Kontokorrentkredit: Definition, Unterschiede und Kosten

Trotz eines soliden Finanzierungsplans kommt es insbesondere in der Gründungsphase immer wieder zu Liquiditätsengpässen. Eine Möglichkeit, sich kurzfristig die notwendigen Geldmittel zu verschaffen, ist der Kontokorrentkredit.

Was ein Kontokorrentkredit genau ist, in welchen beruflichen Lebenslagen er nützlich sein kann und welche Vor- und Nachteile er bietet, erfahren Sie in diesem Artikel.

Der Kontokorrentkredit ist ein Überziehungskredit für Ihr Geschäftskonto. Mit dem Kontokorrentkredit gestatten Banken und Finanzdienstleister ihren Geschäftskund:innen die kurzfristige Überziehung ihres Firmenkontos – sie räumen Ihnen damit quasi einen Kreditrahmen ein.

Rechtlich betrachtet handelt es sich beim Kontokorrentkredit um ein Darlehen, das Sie bei Ihrer Bank oder Ihrem Finanzdienstleister beantragen müssen.

Der Kontokorrentkredit dient in erster Linie der Abfederung von temporären Liquiditätsengpässen. So können Sie bspw. die Zeit überbrücken, bis Ihre Kundin oder Ihr Kunde eine fällige Rechnung bezahlt.

Ein Kontokorrentkredit wird in der Regel in zwei Situationen benutzt:

• als finanzielles Sicherheitsnetz
• als Ad-hoc-Finanzspritze

Mit einem Kontokorrentkredit können Sie sich schon heute für mögliche Kosten in der Zukunft absichern. So sind Sie stets auf der sicheren Seite, sollte mal eine Maschine ausfallen oder der Firmenwagen ersetzt werden müssen.

Besonders Selbstständige, Freelancer:innen und Freiberufler:innen wissen, wie unvorhersehbar der Unternehmensalltag manchmal sein kann. Dank eines Kontokorrentkredits sind Sie auch für spontan aufkommenden Finanzbedarf und ungeplante Umsatzschwankungen bestens gerüstet.

Aus der oben genannten Nutzung von Kontokorrentkrediten ergeben sich vier essenzielle Arten von Kontokorrentkrediten.

• Betriebsmittelkredite zur Finanzierung des laufenden Geschäfts
• Saisonkredite zur Über­brückung saison­bedingter Umsatz­rückgänge
• Überziehungskredite zur Über­brückung kurz­fristiger Liquiditäts­engpässe
• Zwischenkredite als Vor­finanzierung eines bereits zugesagten, aber noch nicht ausgezahlten lang­fristigen Kredits wie dem Förderdarlehen

Wie hoch ein Kontokorrentkredit ist, wird durch die Kontokorrentlinie – auch Kreditrahmen oder Kreditlinie genannt – festgelegt.  Nach der Einrichtung der Kreditlinie kann der mit dem Kontokorrentkredit in voller Höhe ohne Rücksprache mit der Bank genutzt werden.

Die bessere Frage ist hier vielleicht: Wie hoch sollte eine Kontokorrentlinie sein? Die Höhe des Überziehungskredits sollte sich in seiner Höhe an den üblichen Schwankungen auf Ihrem Geschäftskonto orientieren. Schwankt Ihr Kontostand bspw. zwischen 30.000 und -20.000 €, ist ein Kontokorrentkredit von 50.000 € eine gute und sichere Lösung.

Die Kreditgeber verlangen Zinsen – oftmals im zweistelligen Prozentbereich – auf den mit dem Kontokorrentkredit in Anspruch genommenen Betrag. Die Zinsen für einen Kontokorrentkredit liegen derzeit je nach Bank oder Finanzdienstleister ungefähr zwischen 6 und 12 %.

Beanspruchen Sie über die vereinbarte Kreditlinie hinaus weitere Gelder, werden zusätzlich Überziehungszinsen fällig. Gegebenenfalls fallen auch Kontoführungs- oder Bearbeitungsgebühren an.

Die Zinsberechnung erfolgt ausschließlich auf die tatsächliche Summe, die Sie mit dem Kontokorrentkredit in Anspruch genommen haben. Die Zinsen werden jährlich fällig.

Der Kontokorrentkredit ist jederzeit tilgbar oder aber an die Kündigung des Geschäftskontos geknüpft.

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Um die täglichen Zinsen eines Kontokorrentkredits zu berechnen, werden drei Kennzahlen relevant:

• Überzogener Gesamtbetrag
• Zinssatz
• Anzahl der Tage, an denen das Konto überzogen wird

Diese Kennzahlen werden multipliziert. Anschließend wird die Zahl der Jahrestage (360) mit 100 multipliziert und beide Produkte müssen nur noch dividiert werden.

Daraus ergibt sich die folgende Formel, um die täglichen Zinsen für einen Kontokorrentkredit zu berechnen:

Zinsbetrag = (Überziehungsbetrag * Zinssatz * Tage) / (360 * 100)

Wie jede Kreditform zeigt auch der Kontokorrentkredit diverse Vorteile und Nachteile, die Sie vor dem Antrag abwägen und auf Ihre individuelle Unternehmenssituation beziehen sollten.

Der Kontokorrentkredit bietet Ihnen größtmögliche Flexibilität, da er an keine bestimmten Rückzahlungstermine gebunden ist. Darüber hinaus können Sie frei entscheiden, wann Sie den Kredit in Anspruch nehmen möchten.

Zudem ist für einen Kontokorrentkredit kein spezifischer Verwendungszweck vorgeschrieben, was ihn von Darlehen oder Lieferantenkrediten unterscheidet.

Bei einem Kontokorrentkredit ist nicht definiert, wann und in welcher Höhe er tatsächlich in Anspruch genommen wird. Banken müssen entsprechend die Finanzierung der Kontokorrentkredite bereithalten, um den Bedarf kurzfristig zu bedienen. Dafür verlangt der Kapitalmarkt entsprechend relativ hohe Zinsen, die natürlich an den Kreditnehmer oder die Kreditnehmerin weitergegeben werden.

Des Weiteren kann eine häufige Inanspruchnahme eines Kontokorrentkredits die Bewertung Ihres Unternehmens negativ beeinflussen, da es möglichen Investor:innenen das Gefühl gibt, dass Sie Probleme mit Ihrer langfristigen Cashflow-Kalkulation haben.

Wie Sie sehen, gibt es mehr Nach- als Vorteile beim Kontokorrentkredit. Obwohl er also bei kurzfristigem Finanzierungsbedarf sehr hilfreich sein kann, sollten Sie vermeiden, ihn in Anspruch nehmen zu müssen.