Nachhaltige Unternehmensstrategie: Zukunftsfähig wirtschaften

In einer aktuellen Umfrage sind 30 % der Deutschen die Ansicht, dass Unternehmen verantwortlich für die Bewältigung globaler Umweltprobleme sind.

Nachhaltigkeit rückt also immer stärker in das gesellschaftliche Bewusstsein. Mit der Einführung der Sustainable Development Goals (SDGs) durch die Vereinten Nationen im Jahr 2015, dem neuen Lieferkettengesetz oder der Corporate Sustainability Reporting Directive werden ökologische und soziale Verantwortung auch immer mehr zur gesetzlichen Vorgabe.

Unternehmen, die eine effektive Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln, ebnen den Weg für zukunftsfähiges Wirtschaften. Worauf Sie dabei achten sollten, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Eine Nachhaltigkeitsstrategie ist ein Plan, der Unternehmen dabei unterstützt, wirtschaftliche Interessen mit ökologischen und sozialen Zielen zu vereinen. Dafür entwickelt das Management Handlungsmaßnahmen, mit denen die Geschäftsprozesse umweltfreundlicher und sozial verträglicher gestaltet werden sollen. Eine effektive Nachhaltigkeitsstrategie bezieht dabei alle Geschäftsbereiche ein – von der Produktion über die Wertschöpfungskette bis zur Unternehmenskultur.

Für den Begriff Nachhaltigkeit gibt es keine allgemeingültige Definition. Wie also lassen sich Unternehmen mit einer glaubwürdigen Nachhaltigkeitsstrategie von denen unterscheiden, die Greenwashing betreiben? Hier kommen die sogenannten ESG-Kriterien ins Spiel. Sie wurden von Regierungen, Aufsichtsbehörden, internationalen Organisationen und Branchenverbänden als Orientierungshilfe für die Bewertung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen in Unternehmen entwickelt. Das Akronym steht für Environment (Umwelt), Social (Sozial) und Governance (Unternehmensführung). 

Um den Erfolg von Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu messen, spielen die ESG-Kennzahlen eine entscheidende Rolle. Dazu gehören zum Beispiel die CO2-Emissionen eines Unternehmens, die Anzahl der Frauen in Führungs- und Vorstandspositionen oder die Mitarbeiterzufriedenheit. Unabhängige Ratingagenturen können anhand dieser Kriterien einschätzen, wie ernst es ein Unternehmen mit seinen Nachhaltigkeitsbemühungen meint.

Gut zu wissen: Ab diesem Jahr greift die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Das bedeutet, dass alle börsennotierten Unternehmen dazu verpflichtet sind, einen jährlichen ESG-Report vorzulegen. Diese Regelung gilt ab 2025 auch für KMU mit einer Größe von 250 Mitarbeiter:innen oder mehr.

Schon gewusst? Auch Qonto hat sich ambitionierte Nachhaltigkeitsziele gesetzt.

Das bekannteste Nachhaltigkeitskonzept ist das Drei-Säulen-Modell. Mit den Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales ähnelt es den ESG-Kriterien. Das wichtigste Merkmal des Konzepts: Alle drei Säulen sind gleichwertig und beeinflussen sich gegenseitig.

Aus der Umwelt (Ökologie) bezieht ein Unternehmen alle Ressourcen, die es für die Herstellung seiner Produkte benötigt (Ökonomie). Diese Waren entstehen durch die Arbeitsleistung von Personen, die ihre Lebensgrundlage durch ihre Beschäftigung gewährleisten (Soziales).

Schauen wir uns die einzelnen Säulen einmal etwas genauer an:

• Ökologische Nachhaltigkeit

Die ökologische Nachhaltigkeit zielt darauf ab, verantwortungsvoll mit Ressourcen wie Energie, Wasser und Rohstoffen umzugehen und umweltschonend zu wirtschaften. Dabei steht der Erhalt von Biodiversität und Ökosystemen im Mittelpunkt.

• Ökonomische Nachhaltigkeit

Unternehmen, die ökonomisch nachhaltig handeln, streben nicht nach Gewinnen um jeden Preis. Sie nutzen natürliche Ressourcen nur in dem Ausmaß, wie es ihr Nachwachsen zulässt, ohne die Ausbeutung von Rohstoffen. Gewinne werden reinvestiert, zum Beispiel in die Produktion, um sie durch innovative Technologien noch effizienter und umweltschonender zu machen.

• Soziale Nachhaltigkeit

Die soziale Nachhaltigkeit stellt den Menschen und die Gesellschaft in den Mittelpunkt. Unternehmen, die sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind, gehen fair mit ihren Geschäftspartnern und Mitarbeitenden um. Dazu zählen ein angemessener Arbeitsschutz, eine Unternehmenskultur mit starken Werten, faire Löhne und geregelte Arbeitszeiten. Auch gesellschaftliches Engagement in lokalen Gemeinden gehört zur Dimension der sozialen Nachhaltigkeit. Spenden fließen dabei zum Beispiel in Bildungsprogramme, Umweltschutzprojekte oder die Gesundheitsinitiativen.

Weitere bekannte Nachhaltigkeitskonzepte bilden die Strategien von Effizienz, Konsistenz und Suffizienz. Anders als das Drei-Säulen-Modell steht bei allen Ansätzen die ökologische Nachhaltigkeit im Mittelpunkt.

