hauptberuf zurücksteht. Als Orientierung gilt: Sie arbeiten weniger als 20 Stunden pro Woche und verdienen regelmäßig weniger als in Ihrem Hauptjob.

Zur Einschätzung Ihres Status können Sie sich auch selbst fragen:

• Wie viel Zeit investiere ich?
• Beschäftige ich Mitarbeiter:innen?
• Ist die Selbstständigkeit mein Hauptarbeitsmittelpunkt?
• Wie hoch ist mein Einkommen?

Für Ihr Nebengewerbe gibt es keine offizielle Verdienstgrenze. Vielmehr entscheidet das Verhältnis zwischen Haupt- und Nebentätigkeit darüber, ob Sie als nebenberuflich selbstständig gelten. Maßgeblich sind vor allem zwei Faktoren: Arbeitszeit und Einkommen.

Als Orientierung gilt: Wer nicht mehr als 18 bis 20 Stunden pro Woche in die selbstständige Tätigkeit investiert und weniger verdient als im Hauptberuf, bleibt in der Regel nebenberuflich tätig. Steigen Arbeitszeit oder Gewinn dauerhaft, kann sich die Einstufung ändern – mit möglichen Folgen für Steuern und Sozialversicherung, auf die wir im nächsten Abschnitt eingehen.

Wenn Sie vorhaben, sich nebenberuflich selbstständig zu machen, ist neben der Verdienstgrenze vor allem der steuerliche Rahmen wichtig. Dabei spielen vor allem drei Bereiche eine Rolle:

• Einkommensteuer
• Umsatzsteuer
• Gewerbesteuer

Für 2025 gilt ein Grundfreibetrag von 12.096 € (ledig) bzw. 24.192 € (verheiratet). Bleiben Ihre jährlichen Einkünfte darunter, bleibt Ihr Nebenverdienst steuerfrei. Sobald Sie die Grenze überschreiten, zahlen Sie Einkommensteuer auf den darüber liegenden Betrag.

Wichtig: Eine Steuererklärung ist in jedem Fall erforderlich, sobald Sie selbstständige Einnahmen erzielen, auch bei kleineren Beträgen.

Bleibt Ihr Umsatz im Vorjahr unter 25.000 € und liegt die Prognose für das laufende Jahr unter 100.000 €, können Sie die Kleinunternehmerregelung nutzen. Sie weisen keine Umsatzsteuer aus und führen keine ab, dürfen dafür aber auch keine Vorsteuer ziehen.

Überschreiten Sie eine dieser Grenzen, gilt ab dem folgenden Jahr die Regelbesteuerung mit allen Pflichten etwa monatlichen Umsatzsteuervoranmeldungen.

Für gewerbliche Tätigkeiten gilt ein Freibetrag von 24.500 € Gewinn pro Jahr. Erst darüber fällt Gewerbesteuer an. Freiberufler:innen wie etwa Designer:innen, Coaches oder Journalist:innen sind von der Gewerbesteuer ausgenommen.

Solange Ihr Hauptberuf den Lebensunterhalt sichert und Sie höchstens 20 Stunden pro Woche selbstständig arbeiten, bleiben Sie über den Hauptjob versichert. Sie zahlen in der Regel keine zusätzlichen Beiträge zur Kranken-, Pflege- oder Rentenversicherung.

Wird Ihre Tätigkeit zeitlich oder wirtschaftlich umfangreicher, stufen Krankenkassen Sie als hauptberuflich selbstständig ein. Dann müssen Sie Ihre Beiträge selbst nach Ihrem tatsächlichen Einkommen berechnen.

Arbeiten Sie im Schnitt 18 bis 20 Stunden pro Woche, behalten Sie Ihren Status als nebenberuflich Selbstständige:r. Ihr Hauptberuf muss zeitlich und wirtschaftlich im Vordergrund bleiben. Das ist die zentrale Voraussetzung für den Nebenstatus.

In besonderen Situationen (zum Beispiel während des Studiums oder der Elternzeit) gelten eigene Obergrenzen, meist zwischen 15 und 30 Stunden pro Woche. Überschreiten Sie diese Grenzen dauerhaft, prüft die Krankenkasse Ihren Status neu und kann Sie als hauptberuflich einstufen.

