Die eigene Schneiderei eröffnen – Schritte zur Gründung und Besonderheiten

Als Schneiderin oder Schneider arbeiten Sie kreativ und sind handwerklich begabt. Jetzt spielen Sie mit dem Gedanken, Ihre eigene Chefin oder Ihr eigener Chef zu werden. Doch um Ihre Schneiderei eröffnen zu können, sollten Sie einige wichtige Punkte beachten und diesen besondere Aufmerksamkeit schenken.

Um Ihre eigene Schneiderei zu eröffnen, müssen Sie keine speziellen Voraussetzungen erfüllen. Bereits seit dem Jahr 2003 gilt der Beruf „Maßschneider“ nicht mehr als zulassungspflichtiges Handwerk, weshalb Sie, wenn Sie Ihr Gewerbe anmelden, keinen Meisterbrief oder einen anderen Qualifikationsnachweis vorlegen müssen.

Dennoch machen Ihre Qualifikation die Qualität Ihrer Schneiderei aus, weshalb eine Ausbildung oder sogar ein Meistertitel zu empfehlen ist.

Um Ihre Schneiderei richtig platzieren zu können, sollten Sie erst einmal überprüfen, ob es überhaupt einen ausreichend großen Markt gibt. Betrachten Sie Ihre Produkte und Dienstleistungen und versuchen Sie, einen potenziellen Kundenstamm zu evaluieren. Das können Sie sowohl in Ihrem Ort oder Ihrer Stadt tun als auch online. Vielleicht erstellen Sie Produkte, die online funktionieren, indem Sie sie versenden können, Sie einen Ratgeber veröffentlichen, oder Sie machen etwas ganz Neues.

Bewerten Sie auch direkt von Anfang an, wie die Chancen der Neukundenakquise stehen, um langfristigen Unternehmenserfolg zu planen.

Wenn Sie Ihr Produkt identifiziert haben, sollten Sie eine Wettbewerbsanalyse durchführen, um sich die Konkurrenz anzusehen. Was machen andere Schneidereien, wie sieht deren Produktpalette aus und wie können Sie sich im besten Fall von denen abheben? Schaffen Sie ein Alleinstellungsmerkmal, um noch mehr Kunden zu Ihnen locken zu können.

Ebenso wichtig ist, wo Sie Ihre Schneiderei eröffnen. Sehen Sie sich den potenziellen Unternehmensstandort genau an. Gibt es in Ihrer Umgebung genug potenzielle Kundinnen und Kunden und sind Sie in diesem Gebiet alleine oder haben Sie Konkurrenten in unmittelbarer Nähe? Ist das der Fall, sollten Sie darüber nachdenken, ob Sie Ihre Schneiderei nicht besser an einem anderen Ort eröffnen.

Wenn Sie eine Schneiderei eröffnen möchten, sollten Sie einen passenden Businessplan erstellen. Nicht nur, dass Sie damit mögliche Investor:innen und Kreditgeber:innen von Ihrem Konzept überzeugen können, er dient Ihnen auch als eine Art Orientierungshilfe.

In Ihrem Businessplan verfassen Sie einen detaillierten Plan, was Sie mit Ihrer Schneiderei machen möchten und wie Sie das erreichen können. Damit können Sie in regelmäßigen Abständen überprüfen, ob Sie die von Ihnen gesteckten Ziele erreicht haben – und wenn nicht: was Sie verändern müssen, um an Ihre Ziele zu kommen.

Auch das bereits erwähnte Alleinstellungsmerkmal sollten Sie hier besonders in den Fokus stellen. Arbeiten Sie beispielsweise mit besonderen Stoffen oder Schnittmustern oder haben Sie sich auf ein bestimmtes Thema spezialisiert? Führen Sie das hier auf und überzeugen damit potenzielle Geldgeber:innen. Überlegen Sie sich vorher ganz genau, was Sie tun können, um aus der Masse hervorzustechen.

Sie haben also beschlossen, sich selbstständig zu machen, haben einen Businessplan geschrieben und stehen voller Tatendrang in den Startlöchern. Wenn da nicht die Finanzierung wäre. Ein eigenes Geschäft kann teuer werden, weshalb Sie auf Investoren oder Kreditgeber:innen angewiesen bist.

Für Ihre Unternehmensfinanzierung können Sie zunächst einmal Banken und Kapitalgeber anlaufen. Dort stellen Sie Ihren Businessplan vor und beantragen einen Firmenkredit. Mit diesem Geld können Sie dann an den Aufbau Ihres Geschäfts gehen und Ihre erfolgreiche Firma gründen.

Zusätzlich zu einem Kredit können Sie in jedem Bundesland über die Förderungsmöglichkeit Handwerk eine staatlich geförderte Unternehmensfinanzierung beantragen. Die Höhe und die Voraussetzungen variieren jedoch von Bundesland zu Bundesland.

