Mit ihren Werken drücken Künstler:innen Gefühle und Gedanken aus, die sie bewegen. Kunst ist nicht das, was der Betrachter oder die Betrachterin in ihr sieht, sondern Ausdruck des Bedürfnisses, sich mitzuteilen.
Kunst ist streitbar. Nicht streitbar ist, was der Gesetzgeber als künstlerische Tätigkeit anerkennt. Denn diese Anerkennung ist ausschlaggebend dafür, wie selbstständige Künstler:innen steuerrechtlich und in Bezug auf die Sozialversicherung betrachtet werden.
Kunst liegt im Auge des oder der Betrachtenden. Diesem Ansatz folgt auch der Gesetzgeber mit der sogenannten allgemeinen Verkehrsauffassung. Das heißt, wird ein Beruf von der Allgemeinheit als künstlerische Tätigkeit angesehen, folgt der Staat dieser Auffassung meist.
Zur endgültigen Beurteilung spielen allerdings weitere Faktoren eine Rolle. Zum einen muss es sich bei den künstlerischen Werken um kreative und eigene Ideen handeln. Zum anderen sind Kunstwerke in der Regel zweckfrei und entscheiden sich somit von Gebrauchsgegenständen. Entsprechend muss der Künstler oder die Künstlerin bei Werken, deren Ergebnisse einem praktischen Einsatzzweck dienen, mit einem Gutachten nachweisen, dass das künstlerische Element vorherrschend ist.
Dieser Nachweis ist entscheidend für die steuerliche Einstufung. Grundsätzlich gelten alle Unternehmer:innen zunächst als Gewerbetreibende. Ausnahme von der Regel sind freiberufliche Tätigkeiten. Hierzu zählen selbstständig ausgeübte wissenschaftliche, schriftstellerische, unterrichtende, erzieherische und künstlerische Berufe. Wer eine anerkannte künstlerische Tätigkeit ausübt, betreibt nach deutschem Recht also kein Gewerbe und unterliegt weder der Gewerbeordnung noch der Gewerbesteuer.
Der Künstler oder die Künstlerin stellt eigenschöpferisch zweckfreie Werke her, die weder der Gebrauchskunst noch dem Kunstgewerbe zugeordnet werden können. Diese selbstständig ausgeübten künstlerischen Tätigkeiten zählen gemäß § 18 des Einkommensteuergesetzes (EStG) zu den freien Berufen.
Der Definition zufolge ist für die Zuordnung zu dieser Kategorie eine besondere Qualifikation nötig und die ausgeübte künstlerische Tätigkeit trägt zum Wohl der Allgemeinheit bei. Darüber hinaus zeichnen sich freiberufliche künstlerische Tätigkeiten dadurch aus, dass keine Gebrauchsgüter hergestellt oder verkauft werden und somit kein Warenaustausch stattfindet.
Erfüllen Sie vor dem Gesetz diese Bedingungen, gelten für Sie als selbstständiger Künstler oder selbstständige Künstlerin besondere Regelungen in Bezug auf die Buchhaltung, den Jahresabschluss, die für Sie geltenden Steuerarten sowie Ihre Versicherungsbeiträge.
Wie alle Freiberufler:innen sind Sie als selbstständiger Künstler oder selbstständige Künstlerin von der Pflicht zur doppelten Buchführung befreit. Als Nachweis für Ihre Einkommensteuererklärung ist eine einfache Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) ausreichend.
Die EÜR ist die einfachste Form der Gewinnermittlung, um alle Einnahmen und alle Ausgaben eines Kalender- bzw. Geschäftsjahres zu dokumentieren und daraus Ihren Jahresabschluss für das Finanzamt zu erstellen. Der Gewinn errechnet sich aus dem Überschuss der Betriebseinnahmen über die Betriebsausgaben. Die EÜR wird daher auch als Einnahmen-Ausgaben-Rechnung bezeichnet und dient der Berechnung und Erhebung verschiedener Steuerarten wie der Umsatzsteuer oder der Einkommensteuer.
Die EÜR dient als Jahresabschluss und wird einmal im Jahr an das Finanzamt übermittelt. Für die Erstellung nutzen Sie ein entsprechendes Formular vom Finanzamt. Wer seine Einkommensteuererklärung im Online-Portal Elster ausfüllt, findet dort das entsprechende Formular.
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Als selbstständiger Künstler oder selbstständige Künstlerin sind Sie verpflichtet, Ihre Einnahmen zu versteuern. Sie müssen Ihre Tätigkeit beim Finanzamt anmelden und eine Steuer-Identifikationsnummer beantragen. Hierzu füllen Sie den Fragebogen zur steuerlichen Erfassung aus. Darin machen Sie unter anderem Angaben über die Höhe Ihres zu erwartenden Einkommens. Diese Angabe dient der Berechnung Ihrer Einkommensteuer.
Die möglichst präzise Schätzung ist entscheidend für die Frage, ob Sie am Ende des Jahres Steuern erstattet bekommen oder ob gegebenenfalls eine hohe Steuernachzahlung auf Sie zu kommt. Hier kann es sich lohnen, einen Steuerberater oder eine Steuerberaterin zum Ausfüllen des Fragebogens hinzuzuziehen.
