Open Banking - Was ist das und welche Chancen birgt es für Unternehmen?

Ganz ehrlich: Die Finanzwelt kann manchmal verwirrend sein. Gefühlt täglich tauchen neue Technologien und Geschäftsmodelle auf, die die Art, wie wir unser Geld verwalten, grundlegend ändern.

Nachdem Online Banking mittlerweile keine neuartige Innovation mehr ist, wird eine andere Entwicklung sowohl für Anbieter als auch Unternehmen und Privatkunden bzw. Privatkundinnen immer interessanter: Open Banking.

Was Open Banking ist, wo die Unterschiede zum altbekannten Online Banking und zu Open Finance liegen und welche Vorteile es Ihnen bieten kann, erfahren Sie in diesem Artikel.

Open Banking (zu Deutsch „Offene Finanzverwaltung”) ist ein Geschäftsmodell, bei dem bestimmte Daten des Zahlungsverkehrs von mehreren Parteien genutzt und verwaltet werden können. Die externen Parteien erhalten im Vorfeld die ausdrückliche Berechtigung der Bankkontoinhabenden, um diese Daten nutzen zu dürfen.

So können Kundinnen und Kunden ihre Transaktionsdaten mit verschiedenen, lizenzierten Anbietern teilen – zum Beispiel Finanzinstituten, Versicherungen und Einzelhändler:innen –, um von einer ganzheitlicheren Lösung im Umgang mit Finanzen zu profitieren.

Die Anbieter haben so die Möglichkeit, der Kontoinhaberin oder dem Kontoinhaber weiterführende Dienstleistungen anzubieten, um zusätzlichen Mehrwert im Umgang mit Finanzen zu schaffen.

Um als sogenannter Drittanbieter Open Banking zu nutzen – also freigegebene Daten von Kundinnen und Kunden einer Bank verwenden zu dürfen –, müssen sie die dazugehörige Lizenz der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) erhalten.

Drittanbieter können in zwei Kategorien eingeteilt werden:

• Kontoinformationsdienste (KID): Diese Dienstleister können Kundendaten von Banken nutzen, um Kontoinhaberinnen und Kontoinhaber zu beraten und über Finanzmöglichkeiten zu informieren. Sie werden auch als Account Information Service Provider bezeichnet.
  
  
• Zahlungsauslösedienste (ZAD): Solche Anbieter dürfen nach Einwilligung der Kundinnen und Kunden Zahlungen vom ihrem Konto ausführen, um ihnen manuelle Arbeit abzunehmen. Im Englischen kennt man diese Dienstleister auch als Payment Initiation Service Providers.

Open Banking ist aus vielerlei Gründen wichtig für die moderne Finanzwirtschaft. Nicht zuletzt, da die Digitalisierung in immer mehr Bereiche des alltäglichen Lebens eingreift und Menschen sich davon schnellere und einfachere Prozesse versprechen, die ihnen Zeit und Mühe sparen.

Im Folgenden finden Sie sieben Vorteile, die Open Banking sowohl Privat- als auch Geschäftskunden bieten kann:

• Reduzierter manueller Aufwand
• Besserer Überblick über die eigenen Finanzen
• Schnellere und passendere Produktentwicklung
• Individuellerer Service auf persönlicher Ebene
• Niedrigere Kosten
• Vereinfachte Buchhaltung in Unternehmen
• Schlankere Finanzierungsprozesse

Während Kundinnen und Kunden bei traditionellen Banken und Finanzdienstleistern an bestehende Prozesse gebunden sind und vieles selbst durchführen und beantragen müssen, kann Open Banking dabei helfen, bestimmte Tätigkeiten zu automatisieren.

So haben Nutzende die Möglichkeit, bestimmten Personen oder Unternehmen über API-Schnittstellen (Application Programming Interfaces) Zugang zu Ihren Kontoaktivitäten zu geben, um beispielsweise Einkommensnachweise ohne viel Aufwand zur Verfügung zu stellen.

