Software ohne Grenzen – Für mehr Barrierefreiheit im Netz

Eine Studie der internationale Klassifikationsgesellschaft DNV zeigt, dass Unternehmen, die Vielfalt und Inklusion fördern eine acht Mal höhere Chance haben, überdurchschnittliche Geschäftsergebnisse zu erzielen. Laut Statista leben in Deutschland 7,8 Millionen schwerbehinderte Menschen. Etwa 17,5 Millionen der Bundesbürger:innen sind über 65 Jahre alt und viele leiden unter körperlichen Einschränkungen.

Um diese Menschen nicht auszuschließen und sicherzustellen, dass alle Nutzer:innen von den Funktionen digitaler Produkte profitieren, spielt die Barrierefreiheit von Software, Websites und Apps eine Schlüsselrolle. Doch welche Aspekte gehören genau zur digitalen Inklusion? Und wie ist die Barrierefreiheit gesetzlich geregelt?

Dieser Blogbeitrag liefert Ihnen eine Einführung in das Thema digitale Inklusion und zeigt, welchen Mehrwert Barrierefreiheit im Netz sowohl für Ihre Kund:innen als auch für Ihr Unternehmen bietet.

Laut dem Bundesministerium für Justiz bedeutet Barrierefreiheit, “dass Gebäude, Verkehrsmittel, technische Geräte, Computerprogramme, Informationsquellen wie Bilder und Töne sowie andere von Personen konzipierte Bereiche so gestaltet werden, dass Menschen mit Behinderungen sie genauso einfach und ohne Hilfe von anderen nutzen können, unter der Berücksichtigung ihrer zur Verfügung stehenden notwendiger Hilfsmittel.”

Für ein mobiles Gerät oder eine Desktop-Anwendung umfasst Barrierefreiheit im Bereich Software unter anderem Aspekte wie:

• Kompatibilität mit Bildschirmlesetechnologie
• Verzicht von Popups, blitzenden Effekten und Gifs, auf die Epileptiker:innen sensibel reagieren
• Untertitel und/oder audiodeskriptive Beschriftungen
• Erweiterte Spracherkennung von atypischen Sprachmustern, die nicht in der "standardmäßigen" oder häufigsten Weise ausgesprochen werden, um Menschen mit Spracheinschränkungen zu unterstützen
• Die Anpassung von Schriften in ausreichender Größe

Neben den digitalen Produkten selbst schließt die Barrierefreiheit auch Touchpoints zur Kundengewinnung mit ein. Dazu gehören Marketingkanäle und -strategien, die Unternehmenswebsite, Onlineshops oder auch physische Geschäfte. Indem Sie die Zugänglichkeit in diesen Bereichen auch für Menschen mit Behinderung gewährleisten, können Sie Ihren Kundenkreis erweitern.

Die Barrierefreiheit ist auch offiziell im Barrierefreiheitsstärkungsgesetz - BFSG verankert, das im Juli 2022 verabschiedet wurde. Damit hat die Bundesregierung den European Accessibility Act (EAA) ins nationale Recht überführt. Das BFSG legt die Kriterien für Barrierefreiheit von Produkten und Dienstleistungen fest, die nach dem 28.06.2025 angeboten oder für den Endverbrauch bereitgestellt werden. Ab diesem Datum müssen alle Produkte den Richtlinien des BFSG entsprechen. Zu den Geschäftsbereichen gehören der gesamte Online-Handel, Hardware, Software, aber auch überregionaler Personenverkehr oder Bankdienstleistungen. Kleinstunternehmen (mit weniger als 10 Beschäftigten oder weniger als 2 Mio. € Jahresumsatz) sind vom Gesetz teilweise ausgenommen. Hier erfahren Sie alles Wissenswerte zur neuen Gesetzgebung.

In erster Linie ist es eine moralische Verpflichtung, Produkte und Dienstleistungen für alle Menschen zugänglich zu machen. Darüber hinaus fördert eine verbesserte Barrierefreiheit aber auch Ihren Geschäftserfolg. Zu den zentralen Vorteilen zählen:

Stärkung der Marktreichweite: Laut der Europäischen Kommission haben etwa 87 Millionen Menschen in der EU eine Form von Behinderung. Unternehmen, die in die Barrierefreiheit ihrer Produkte, Webseiten oder Geschäftsräume investieren, gewinnen Zugang zu einem bedeutenden Kundenkreis.