Ob Ihre künstlerische Tätigkeit als freiberufliche Tätigkeit anerkannt wird, entscheidet das Finanzamt. Leider ist es nicht immer ganz eindeutig, welche künstlerischen Berufe zu den freiberuflichen Tätigkeiten zählen. Sind Sie sich unsicher, klären Sie die Frage unbedingt vor Aufnahme Ihrer Tätigkeit mit dem Finanzamt, da Sie andernfalls als Gewerbetreibende eingestuft werden. Im Vergleich zur Selbstständigkeit als Gewerbetreibende genießen Sie als Freiberufler:in nämlich das Privileg, kein Gewerbe anmelden und somit auch keine Gewerbesteuer zahlen zu müssen.
Bei der Umsatzsteuer macht der Gesetzgeber keine Unterschiede zwischen einer freiberuflichen künstlerischen Tätigkeit und gewerblichen Berufen. In Deutschland ist jeder Selbstständige verpflichtet, Umsatzsteuern auf seine Einnahmen zu entrichten. Entsprechend müssen Ihre Rechnungen neben dem Nettobetrag immer auch separat die Umsatzsteuer ausweisen.
Die Umsatzsteuer wird direkt an das Finanzamt weitergegeben und bleibt somit für Sie ergebnisneutral. Im Gegenzug können Sie die Umsatzsteuer, die Sie selbst bei Käufen für Ihre selbstständige künstlerische Tätigkeit gezahlt haben, in Form der Vorsteuer beim Finanzamt geltend machen.
Der Regelsteuersatz liegt bei 19 %, der ermäßigte Steuersatz bei 7 %. Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage hat die Bundesregierung die Steuersätze bis Ende des Jahres gesenkt. Als Teil eines Konjunkturpakets, das die Folgen der Corona-Pandemie mildern soll, beträgt der reguläre Mehrwertsteuersatz seit Juli 2020 16 %, der ermäßigte Mehrwertsteuersatz 5 %.
Das Finanzamt unterscheidet zwischen der Ist- und der Soll-Besteuerung. Bei der Soll-Besteuerung sind Sie bereits mit der Rechnungsstellung verpflichtet, die Umsatzsteuer an das Finanzamt abzuführen. Bei der Ist-Besteuerung zahlen Sie erst dann, sobald Ihr Kunde oder Ihre Kundin die Rechnung auch tatsächlich beglichen hat.
Die Weitergabe der Umsatzsteuer an das Finanzamt erfolgt im Rahmen der Umsatzsteuervoranmeldung, die alle Selbstständigen, die umsatzsteuerpflichtige Leistungen erbringen, entweder monatlich oder vierteljährlich abgeben müssen. Wer die Umsatzsteuervoranmeldung im Online-Portal Elster einreicht, findet dort das entsprechende Formular. Diese Vorauszahlung hat für Sie den Vorteil, dass Sie Ihre Steuerschuld über das Jahr verteilt regelmäßig begleichen können.
Wer sein Geld mit einer selbstständigen künstlerischen Tätigkeit verdient, ist nicht dazu verpflichtet, Beiträge in die gesetzliche Sozialversicherung einzuzahlen. Sie haben die Wahl, sich freiwillig gesetzlich zu versichern oder eine private Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung in Anspruch zu nehmen. Beiträge zur Arbeitslosenversicherung zahlen Sie ebenfalls nicht.
Die meisten Künstler:innen haben nicht die Möglichkeit, große finanzielle Rücklagen zu bilden. Bleiben Aufträge aus, droht ihnen schnell der finanzielle Ruin.
Um selbstständige Künstler:innen vor dem sozialen Abstieg zu bewahren, stellt die Künstlersozialkasse (KSK) die gesetzliche Sozialversicherung für selbstständige und freiberufliche Künstler:innen und Publizist:innen sicher. Vergleichbar mit dem Arbeitnehmer- und dem Arbeitgeberanteil bei einem Angestelltenverhältnis zahlen die Mitglieder der Künstlersozialkasse anteilig die Hälfte ihrer Sozialversicherungsbeiträge, also der Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung. Die andere Hälfte zahlt die KSK. Die Gelder, die ihr das ermöglichen, erhält sie zu 40 % vom Bund. Die restlichen 60 % zahlen Unternehmen, die Leistungen von selbstständigen Künstler:innen nutzen, in Form der Künstlersozialabgabe.
Voraussetzung für die Aufnahme bei der Künstlersozialkasse ist laut § 1 Künstlersozialversicherungsgesetz (KSVG), dass Sie Ihre künstlerische oder publizistische Tätigkeit erwerbsmäßig und nicht nur vorübergehend ausüben und nicht mehr als einen Angestellten beschäftigen.
Mit der Künstlersozialversicherung (KSV) ist zumindest Ihre soziale Grundversorgung gesichert, aber es sind noch nicht alle Risiken Ihrer künstlerischen Tätigkeit abgedeckt. Welche weiteren Versicherungen für Sie als selbstständiger Künstler oder selbstständige Künstlerin tatsächlich relevant sind, hängt natürlich von der Art Ihrer Tätigkeit und den damit verbundenen Risiken ab.
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