In deutschen Haushalten fällt täglich jede Menge Verpackungsmüll an. Ob nach dem Einkauf im Supermarkt, einer Shopping-Tour oder im Onlinehandel: 2018 fielen in Deutschland nach Angaben des Umweltbundesamts insgesamt 18,9 Millionen Tonnen Verpackungsabfall an. Das entspricht pro Kopf im Durchschnitt über 200 kg. Private Verbraucher:innen verursachen dabei knapp die Hälfte – das sind etwa 107 kg pro Jahr.
Die Zero-Waste-Bewegung hat dem Aufkommen an Verpackungsmüll, das seit 2010 um knapp 18 % gestiegen ist, den Kampf angesagt. Um möglichst wenig Abfall zu produzieren und keine Rohstoffe zu verschwenden, soll Verpackungsmüll vermieden werden, bevor er überhaupt anfällt.
So bieten mittlerweile fast alle Cafés und auch zahlreiche Lebensmittelgeschäfte ihren Gästen und Kund:innen an, ihre eigenen Becher oder Mehrwegbehälter mitzubringen, um Verpackungsmüll zu vermeiden. Den Gedanken, Müll und die Verschwendung von Lebensmitteln zu vermeiden, verfolgen auch Gründer:innen, die einen Unverpackt-Laden eröffnen. Statt eingeschweißter Großpackungen im Discounter erhalten Kund:innen hier genau die Menge, die sie benötigen. Und das überwiegend regional und saisonale in Bioqualität und vor allem unverpackt.
Unverpackt-Laden eröffnen: Gute Startgründe
Obwohl die Verbraucher:innen bereit sind, auf Verpackungsmüll zu verzichten, beharrt der Lebensmittelhandel auf dem Standpunkt, das Verpackungen das Geschäft effizienter und damit am Ende auch für den Verbraucher:innen günstiger machen.
Die Vorteile für den Handel liegen auf der Hand: Verpackte Lebensmittel erleichtern ihnen die Logistik, Ware muss nicht mehr gewogen werden und kann damit schneller kassiert werden. Hygiene, Frische und Schutz der Produkte werden ebenfalls gerne als Gründe angeben, nicht auf die Verpackung verzichten zu können.
Ein weiteres Plus für den Handel ist gleichzeitig ein dickes Minus für den Verbraucher: und die Verbraucherin: Sie sind gezwungen, größere Mengen zu kaufen, als sie eigentlich benötigen. Das führt häufig dazu, dass Lebensmittel im Haushalt verderben, bevor sie aufgebraucht werden.
Entsprechend ist es nachvollziehbar, dass immer mehr Verbraucher:innen bereit sind, auf Verpackungsmüll zu verzichten. Laut einer Umfrage des Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) bevorzugen knapp 80 % der Befragten Obst und Gemüse, das nicht abgepackt ist. 85 % der Befragten ist bereit, einen eigenen Beutel für Obst, Gemüse oder Brot zum Einkauf mitzunehmen.
Natürliche und unverarbeitete Lebensmittel sind gesünder als industriell verarbeitete Produkte. Zusätzlich wird durch eine unverpackte und bedarfsgerechte Abfüllung die Verschwendung von Lebensmitteln und weiteren Materialien für die Herstellung der überflüssigen Verpackungen vermieden.
Gleichzeitig sparen die Verbraucher:innen Geld und unterstützt mit dem Verkauf regionaler Produkte die Artenvielfalt. Es gibt also jede Menge gute Gründe, im Unverpackt-Laden einzukaufen – oder sogar seinen eigenen Unverpackt-Laden zu eröffnen!
Übersicht Unverpackt-Läden in Deutschland
Zero Waste liegt im Trend. Entsprechend werden überall in Deutschland Unverpackt-Läden eröffnet. Eine Übersicht der verpackungsfreien Läden finden Sie beispielsweise beim NABU.
Original Unverpackt
In der Übersicht der Unverpackt-Läden darf Original Unverpackt (ou) natürlich nicht fehlen. Als einer der ersten Supermärkte weltweit hat sich die Gründerin Milena Glimbovski mit dem Original Unverpackt in Berlin dem Zero-Waste-Lifestyle gewidmet. Mittlerweile musste der Laden in der Wiener Straße leider schließen. Sie können die organischen, natürlichen, nachhaltigen und biozertifizierten Lebensmittel, Kosmetik sowie alles für den Haushalt ganz ohne Einwegverpackung aber im Onlineshop bestellen. Geliefert werden sie mit dem Lastenrad in Pfandgläsern. Alternativ können Sie Ihre Bestellung in der PickUp-Location in Neukölln selbst abholen.
