In puncto Rentenversicherung müssen Selbstständige und Freiberufler:innen oft eigenständig aktiv werden. Wann die Rentenversicherung zur Pflicht wird, wie viel sie kostet und wann eine freiwillige Mitgliedschaft möglich ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Bestimmte Berufsgruppen wie selbstständig tätige Lehrer:innen oder Handwerker:innen sind zur gesetzlichen Rentenversicherung verpflichtet.
- Wer nicht verpflichtet ist, hat die Wahl sich privat zu versichern oder freiwillig in die Rentenkasse einzuzahlen.
- Die Beiträge zur Rentenversicherung bei Freiberuflern und Selbstständigen können entweder als Regelbeitrag abgeführt werden oder als prozentualer Anteil zum Einkommen.
- Gründer:innen haben die Möglichkeit, in den ersten drei Jahren, nur die Hälfte des Regelbeitrags zu bezahlen.
Warum ist eine Rentenversicherung für Selbstständige wichtig?
Sie sind jung, gründen gerade ein Unternehmen oder starten so richtig durch? Natürlich denkt man da nicht an die Rente. Schließlich liegt sie noch in weiter Ferne. Allerdings ist das ein Trugschluss, denn desto früher und umso mehr Sie in die Rentenversicherung einzahlen, desto entspannter können Sie in die Zukunft blicken.
Altersarmut ist keine Seltenheit. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie als Selbstständiger gut verdient haben oder nicht. Wenn Sie nicht frühzeitig an Ihre finanzielle Situation im Alter denken, bleibt unterm Strich in der Regel nicht mehr viel übrig. Daher gilt: Eine Rentenversicherung für Selbstständige, egal ob gesetzlich oder privat, sorgt im Alter für mehr finanzielle Sorglosigkeit und sollte frühzeitig begonnen werden.
Rentenversicherung für Selbstständige ist in einigen Berufen Pflicht
Nicht immer haben Sie als Selbstständige:r oder Freiberufler:in die Wahl, ob Sie sich gesetzlich oder privat rentenversichern können. Einige Berufsgruppen sind dazu verpflichtet, ob selbstständig tätig oder nicht.
Die gesetzliche Rentenversicherung für Selbstständige gilt bei:
- Erzieherinnen oder Tagesmütter, die sich hauptberuflich mit der Betreuung sowie der Persönlichkeitsentwicklung von Kindern befassen.
- Lehrkräfte im Haupt- oder Nebenberuf, die mehr als 450 Euro im Monat verdienen.
- Pflegekräfte
- Handwerker:innen
- Geburtshelfende
- Künstler:innen
- Musiker:innen
- Journalisten und Journalistinnen
- Publizierende
- Schriftsteller:innen
- Schiffsfahrer:innen
Minijobber
Wer nicht zu diesen Berufsgruppen gehört, kann sich entweder privat versichern lassen oder freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Der Vorteil: freiwillig Versicherte können die Beitragshöhe mitbestimmen.
Wie viel kostet Rentenversicherung für Selbstständige?
Der Beitrag für die Rentenversicherung ist nicht konstant, denn er wird in der Regel jedes Jahr neu festgelegt. Selbstständige haben bei der Rentenversicherung aufgrund des schwankenden Einkommens die Wahl aus drei unterschiedlichen Arten der Beitragszahlungen, wobei eine Form nur für Gründer:innen gilt:
Der Regelbeitrag
Bei der Rentenversicherung für Selbstständige besteht die Möglichkeit, ohne Rücksicht auf das tatsächliche Einkommen einen Regelbeitrag von 612 Euro in den alten Bundesländern und in den neuen Bundesländern 586 Euro pro Monat zu zahlen (Stand: 2022).
Hälfte des Beitrags für Gründer:innen
Selbstständige, die ihre Tätigkeit gerade erst aufgenommen haben, können von der Möglichkeit Gebrauch machen, in den ersten drei Jahren nur die Hälfte des Regelbeitrags zu bezahlen. Diese Alternative ist für alle Gründer:innen sehr attraktiv, deren Einkommen in der ersten Zeit in der Regel etwas geringer ausfällt. Allerdings fehlen die drei Jahre zum Schluss bei der tatsächlichen Rente, um den vollen Beitrag zu erhalten.