Innovationsförderung: Die Entwicklung barrierefreier Software fördert bei Entwickler:innen und Designer:innen kritisches und kreatives Denken in der Produkt- und Webseitengestaltung. In diesem Kontext profitieren alle Beteiligten von der Barrierefreiheit eines Produkts oder einer Website, da durch innovative Lösungen auch neue Anwendungsmöglichkeiten entstehen.

Verbesserung des Markenimages: Kundinnen und Kunden neigen eher dazu, Marken zu unterstützen und weiterzuempfehlen, die sich den Bedürfnissen einer vielfältigen Bevölkerung widmen. Ein Engagement für Vielfalt und Inklusion vermittelt das Bild eines vertrauenswürdigen Unternehmens, dem seine Kundschaft wichtig ist.

Minimierung rechtlicher Risiken: Die Einführung von Barrierefreiheit im Unternehmen mag zunächst kostenintensiv erscheinen. Doch diese Investition kann sich im Vergleich zu potenziellen Klagen wegen Diskriminierung oder mangelnder Zugänglichkeit als kostensparend erweisen. Abgesehen davon kann ein solcher Vorwurf dauerhaften Schaden für das Image eines Unternehmens bedeuten. Durch das Priorisieren von Barrierefreiheit minimieren Sie rechtliche Risiken.

Besonders bei digitalen Produkten wie einer Software bedeutet Barrierefreiheit, verschiedene Bereiche von Behinderungen und Beeinträchtigungen zu berücksichtigen. Damit von Ihrem  Produkt alle Menschen profitieren können, müssen Sie jedem dieser Bereiche Aufmerksamkeit schenken, auch wenn einige Aspekte auf den ersten Blick nicht relevant erscheinen.

Die Barrierefreiheit im Web ist von Natur aus visuell, was Sehbehinderungen zu einer zentralen Herausforderung für jedes Unternehmen macht, das eine Webseite oder App-Oberfläche für seine Produkte verwendet. Bei kompletter Sehunfähigkeit wird eine Audioversion der Website benötigt, während die Barrierefreiheit für weniger schwerwiegende Seheinschränkungen einfacher zu lösen ist.

Farbblindheit kann zum Beispiel dazu führen, dass potenzielle Kunden und Kuninnen relevante Informationen übersehen. Die Anpassung Ihrer Webseite an die Farbschemata für farbenblinde Personen hat dabei keinen Einfluss auf Nutzende ohne Sehbehinderung. Das macht die Anpassung zu einer einfachen und lohnenswerten Investition für die Steigerung der Barrierefreiheit.

Häufige Verbesserungsmaßnahmen zur Barrierefreiheit für Sehbehinderte umfassen:

• Sicherstellung eines angemessenen Kontrastverhältnisses für die Textlesbarkeit.
• Begrenzung der Farben in Ihrer Benutzeroberfläche, um Informationen korrekt zu übermitteln.
• Manuelle Anpassungsmöglichkeiten von Schriftgrößen.
• Mehr als nur Farbe verwenden, um bedeutende oder wichtige Informationen hervorzuheben.

Hörverlust oder Schwerhörigkeit können Menschen auf verschiedene Weise beeinträchtigen, was besondere Aufmerksamkeit für die Barrierefreiheit von Software, Websites und Apps bedeutet. Maßnahmen um die Zugänglichkeit für hörbehinderte Menschen zu verbessern sind unter anderem:

• Detaillierte Texttranskripte synchronisiert mit Videoinhalten.
• Gebärdensprachinterpretation während Live-Veranstaltungen.
• Minimale, selektive Sounds auf Ihrer Webseite, die sich nicht negativ auf Menschen auswirken, die unter Tinnitus leiden.
• Option für hörbare Benachrichtigungen zum Ein- oder Ausschalten oder Anpassen.