Unverpackt-Laden – Mehr als nur ein Shop
Ladeneröffnung ist nicht gleich Ladeneröffnung. Die notwendigen Schritte wie einen Businessplan, Finanzierungsplan erstellen, eine Markt- und Standortanalyse durchzuführen, die Zusammenstellung des richtigen Sortiments und die Marketing-Strategie gehören natürlich dazu, um einen Unverpackt-Laden zu eröffnen.
Hinzu kommt aber noch eine große Portion Idealismus, da es vergleichsweise schwierig ist, Lieferant:innen oder Gehör für die rechtlichen, wirtschaftlichen, arbeitsmarkt- sowie sozialpolitischen Interessen der Gründer:innen von Unverpackt-Läden zu finden.
Unterstützung finden Sie beispielsweise beim Unverpackt e.V., dem Verband der Unverpackt-Läden. Alternativ bieten Gründer:innen, die bereits erfolgreich ihren Unverpackt-Laden eröffnet haben, in Workshops wertvolle Tipps und Hilfestellung bei der Ladeneröffnung und eine gute Plattform, um Sie mit weiteren Inhaber:innen von Unverpackt-Läden zu vernetzen.
Voraussetzungen: Unverpackt Laden eröffnen
Grundsätzlich benötigen Sie keine spezielle Ausbildung, um Ihren eigenen Unverpackt-Laden zu eröffnen. Idealismus allein reicht allerdings auch nicht aus. Zum einen müssen Sie natürlich Spaß am Umgang mit Kund:innen haben. Sie benötigen aber auch grundlegende kaufmännische Kenntnisse, um Ihre Buchhaltung, den Wareneinkauf oder Bestandshaltung zu managen. Natürlich können Sie sich hier professionelle Unterstützung holen, sollten aber zumindest die Basics beherrschen.
Kenntnisse im Einzelhandel, der Lebensmittelindustrie und der Landwirtschaft sind aber durchaus von Vorteil, da Sie mit zahlreichen gesetzlichen Bestimmungen konfrontierst werden. Angefangen bei den gesetzlichen Öffnungszeiten, die Auszeichnung Ihrer Waren sowie der Kassensicherungsverordnung über betriebliche Versicherungen bis hin zu baulichen Vorgaben gibt es weitere Vorschriften zu beachten wie:
Lassen Sie sich von diesen Vorschriften nicht abschrecken. Unterstützung finden Sie beispielsweise bei der Industrie- und Handelskammer (IHK). Hier können Sie sich über die geltenden Gesetze und Vorschriften informieren oder an Fortbildungen teilnehmen.
Schritte, um Ihren Unverpackt-Laden zu eröffnen
Haben Sie sich mit den relevanten gesetzlichen Bestimmungen und Vorschriften für den Lebensmittelhandel vertraut gemacht und sich Wissen in Sachen Buchhaltung, Warenwirtschaft, Logistik und Marketing angeeignet, steht Ihrem Traum, Ihren eigenen Unverpackt-Laden zu eröffnen, eigentlich nichts mehr im Weg und Sie können sich an die notwendigen Gründungsschritte machen.
1. Rechtsform Ihres Unverpackt-Laden
In welcher Rechtsform Sie Ihren Unverpackt-Laden eröffnen, steht Ihnen im Prinzip frei. Allerdings eignen sich manche Rechtsformen besser für die Eröffnung eines Unverpackt-Ladens als andere.
Zu diesen Rechtsformen zählen zum Beispiel Einzelunternehmen. Möchten Sie nicht alleine, sondern im Team gründen, ist die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) die einfachste Möglichkeit. In diesen Rechtsformen sind Sie nicht verpflichtet, Ihr Unternehmen im Handelsregister einzutragen, können aber einen freiwilligen Eintrag vornehmen lassen.
Alternativ steht Ihnen die Rechtsform der OHG, der offenen Handelsgesellschaft, zur Wahl. Bei diesen Gesellschaftsformen haften Sie mit Ihrem Privatvermögen. Möchten Sie Ihre Haftung beschränken, haben Sie die Wahl zwischen der Gründung einer GmbH oder einer Mini-GmbH, der sogenannten UG (haftungsbeschränkt). Rechtlich gibt es zwischen den beiden Gesellschaftsformen keinen Unterschied. Allerdings sind das Ansehen und die Kreditwürdigkeit der GmbH aufgrund des auf dem Geschäftskonto hinterlegten Stammkapitals in Höhe von 25.000 € deutlich höher.
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2. Businessplan: Unverpackt-Laden eröffnen
Mit Ihrem Businessplan formulieren Sie Ihr Konzept. Du machen Sie klar, welche Schritte notwendig sind, um Ihre Geschäftsidee erfolgreich umzusetzen.
