ESG-Reporting: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Mit der Einführung der Sustainable Development Goals (SDGs) durch die Vereinten Nationen im Jahr 2015 hat sich das Konzept der Nachhaltigkeit fest in den globalen Dialog eingeprägt.

Diese Nachhaltigkeitsziele, die ökonomische, ökologische und soziale Aspekte umfassen, sind nicht länger bloße Leitlinien, sondern bilden die Grundlage für eine neue Wirtschaftsordnung, in der nachhaltige Finanzen eine wesentliche Rolle spielen. Die Integration von Nachhaltigkeit in die Geschäftsstrategie ist daher mittlerweile eine unausweichliche Realität geworden.

ESG steht im Zentrum dieser Transformation. Es geht dabei nicht nur um die Einhaltung neuer Regulierungen und Berichtspflichten, sondern auch darum, wie nachhaltige Unternehmen die Kreislaufwirtschaft umsetzen und die Erwartungen von Stakeholdern, wie z. B. Aufsichtsbehörden, Investor:innen, Kund:innen sowie der Öffentlichkeit erfüllen.

Diese Gruppen fordern nicht nur glaubwürdige und nachvollziehbare Informationen, sondern setzen auch auf Transparenz und Vergleichbarkeit der Daten, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Die ESG-Berichterstattung ist damit zu einem komplexen Feld geworden, das sich ständig weiterentwickelt.

In diesem Blogartikel erhalten Sie einen klaren Überblick über die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema ESG-Reporting. 

ESG steht für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung) und repräsentiert drei zentrale Säulen der unternehmerischen Nachhaltigkeit und Verantwortung. Doch was bedeutet das konkret? Lassen Sie uns die drei Aspekte genauer beleuchten:

• Environment (Umwelt): Dieser Teilaspekt fokussiert sich auf die ökologische Verantwortung eines Unternehmens. Es geht hierbei um zentrale Fragen, wie z. B.: Wie beeinflusst Ihr Unternehmen die Umwelt? Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um umweltschonend zu agieren?
• Social (Soziales): Hier steht der soziale Einfluss Ihres Unternehmens im Mittelpunkt. Dies bezieht sich auf die Art und Weise, wie Ihr Unternehmen mit Mitarbeitenden, Kund:innen und der Gemeinschaft interagiert.
• Governance (Unternehmensführung): Governance befasst sich mit der Art und Weise der Unternehmensführung und -kontrolle. Im Kern steht hier die Frage nach ethischen Grundsätzen, Transparenz und Integrität in der Geschäftsführung.

In der Summe dient ESG als ein umfassender Rahmen, um die nachhaltige Entwicklung eines Unternehmens zu betrachten und zu bewerten.

ESG-Kennzahlen sind konkrete, messbare Größen, die es Aktionär:innen und anderen Stakeholdern ermöglichen, die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens zu bewerten. Sie geben Aufschluss darüber, inwieweit ein Unternehmen im Bereich Environment, Social und Governance verantwortungsbewusst handelt. Die wichtigsten ESG-Kennzahlen sind:

• CO2-Emissionen: Diese Kennzahl misst den Treibhausgasausstoß des Unternehmens. Ein Rückgang der CO2-Emissionen zeigt an, dass das Unternehmen aktive Maßnahmen zur Reduzierung seines ökologischen Fußabdrucks ergreift.
• Energieverbrauch: Der Gesamtenergieverbrauch des Unternehmens, oft im Vergleich zum Vorjahr, gibt Aufschluss über Effizienzsteigerungen und nachhaltige Energieverwendung.
• Recyclingfähige Materialien: Der Anteil von recyclingfähigen Materialien in Produktion und Büro zeigt das Engagement für Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung.