Digitale Produkte erleichtern Menschen mit Mobilitätseinschränkungen den Alltag erheblich. Zu häufigen Maßnahmen zur Verbesserung der Barrierefreiheit für Personen mit Mobilitätseinschränkungen gehören:

• Angepasste Tastaturen
• Steuerung über Sprachbefehle
• Einfache Webseitennavigationsbefehle.
• Digital-first-Funktionen.

Kognitive Zugänglichkeit konzentriert sich darauf, Barrieren für Nutzende mit Lernbehinderungen abzubauen. Maßnahmen zur Barrierefreiheit umfassen:

• Symbole für die klare Wiedergabe von Inhalten.
• Kritische Informationen, die leicht auffindbar sind.
• Klare und einfache visuelle Anordnung.
• Das Bereitstellen von Autocomplete-Funktionen und intelligente Suchfunktionen.

Hinter der Abkürzung BITV-Test steht der Name "Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung", die als etabliertes Testverfahren für die Barrierefreiheit von Webseiten gilt. Es wurde im Jahr 2004 vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales in Zusammenarbeit mit behinderten Menschen entwickelt. Die Prüfung basiert auf den Barrierefreiheits-Vorgaben der Europäischen Norm (EN) 301 549 und schließt mit dem Prüfsiegel „BIK BITV-konform ab. Es gibt jedoch auch kritische Stimmen, für die der BITV-Test kein zeitgemäßes Instrument zur Messung der Barrierefreiheit darstellt.

Kurz, Barrierefreiheit in digitalen Produkten ist eine wichtige Aufgabe für Entwickler:innen und Unternehmen. Das Ziel ist es, inklusiv auf die Bedürfnisse der Kunden und Kundinnen einzugehen und das Produkt stetig an unterschiedliche Anforderungen anzupassen.

Dieses Ziel verfolgt auch Qonto. Um die Barrierefreiheit unserer digitalen Produkte zu verbessern, hat Qonto's interdisziplinäres Team aus den Bereichen Web, Design und DE&I die aktuelle Version der Qonto App gründlich analysiert und auf den Prüfstand gestellt.

Wir möchten Ihnen einen transparenten Einblick in unseren Prozess geben. Daher haben wir Interviews mit allen beteiligten Personen geführt, die ihre Erfahrungen und Erkenntnisse zu den Anforderungen an barrierefreie Software und Apps teilen. Diese Einblicke veröffentlichen wir in Kürze einen Beitrag auf der Plattform Medium, wo die Design- und Webteams von Qonto erläutern wie sie in enger Kooperation mit unseren Beauftragten für Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion die Zugänglichkeit der Qonto App und Website verbessert haben.

• Laut dem Bundesministerium für Justiz bezeichnet Barrierefreiheit die Gestaltung von Gebäuden, Verkehrsmitteln, Technik und Informationsquellen so, dass Menschen mit Behinderungen sie selbstständig und ohne fremde Hilfe nutzen können, unter Berücksichtigung ihrer notwendigen Hilfsmittel.
• Für ein mobiles Gerät oder eine Desktop-Anwendung umfasst Barrierefreiheit im Bereich Software unter anderem Aspekte wie: Kompatibilität mit Bildschirmlesetechnologie, Verzicht von Popups, blitzenden Effekten und Gifs, auf die Epileptiker:innen sensibel reagieren, Untertitel und/oder audiodeskriptive Beschriftungen
• Die Barrierefreiheit ist auch offiziell im Barrierefreiheitsstärkungsgesetz - BFSG verankert, das im Juli 2022 verabschiedet wurde. Damit hat die Bundesregierung den European Accessibility Act (EAA) ins nationale Recht überführt. Das BFSG legt die Kriterien für Barrierefreiheit von Produkten und Dienstleistungen fest, die nach dem 28.06.2025 angeboten oder für den Endverbrauch bereitgestellt werden.
• Eine verbesserte Barrierefreiheit wirkt sich auch positiv auf Ihren Geschäftserfolg aus. Zu den zentralen Vorteilen zählen: Stärkung der Marktreichweite, Innovationsförderung, Verbesserung des Markenimages, Minimierung rechtlicher Risiken.