Um stets den Überblick über Ihre Finanzen zu haben, sollten Sie zudem frühestmöglich ein eigenes Geschäftskonto eröffnen. Besonders die verschiedenen Zahlungsmöglichkeiten, das übersichtliche Ausgabenmanagement, zusätzliche Unterkonten und die Anbindung an Ihre Buchhaltung werden Ihrer Schneiderei zugutekommen.

Wenn Sie die Finanzierung geklärt haben, kann es ernst werden und Sie können an die Gründung gehen. Dazu sollten Sie spätestens 14 Tage nachdem Sie Ihre Arbeit aufgenommen haben, Ihr Gewerbe beim örtlichen Gewerbeamt anmelden. Zudem ist eine Anmeldung bei der zuständigen Handwerkskammer erforderlich. Das Finanzamt und die Berufsgenossenschaft werden nach Ihrer Gewerbeanmeldung vom Gewerbeamt informiert. Sie selbst sollten sich jedoch an die Berufsgenossenschaft wenden, um die Versicherungen Ihres Unternehmens zu klären.

Während Sie für die Eröffnung einer Schneiderei keinen Ausbildungsnachweis erbringen müssen, handelt es sich bei dem Beruf des Änderungsschneiders um einen staatlich anerkannten Ausbildungsberuf. Demnach muss bei der Gewerbeanmeldung ein Qualifikationsnachweis erbracht werden.

Da es sich bei einer Änderungsschneiderei um einen handwerksähnlichen Beruf handelt, muss in vielen Fällen eine sogenannte Handwerkskarte der Gewerbeanmeldung beigefügt werden. Ob eine Handwerkskarte beantragt werden muss, können Sie bei der Industrie- und Handelskammer und bei der Handwerkskammer erfragen. Für die Ausstellung ist Ihr Ausbildungsnachweis ausreichend. Einen Meisterbrief brauchen Sie auch hier nicht.

Egal wie perfekt und hochkonzentriert Sie oder Ihre Mitarbeiter:innen arbeiten, Fehler können immer passieren. Manchmal sind Sie vielleicht unmittelbar daran beteiligt, manchmal können Sie vielleicht gar nichts dafür. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass Sie Ihre Schneiderei richtig versichern. Betriebliche Versicherungen dürfen also auf keinen Fall fehlen!

Ganz oben auf Ihrer Versicherungs-Checkliste sollte eine Betriebshaftpflicht stehen. Diese greift bei gewerblichen Haftpflichtfällen, bei Personen und Sachschäden, die von Ihnen selbst oder von Ihren Mitarbeitenden verursacht wurden, und auch bei Vermögensfolgeschäden. Letzteres ist besonders dann wichtig, wenn sich aus einem von Ihnen oder Ihren Mitarbeitenden verursachten Sachschaden ein finanzieller Folgeschaden ergibt.

Auch eine Berufshaftpflicht kann Sie vor unliebsamen Überraschungen bewahren. Hierbei sind ebenfalls Personenschäden und Sachschäden abgedeckt, aber eben auch sogenannte „echte“ Vermögensschäden. Diesen Vermögensschäden muss nicht erst ein Sachschaden vorangehen.

Zu guter Letzt ist eine Geschäftsversicherung mehr als sinnvoll, denn diese schützt Ihr Inventar vor Schäden, die mitunter einer höheren Macht unterliegen. Dazu zählen Feuerschäden, Leitungswasserschäden, Sturm- und Hagelschäden, Einbruchdiebstahl und Vandalismus. Zusätzlich können Sie diese Versicherung um Elementarschäden wie Starkregen und Rückstau, Betriebsausfall aufgrund der versicherten Gefahren, Schäden am elektronischen Equipment sowie Glasbruch und auch dem Schutz Ihrer Waren und Vorräte erweitern.

Sie haben nun alle Punkte abhaken können und sind bereit, Ihre Schneiderei zu eröffnen. Doch das Wichtigste fehlt noch: Kunden. Sie haben verschiedenen Möglichkeiten, um auf sich und Ihre Arbeit aufmerksam zu machen und Kunden anlocken zu können.

Zum einen können Sie in Zeitungen inserieren. Zeigen Sie Ihre Produktpalette und veröffentlichen auch besondere Angebote. Zur Eröffnung können Sie auch eine kleine Eröffnungsfeier geben und diese mit besonderen Angeboten verbinden.

Außerdem steht Ihnen auch die große Welt des World Wide Web zur Verfügung. Je nachdem, wie Ihre Produkt- und Dienstleistungspalette aussehen, können Sie nicht nur regional arbeiten. In diesem Fall können Sie über eine eigene Unternehmenswebsite potenzielle Kundinnen und Kunden erreichen. Auch auf den sozialen Netzwerken wie Instagram und Facebook können Sie Ihre Arbeiten präsentieren und so neue Kundschaft anlocken.

Mit all dem Wissen, das Sie jetzt haben, können Sie loslegen und Ihr eigenes Business, Ihre Schneiderei aufbauen. Trauen Sie sich, machen Sie was Neues und werden Sie Ihre eigene Chefin oder Ihr eigener Chef.