• Mitarbeiterzufriedenheit: Quantitative und qualitative Befragungen der Belegschaft zu Themen wie Gehalt, Unternehmenskultur oder Zusammenarbeit ermöglichen eine Einschätzung der Arbeitszufriedenheit. Diversität, Inklusion und die Einhaltung von Menschenrechten sind ebenfalls Bestandteil.
• Weiterbildungsangebote: Die Verfügbarkeit und Inanspruchnahme von Weiterbildungsmöglichkeiten reflektiert, wie sehr das Unternehmen in die Entwicklung seiner Mitarbeitenden investiert.
• Faire Bezahlung: Ein Vergleich mit Branchenstandards zeigt, wie fair die Bezahlung im Unternehmen im Vergleich zum Branchendurchschnitt ist.

• Compliance: Die Einhaltung von Gesetzen und internen Richtlinien, insbesondere im Hinblick auf Korruptionsbekämpfung, ist ein Indikator für eine verantwortungsvolle Unternehmensführung.
• Diversität: Die Zusammensetzung des Teams oder des Vorstands nach Geschlecht, Herkunft und anderen Faktoren zeigt, wie divers das Unternehmen aufgestellt ist.
• Transparenz: Eine offene Kommunikation von Unternehmenswerten und -richtlinien ist ein Indikator für Transparenz und ethisches Handeln.

Da es von der Europäischen Kommission keine einheitlichen Vorgaben für ESG-Reportings gibt, haben Unternehmen einen gewissen Spielraum bei der Festlegung ihrer spezifischen ESG-Kriterien. Dies liegt vor allem an der Komplexität und Vielfältigkeit des Themas Nachhaltigkeit. Was als „grün“ oder „sozial verantwortlich“ gilt, kann je nach Unternehmen, Branche und Produkt variieren. Daher ist es wichtig, ESG-Kriterien individuell auf das jeweilige Unternehmen zu beziehen.

Sie sollten jedoch darauf achten, dass die Kriterien relevant, messbar und aussagekräftig sind, um ein transparentes und glaubwürdiges Bild Ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen zu vermitteln. 

Ein ESG-Report ist ein umfassendes Dokument, das die Leistungen und Fortschritte eines Unternehmens in Bezug auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte darstellt. Aber wie ist so ein Bericht strukturiert und was sollte er beinhalten? Hier ein Überblick:

1. Einleitung und Zusammenfassung: Der Report beginnt typischerweise mit einer Einführung, die die Ziele und den Umfang des Berichts erläutert. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse und Fortschritte gibt einen ersten Überblick.
2. Umwelt: In diesem Abschnitt werden Daten und Informationen zu den Umweltaspekten präsentiert.
3. Soziales: Dieser Teil des Reports deckt die sozialen Aspekte ab.
4. Unternehmensführung: Im Governance-Abschnitt wird dargelegt, wie das Unternehmen geführt und überwacht wird.
5. Ziele und Fortschritt: Als nächstes werden die spezifischen ESG-Ziele des Unternehmens vorgestellt und deren Fortschritt bewertet. Dies kann die Darstellung von Benchmarks, Fortschrittsindikatoren und Zukunftsausblicken beinhalten.
6. Methodologie und Datenquellen: Eine detaillierte Beschreibung der Methoden und Quellen, die für die Datensammlung und -analyse verwendet wurden, gewährleistet Transparenz und Glaubwürdigkeit des Reports.
7. Abschluss und Ausblick: Der Bericht schließt mit einer Schlussbetrachtung, die oft die nächsten Schritte, Herausforderungen und das langfristige Engagement des Unternehmens in Bezug auf ESG-Themen umreißt.

Ein gut strukturierter ESG-Report bietet also eine transparente und detaillierte Darstellung der Nachhaltigkeitsleistungen eines Unternehmens. Ein solcher Bericht ist nicht nur eine Pflichterfüllung, sondern auch eine Chance, Ihr Engagement für eine nachhaltige Zukunft zu kommunizieren.