Die Effizienzstrategie ist in der Wirtschaft besonders beliebt, weil sie eine Win-win-Situation für Unternehmen und die Umwelt verspricht. Denn wenn Organisationen ihre Ressourcen, wie Rohstoffe und Energie, effizienter nutzen, sparen sie nicht nur Kosten, sondern verringern auch die Umweltbelastung. Das bedeutet, es ist sowohl für die Wirtschaftlichkeit als auch für die Umwelt vorteilhaft. Mit der wachsenden Greentech-Industrie, ist daraus ein eigener Wirtschaftssektor entstanden, der Technologien entwickelt, um die Ressourceneffizienz noch weiter zu steigern.

Bei der Konsistenzstrategie stehen erneuerbare Ressourcen im Mittelpunkt. Produktionsprozesse orientieren sich dabei an Kreisläufen der Natur, was auch als Kreislaufwirtschaft bzw. "Cradle to Cradle" (von Wiege zu Wiege) bekannt ist. Es beschreibt ein Wirtschaftssystem, in dem Produkte am Ende ihres Lebens nicht auf der Mülldeponie landen, sondern als neue Güter weiterleben.

Anders als beim "Demontieren, Produzieren und Entsorgen", das unser derzeitiges lineares Modell beschreibt, geht es bei der Kreislaufwirtschaft um "Wiederverwenden, Reparieren und Recyceln" - zwei gegensätzliche Konzepte mit unterschiedlichen Auswirkungen auf den Ressourcenverbrauch und die Umwelt.

Die Suffizienzstrategie folgt dem Prinzip von “Weniger ist mehr” und setzt dem Überkonsum Sparsamkeit und Verzicht entgegen. Dabei liegt der Fokus vor allem auf dem Verhalten des Einzelnen. Ziel ist es, bewusster und weniger zu konsumieren. Während Effizienz- und Konsistenzstrategien bereits den Weg in viele Unternehmen gefunden haben, hat es die Suffizienz in einem Wirtschaftssystem, das auf Wachstum ausgerichtet ist, schwer. Dabei lohnt es sich auch für Unternehmen, suffizienzorientierte Geschäftsmodelle zu etablieren und die eigenen Wachstumsziele zu hinterfragen.

Ein Beispiel ist der Outdoor-Bekleidungshersteller VAUDE. Mit Geschäftsmodellen wie dem Verleih von Outdoor-Ausrüstung oder dem Handel von gebrauchten Produkten unterstützt das Unternehmen seine Kund:innen dabei, bewusster zu konsumieren.

Der erste Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Unternehmensstrategie ist die Analyse des Status Quo. Ermitteln Sie, in welchen Bereichen Handlungsbedarf besteht und wo Ihr Unternehmen bereits gut aufgestellt ist. Nutzen Sie zum Beispiel Energie aus erneuerbaren Quellen? Produzieren Sie lokal? Wie steht es um Ihre Unternehmenskultur und die Diversität ihrer Teams?

Um den Ist-Zustand zu dokumentieren, bietet sich die SWOT-Methode an. Das Akronym steht für die englischen Begriffe: Strengths, Weaknesses, Opportunities und Threats.

Mit ihr lassen sich also die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken bezüglich Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen analysieren.

Bei der Durchführung einer SWOT-Analyse werden zwei verschiedene Perspektiven berücksichtigt, um die eigene Position zu klären. Die interne Analyse richtet sich auf das Unternehmen insgesamt sowie auf einzelne Prozesse, Produkte oder Teams, indem sie deren Stärken und Schwächen beleuchtet. Im Gegensatz dazu zielt die externe Analyse auf die Betrachtung des äußeren Umfelds ab, das Chancen und Risiken für das Unternehmen bereithalten kann.

Nachdem Sie einen Überblick über die Handlungsfelder und Nachhaltigkeitspotenziale erhalten haben, wählen Sie maximal 10 Themen aus, auf die Sie Ihre Nachhaltigkeitsmaßnahmen ausrichten möchten. Folgende Fragen unterstützen Sie dabei:

• In welchen Geschäftsbereichen sind die Auswirkungen Ihres Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft besonders hoch?
• Wo liegt das größte Potenzial, positive Veränderungen zu bewirken?
• Für welche Nachhaltigkeitsthemen begeistern sich Ihre Mitarbeitenden?
• Welche Fragen beschäftigen die Öffentlichkeit aktuell am intensivsten?
• Welche regulatorischen Anforderungen werden für Ihr Unternehmen zukünftig relevant sein?

Die im zweiten Schritt festgelegte Fokussierung hilft Ihnen dabei, konkrete Ziele zu formulieren und Handlungsmaßnahmen abzuleiten. Wie ambitioniert diese sind, hängt von der individuellen Situation und der Branche Ihres Unternehmens ab. Ein IT-Unternehmen legt zum Beispiel andere Nachhaltigkeitsschwerpunkte als ein Produktionsbetrieb. Besonders wichtig bei der Zielsetzung ist es, dass die Ergebnisse messbar sind.

Dabei kann die OKR-Methode, kurz für „Objectives and Key Results“, unterstützen.

Es ist eine beliebte Methode für das Setzen und Messen von Zielen. Sie ermöglicht es Unternehmen, agile Zielvorgaben (Objectives) zu definieren und den Fortschritt mittels Schlüsselergebnissen (Key Results) zu überwachen, um die Nachhaltigkeitsmaßnahmen kontinuierlich zu verbessern.