Einkommensabhängiger Beitrag
Für Selbstständige und Freiberufler:innen ist es oft nichts absehbar, wie viel Einkommen der nächste Monat bringt. Zeit ist bekanntlich Geld. Wer dann erkrankt oder im Urlaub ist, kann in dem jeweiligen Monat einfach weniger verdienen. Der Regelbeitrag kann dann für viele schon eine ordentliche Summe darstellen. Schließlich müssen Selbstständige auch andere Kosten wie Miete, Pacht, Leasing oder Mitarbeitende bezahlen.
Wenn laut Einkommensteuerbescheid nachweisbar ist, dass es tatsächlich in den letzten Jahren zu Schwankungen kam, lässt sich der Beitrag an das individuelle Einkommen anpassen. Aktuell liegt der Regelsatz bei 18,6 % des Einkommens, das zum Zweck der Altersvorsorge in die Rentenversicherung abgeführt wird.
Voraussetzung ist allerdings, dass sich die Beträge innerhalb folgender prozentualer Einkommensgrenzen befinden:
Mindestbeitrag Rentenversicherung: 83,70 Euro (bundesweit)
Höchstbetrag Rentenversicherung: 1283,40 Euro (alte Bundesländer) 1199, 70 Euro (neue Bundesländer)
Sonderregelung Rentenversicherung: Freiberufler über Künstlersozialkasse
Wann kann ich als Selbstständiger in Rente gehen?
Wann Sie als Selbstständige:r in Rente gehen sollten, hängt von mehreren Faktoren ab. Natürlich spielt die finanzielle Lage eine Rolle. Umso weniger Sie in die Rentenkasse einzahlen, desto weniger bekommen Sie unterm Strich raus. Auch einige Jahre können sich da schon bemerkbar machen. Auf der anderen Seite entscheiden sich viele Selbstständige unabhängig der Rentenversicherung wesentlich länger zu arbeiten. Schließlich ist das eigene Unternehmen ein Herzensprojekt, das man nur sehr ungern aufgibt. Vielleicht ist auch einfach noch kein:e Nachfolger:in gefunden?
Mit einer Rentenversicherung haben Selbstständige und Freiberufler:innen einen Lebensunterhalt nach Beendigung des Berufslebens. Auch bei dauerhafter Arbeitsunfähigkeit gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, für unter anderem eine Umschulung, Weiterbildung oder Erwerbsminderungsrente.
Fazit: Rentenversicherung für Selbstständige verpflichtend oder freiwillig
Bestimmte Berufsgruppen sind zur gesetzlichen Rentenversicherung verpflichtet. Alle anderen können sich entweder privat versichern oder freiwillig in die Rentenkasse einzahlen. Es gibt dabei unterschiedliche Möglichkeiten der Beitragszahlung. Für Personen, die über die Künstlersozialkasse versichert sind, gelten andere Regelungen.
Rentenversicherung für Freiberufler:innen und Selbstständige ist zwar in vielen Fällen kein Muss, aber eine Notwendigkeit, um im Alter finanziell abgesichert zu sein. Es lohnt sich daher immer früh damit zu starten. Umso besser geht es Ihnen nach Ihrem Berufsleben.
Da die Rentenbeiträge einkommensabhängig sind, sollten Sie zudem Ihre Finanzen stets im Blick haben. Wer da Geschäftliches nicht von Privatem trennt, verliert nicht nur den Überblick, sondern kann auch nur schwer einschätzen, was unterm Strich übrig bleibt. Grundlage für die freiwillige Rentenversicherung ist Ihr Einkommen, das aus dem jährlichen Steuerbescheid hervorgeht. Auch in puncto Buchhaltung sollten Sie daher stets alle Belege chronologisch, lückenlos und richtig dokumentieren und archivieren.
Die drei Kontomodelle von Qonto unterstützen Sie bei Ihren Finanzen und sorgen für ein sicheres, flexibles und standortunabhängiges Banking mit vielen innovativen Zusatzleistungen. So können Sie unter anderem in wenigen Schritten das Online-Geschäftskonto mit der Buchhaltungssoftware synchronisieren.