Durch die Zusammenführung von eigenen Daten und den Angeboten von dritten Finanzdienstleistern können Kundinnen und Kunden alle für sie relevanten Finanzlösungen in nur einer App sehen.

Auf diese Weise werden keine Informationen übersehen und Nutzende haben stets einen guten Überblick über ihre Finanzen.

Durch die mit APIs geschaffene Schnittstelle zwischen Nutzenden und Anbietern entsteht ein engeres Verhältnis, das beiden Seiten zugutekommt.

Anbieter können so etwa bei Kundinnen und Kunden schneller in Erfahrung bringen, welche Leistungen und Services sie sich noch wünschen und diese mit hoher Erfolgssicherheit direkt umsetzen. So entsteht eine effektive Produktentwicklung und -optimierung.

Nutzerinnen und Nutzer von Open Banking haben wiederum die Chance, ihrem Finanzinstitut direkt Fragen zu stellen oder ihre Unzufriedenheit mitzuteilen. Lange Kommunikationswege über den telefonischen Kundenservice gehören so der Vergangenheit an.

Durch die kurzen und unkomplizierten Wege zwischen Anbieter und Nutzenden kann auch der Service selbst kundennäher gestaltet werden.

Da Anbietern ohnehin der Zugriff auf die Daten der Kundinnen und Kunden gestattet wurde, wissen sie meist schon genau, welche Präferenzen und Bedürfnisse die jeweilige Kundin bzw. der jeweilige Kunde hat und können so gezielt eine personalisierte Lösung anbieten.

Durch die effektive Nutzung und den nahtlosen Austausch von lizenzierten Daten per APIs reduzieren sich auch die Kosten – sowohl für externe Lösungsanbieter als auch die Kundinnen und Kunden der jeweiligen Finanzinstitute und Banken.

Dadurch, dass digitale API-Schnittstellen Echtzeit-Anbindungen zwischen dem Geschäftskonto und einer Buchhaltungssoftware schaffen, kann die Buchführung automatisch erfolgen und dabei wertvolle Zeit sparen. So sparen Unternehmen auch Kosten, die sonst für Steuerberatungen ausgegeben werden müssten.

Auch bei Qonto haben Sie die Möglichkeit, ein Geschäftskonto mit integrierter Buchhaltung zu nutzen und so von automatisierter Buchhaltung zu profitieren.

Mit der Erlaubnis, Zahlungsdaten der Kontoinhaberinnen und Kontoinhaber einzusehen, können potenzielle Geldgeber sich Open Banking zunutze machen, um einen genauen Überblick über Unternehmensfinanzen zu erhalten.

So können sie schneller und fachlich genauer über Kreditanträge entscheiden und diese im Idealfall zeitnah gewähren.

Wie eingangs erwähnt, basiert Open Banking auf der Nutzung von sogenannten APIs (Application Programming Interfaces). Diese Schnittstellen sorgen dafür, dass externe Drittparteien legitimierten Zugriff auf die Finanzdaten von Bankkundinnen und -kunden erhalten.

Damit dieser Zugriff allerdings möglich wird, müssen Kundinnen und Kunden ihre ausdrückliche Zustimmung geben und definieren, welche Daten sie mit den jeweiligen Drittanbietern teilen möchten.

Wenn diese Definitionen der Rechte geklärt ist, können Externe sich die nötigen Daten autonom beschaffen, um Kundinnen und Kunden Zusatzleistungen, bessere Beratung und individuelle Angebote zu bieten.