Die Berechnung des ESG-Scores ist ein komplexer Prozess, der von verschiedenen Faktoren abhängt. Die wichtigsten Aspekte für die ESG-Score-Berechnung sind:

• Auswahl relevanter Kennzahlen: Zunächst werden die oben beschriebenen relevanten ESG-Kennzahlen identifiziert. Diese Kennzahlen sind entscheidend, um zu bewerten, wie nachhaltig und verantwortungsbewusst ein Unternehmen agiert.
• Risikomanagement: Einbezogen wird auch, wie das Unternehmen mit klimabedingten Risiken umgeht, beispielsweise Risiken durch Hitze, Wassermangel oder Hochwasser.
• Umgang mit regionalen Besonderheiten: Unternehmen, die in Regionen mit hohen Menschenrechtsrisiken oder verbreiteter Korruption tätig sind, müssen zeigen, wie sie diese Herausforderungen managen, um ihren Score zu verbessern.
• Unabhängige Bewertung: In der Regel werden ESG-Scores von unabhängigen Ratingagenturen berechnet, die systematisch die ESG-Kriterien anhand ihrer eigenen Methoden bewerten. Bekannte Ratingagenturen sind beispielsweise ISS oekom, Sustainalytics und Inrate.
• Berücksichtigung individueller Unternehmensstrategien: Der ESG-Score kann auch davon abhängen, wie das Unternehmen seine Nachhaltigkeitsziele definiert und umsetzt. Hierbei spielen die Entwicklung und Kommunikation einer klaren ESG-Strategie und die regelmäßige Überprüfung der Fortschritte eine wichtige Rolle.

ESG Konformität bedeutet, dass ein Unternehmen nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht erfolgreich ist, sondern auch in den Bereichen Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance) verantwortungsbewusst handelt.

Um ESG-konform zu sein, ist es außerdem erforderlich, dass Unternehmen regelmäßig über ihre Fortschritte und Herausforderungen in diesen Bereichen berichten. Transparentes und ehrliches Reporting sind dabei entscheidend. Zudem ist eine stetige Verbesserung und Anpassung nötig. ESG-Konformität ist kein einmal erreichter Zustand, sondern ein fortlaufender Prozess. Unternehmen müssen ihre ESG-Strategien also regelmäßig überprüfen und anpassen, um den sich ändernden Anforderungen und Erwartungen gerecht zu werden.

Kurz gesagt, ein ESG-konformes Unternehmen ist ein Unternehmen, das aktiv und kontinuierlich in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung Verantwortung übernimmt und sich für eine nachhaltige Zukunft einsetzt. Es geht darum, ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichem Erfolg und sozialer sowie ökologischer Verantwortung zu finden und aufrechtzuerhalten.

des Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) in der Europäischen Union.

Gemäß der CSRD-Berichtspflicht wird der Nachhaltigkeitsbericht als Teil des Lageberichts im Konzernabschluss offengelegt. Der Bericht wird im Rahmen der Wirtschaftsprüfung geprüft. Anfänglich erfolgt dies mit einer Prüfung mit "limited assurance" (begrenzter Sicherheit). Mittelfristig ist jedoch geplant, zu einer Prüfung mit "reasonable assurance" (hinreichender Sicherheit) überzugehen.

In der Regel beauftragen Unternehmen unabhängige Wirtschaftsprüfungsunternehmen, um die Richtigkeit und Vollständigkeit der im ESG-Report bereitgestellten Informationen zu bestätigen.

Die Frage, ob ESG-Reporting verpflichtend ist, hängt stark von der Art und Größe Ihres Unternehmens ab. Seit einigen Jahren bewegt sich Deutschland in Richtung einer umfassenderen Nachhaltigkeitsberichterstattung, allerdings sind nicht alle Unternehmen gleichermaßen davon betroffen. Hier ein kurzer Überblick über die Entwicklung der Regelungen:

Seit 2017, mit der Einführung des CSR-Richtlinien-Umsetzungsgesetzes, sind bestimmte Unternehmen bereits zur ESG-Berichterstattung verpflichtet. Dazu zählen insbesondere große, kapitalmarktorientierte Unternehmen sowie Genossenschaften, Kreditinstitute, Finanzdienstleister und Versicherungsunternehmen. Diese müssen relevante, nicht finanzielle Informationen offenlegen.