Wichtig: Die gesetzliche Höchstarbeitszeit von 10 Stunden pro Tag (Haupt- und Nebentätigkeit zusammen) darf nicht überschritten werden.

Wenn Ihr Nebengewerbe wächst, ist das grundsätzlich ein gutes Zeichen. Es zeigt, dass Ihre Geschäftsidee funktioniert. Sollten Sie jedoch merken, dass Sie mit Ihrer selbstständigen Nebentätigkeit das maximale Jahreseinkommen für Kleinunternehmer:innen überschreiten, sollten Sie prüfen, ob steuerliche Anpassungen nötig sind. Ab einem bestimmten Punkt greifen andere Regelungen etwa zur Einkommensteuer, Umsatzsteuer oder Sozialversicherung.

Damit Sie genau wissen, was sich bei steigenden Umsätzen ändert, finden Sie hier die wichtigsten steuerlichen und organisatorischen Folgen im Überblick.

• Einkommensteuer: Sobald Ihr Gesamteinkommen (Haupt- und Nebentätigkeit zusammen) den Grundfreibetrag von 12.096 € (ledig, 2025) überschreitet, wird Einkommensteuer fällig. Eine Steuererklärung ist in jedem Fall erforderlich.

• Umsatzsteuer: Überschreiten Sie die Grenzen der Kleinunternehmerregelung (25.000 € Umsatz im Vorjahr oder 100.000 € im laufenden Jahr) wechseln Sie automatisch in die Regelbesteuerung  Sie müssen dann Umsatzsteuer auf Ihren Rechnungen ausweisen und regelmäßig Umsatzsteuervoranmeldungen abgeben.

• Gewerbesteuer: Erzielen Sie als Gewerbetreibende:r einen Gewinn von über 24.500 € im Jahr, fällt Gewerbesteuer an.

Wird Ihr Nebengewerbe wirtschaftlich umfangreicher, kann es als hauptberuflich selbstständig eingestuft werden. Dann sind Sie verpflichtet, sich selbst kranken- und rentenversichern zu lassen.

Steigende Umsätze müssen kein Risiko sein. Im Gegenteil: Sie zeigen, dass Ihr Nebengewerbe wächst und sich langfristig tragen kann. Wichtig ist nur, den Überblick zu behalten und rechtzeitig zu reagieren, bevor steuerliche oder sozialversicherungsrechtliche Pflichten greifen.

Mit einer guten Organisation und den richtigen Tools lässt sich das problemlos umsetzen.

• Trennen Sie private und berufliche Finanzen: Ein separates Geschäftskonto ist auch für Kleinunternehmer:innen empfehlenswert, um Einnahmen und Ausgaben innerhalb ihrer Buchhaltung nachvollziehbar zu halten.

• Behalten Sie Ihre Umsätze im Blick: Das Qonto Dashboard hilft, Entwicklungen in Echtzeit zu verfolgen und sich rechtzeitig auf neue Pflichten einzustellen.

• Planen Sie Ihre Arbeitszeit realistisch: Bleiben Sie im Schnitt unter 18–20 Stunden pro Woche, um den Nebenstatus zu sichern. Nutzen Sie am besten eine Zeiterfassungsapp oder ein digitales Tool, um Ihre wöchentliche Arbeitszeit im Blick zu behalten. So erkennen Sie frühzeitig, wenn Ihre selbstständige Tätigkeit zeitlich zu umfangreich wird.

• Dokumentieren Sie Ausgaben sorgfältig: Investitionen können den Gewinn mindern und steuerlich entlasten. Typische Betriebsausgaben sind Büromaterial, Software-Abos, Fachliteratur, Fahrtkosten oder anteilige Kosten für das Homeoffice. Auch gezielte Anschaffungen vor Jahresende können helfen, die Steuerlast zu senken oder den Wechsel in die Regelbesteuerung hinauszuzögern. Wichtig ist, dass alle Ausgaben betrieblich veranlasst und mit Belegen nachweisbar sind.

• Holen Sie frühzeitig steuerliche Beratung: Das schafft Klarheit, wenn Ihr Nebengewerbe stark wächst oder sich die steuerliche Situation ändert.

So behalten Sie Kontrolle und Planungssicherheit und können Ihr Geschäft Schritt für Schritt ausbauen, ohne steuerliche oder versicherungsrechtliche Risiken einzugehen.