Obwohl das Prinzip von Open Banking auf den ersten Blick etwas unsicher klingt, ist tatsächlich das Gegenteil der Fall; denn obwohl Sie Drittanbietern gewisse Daten zur Verfügung stellen und ihnen erlauben, diese weitgehend autonom zu nutzen, bleiben die wichtigen Entscheidungen stets Ihnen überlassen, etwa:

• Wer Ihre Kontoinformationen einsehen darf
• In welchem Umfang und Detail der Zugriff gewährt wird
• Wie lange die Zugriffsberechtigung gilt
• Wann und wie Zahlungen in Ihrem Namen getätigt werden dürfen
  
  

So behalten Sie stets die volle Kontrolle über Ihre Daten und Finanzen und erlauben ausgewählten Finanzdienstleistern lediglich, Ihnen manuelle Arbeit abzunehmen, wo und wann Sie es wünschen.

Bitte beachten Sie: Kontoinformationsdienste und Zahlungsauslösedienste werden Sie niemals bitten, Ihr Passwort, Ihre PIN oder weitere sensible Login-Daten weiterzugeben. Sollte dies der Fall sein, sollten Sie sofort Abstand nehmen und die BaFin benachrichtigen.

Obwohl sich die rechtlichen Bedingungen und Anforderungen an Open Banking weltweit unterscheiden, basieren sie doch alle auf einer gemeinsamen Grundlage: Verbraucherinnen und Verbraucher haben ein Anrecht darauf, über zugelassene Drittanbieter jederzeit Zugriff auf ihre Konten und Finanzdaten zu be- und erhalten. Die zuständigen Banken und Finanzinstitute müssen sicherstellen, dass dies gewährleistet wird.

Finanz- und Zahlungsdienstleister in der EU müssen garantieren, dass Kundinnen und Kunden ihre Daten auf sicherem Wege an Drittanbieter übermitteln können. Das gebietet die Zweite Zahlungsdiensterichtlinie (PSD2).

Auf EU-Ebene überwacht die Europäische Bankenaufsichtsbehörde die Einhaltung der Zweiten Zahlungsdiensterichtlinie. Auf Länderebene agieren unter anderem:

• Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in Deutschland
• Die Autorité de contrôle prudentiel et de résolution (ACPR) in Frankreich
• Die Banco D’Italia in Italien

Open Banking ist immer mehr auf dem Vormarsch und besonders in bei modernen Finanzdienstleistern und Banken wird das altbekannte Online Banking immer öfter auf Open Banking ausgeweitet.

Mastercard veröffentlichte im Februar 2021 eine Studie, in der sich die positive Entwicklung von Open Banking auf dem deutschen Markt deutlich abzeichnete. Bereits damals prognostizierte der Zahlungsdienstleister, dass in den darauffolgenden 12 bis 18 Monaten eine „rasante Entwicklung von Open Banking-basierten Anwendungsfällen” zu erwarten sei, da „Verbesserungen in der Leistungsfähigkeit von APIs die Marktreife von Lösungen erleichtern” würden. Besonders bei „jüngeren und wohlhabenderen” Verbraucher:innen erkennt Mastercard zudem ein erhöhtes Interesse.

Obwohl traditionelle Banken ein hohes Kundenvertrauen genießen, fehlt ihnen laut Mastercard der nötige Antrieb zur Innovation. Hier haben Fintechs meist noch die Nase vorn.

Wichtig ist aber, dass sowohl Banken als auch Fintechs sich auf den Ausbau ihrer Kooperationen konzentrieren. Denn nur mit sicheren, ansprechenden und kompetenten Drittanbietern kann Open Banking Kundinnen und Kunden einen tatsächlichen Mehrwert bieten.

Auch mit Qonto können Sie von den Vorzügen des Open Bankings profitieren – die Qonto Banking-API macht’s möglich. Wir bieten Ihnen dafür Leistungen verschiedener Drittanbieter, die diverse Bereich des täglichen Arbeitsalltags abdecken. Dazu gehören zum Beispiel:

• Buchhaltung: DATEV, FastBill, Sevdesk uvm.
• Business: SumUp, PrestaShop, Satispay
• Finanzen: Agicap, Google Sheets, iwoca
• Produktivität: Slack, Zapier, AWS Activate, Make
• Cloud-Dienste: Google Drive, Dropbox, OneDrive