Ab dem 1. Januar 2025 weitet sich die Pflicht zum ESG-Reporting auf alle großen Unternehmen aus. Als „groß“ gelten dabei Unternehmen, die mindestens zwei der folgenden drei Kriterien erfüllen: mindestens 250 Beschäftigte, einen Nettoumsatz von mindestens 40 Millionen Euro oder eine Bilanzsumme von mindestens 20 Millionen Euro.

Ein Jahr später, ab dem 1. Januar 2026, werden auch kleine und mittlere Unternehmen, die kapitalmarktorientiert sind, zur ESG-Berichterstattung verpflichtet. Hier gelten die Kriterien: mindestens zehn Mitarbeitende, eine Bilanzsumme von mindestens 350.000 Euro oder Umsatzerlöse von mindestens 700.000 Euro.

Wichtig zu wissen ist, dass Kleinstgesellschaften sowie kleine und mittelständische Unternehmen ohne Kapitalmarktorientierung auch in Zukunft von der Berichtspflicht ausgenommen bleiben.

ESG-Reporting ist weit mehr als nur eine Reaktion auf regulatorische Anforderungen oder eine Möglichkeit, das Unternehmen in einem positiven Licht darzustellen. Es hat sich zu einem entscheidenden Instrument entwickelt, das die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens überwacht und verbessert, das Risikomanagement optimiert und langfristig zum wirtschaftlichen Erfolg beiträgt. 

Aber warum genau ist ESG-Reporting eigentlich so wichtig?

• Nachhaltigkeit als Kern des Unternehmenserfolgs: Das Thema Nachhaltigkeit ist kein flüchtiger Trend mehr, sondern ein wesentlicher Bestandteil des Unternehmenserfolgs. Nachhaltige Praktiken, wie die Nutzung umweltfreundlicher Rohstoffe oder die Umstellung auf nachhaltigere Produktionsmethoden, tragen maßgeblich zur positiven Entwicklung eines Unternehmens bei. Durch ESG-Reporting werden diese Bemühungen sichtbar und messbar gemacht.

• Stärkung der Unternehmensreputation: Eine transparente ESG-Berichterstattung hilft, das Vertrauen von Kund:innen, Investierenden und anderen Stakeholdern zu stärken. Unternehmen, die nachweislich nachhaltig wirtschaften, können neue Kundengruppen erschließen und ihre Marktstellung verbessern.
• Wirtschaftliche Vorteile: ESG-Initiativen können direkte wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen. Beispielsweise kann die Produktion eigener Energie durch Photovoltaikanlagen in Zeiten hoher Energiepreise zu erheblichen Kosteneinsparungen führen. Diese Vorteile werden durch ESG-Reporting hervorgehoben und können Investor:innen und andere Stakeholder beeindrucken.
• Bedeutung des sozialen Engagements: Der Bereich „Social“ im ESG-Reporting zeigt auf, wie Unternehmen im Hinblick auf Arbeitnehmerbelange und moderne Arbeitsbedingungen agieren. In Zeiten des Fachkräftemangels kann dies ein entscheidender Vorteil sein. Unternehmen, die flexible Arbeitszeiten anbieten und eine geringe Mitarbeiterfluktuation aufweisen, können dies in ihrem ESG-Report positiv hervorheben.
• Konkurrenzfähigkeit und Marktpositionierung: Angesichts des intensiven Wettbewerbs auf dem ESG-Markt und der Vielzahl an Software- und Reportinglösungen, insbesondere im Bereich „Environment“, wird deutlich, dass Unternehmen, die in ESG-Reporting investieren, sich eine stärkere Marktposition sichern können.

Auch wenn kleinere und mittelgroße Unternehmen vielleicht denken, dass ESG-Reporting für sie nicht relevant ist, sieht die Realität mittlerweile anders aus. ESG-Reporting ist nicht nur eine Frage der gesetzlichen Pflicht, sondern zunehmend auch ein Aspekt der Unternehmensstrategie und -reputation. Unabhängig von der Unternehmensgröße ist es empfehlenswert, sich mit den ESG-Kriterien und Berichtsstandards auseinanderzusetzen, um den sich verändernden Erwartungen gerecht zu werden und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.