Bedenken Sie dabei insbesondere, was Sie persönlich als Besitzer:in eines Unverpackt-Ladens qualifiziert, welches Alleinstellungsmerkmal Ihren Laden auszeichnen soll und welches Sortiment er anbieten sollte. Analysieren Sie hierzu auch den Markt und den Wettbewerb sowie den Standort, an dem Sie Ihren Unverpackt-Laden eröffnen möchten.
Ein weiterer wesentlicher Punkt ist Ihre Marketing-Strategie: Wie soll Ihr Laden heißen und mit welchen Mitteln möchten Sie Ihr Geschäft bekannt machen, um Kund:innen zu gewinnen?
Gleichzeitig legt Ihr Businessplan dar, welche Kosten für die Gründung auf Sie zukommen, wie Sie die Gründungskosten sowie den laufenden Betrieb finanzieren möchten. Benötigen Sie Fremdkapital, ist er die Grundlage bei der Investorensuche.
3. Sortiment – Angebot in Ihrem Zero-Waste-Laden
Welches Sortiment Sie in Ihrem Unverpackt-Laden anbieten möchten, ist Ihnen überlassen. So können Sie sich beispielsweise ausschließlich auf Waren aus biologischem Anbau spezialisieren. Oder Sie setzen aus Produkten auch der Region. So schonen kurze Transportwege zusätzlich die Umwelt. Gleichzeitig unterstützen Sie lokale Manufakturen, indem Sie ihre Produkte in Ihrem Laden anbieten.
In erster Linie kommen einem bei unverpackten Produkten natürlich Obst und Gemüse in den Sinn. Das ist aber natürlich längst nicht alles. Das Angebot enthält zahlreiche weitere Produkte wie:
- Kaffee, Tee oder Kakao
- Müsli
- Getreide
- Reis und Nudeln
- Mehl und Zucker
- Milchprodukte
- Eier
- Essig und Öl
- Gewürze und Kräuter
- Käse
Darüber hinaus sind weitere Produkte aus dem Non-Food-Bereich wie Hygieneartikel, Seifen sowie Wasch- und Putzmittel möglich. Denkbar ist auch die Mehrwegbehälter, die Ihre Kund:innen benötigen, mit in Ihr Sortiment aufzunehmen. Hier sind Brotbeutel, Milchflaschen, Dosen, Netze oder Mehrweggläser denkbar.
Der Vorteil: Laufkundschaft, die nur zufällig an Ihrem Laden vorbeikommt, kann spontan ihren Einkauf in Ihrem Unverpackt-Laden erledigen. Zudem kennst Sie bei Ihren eigenen Gefäßen deren Gewicht und können es beim Wiegen ohne Tara gleich mit berücksichtigen. Alternativ stellen Sie die Behälter für Ihren Unverpackt-Laden im Rahmen eines Pfandsystems zur Verfügung.
Die Möglichkeiten sind unendlich. Die Herausforderung, Lieferant:innen zu finden, die Ihnen die Produkte für Ihr Wunschsortiment auch unverpackt liefern, groß. Zum einen muss die Bereitschaft der Produzent:innen vorhanden sein, unverpackt zu liefern. Zum anderen muss sichergestellt sein, dass die Ware auch ohne Verpackung in einem einwandfreien Zustand geliefert wird. Hier kommt erneut die Regionalität sowie der Blick auf kleinere Hersteller:innen ins Spiel, die sich hier meist flexibler zeigen und Ihren Ansatz mit Überzeugung unterstützen.
Die Unverpackt-Laden-Einrichtung
Neben Ihrem Sortiment ist die Einrichtung, um einen Unverpackt-Laden zu eröffnen, sicher einer der spannendsten Aspekte. Ein ansprechender Verkaufstresen, an dem Sie die Ware abwiegen und kassieren. Klassische Warenregale, Mittelraumpräsenter und Gravity Bins, die für den Unverpackt-Laden typischen Warenspender.
Denkbar ist auch, ein kleines Café zu integrieren, in dem Ihre Kundinnen und Kunden sich Ihnen selbst gemachten Kuchen gleich vor Ort schmecken lassen können. Vorausgesetzt, Sie verfügen über ein entsprechendes Budget oder einen schlüssigen Finanzierungsplan, der Investor:innen überzeugt, Ihnen beim Ladenbau finanziell unter die Arme zu greifen, sind Ihrer Fantasie kaum Grenzen gesetzt.
Mobil und online
5. Marketing-Konzept: Unverpackt-Laden eröffnen
Gutes Marketing ist nicht nur zur Eröffnung Ihres Unverpackt-Ladens wichtig. Nutzen Sie neben klassischen Marketing-Instrumenten auch die Möglichkeiten der sozialen Medien, um potenzielle Kund:innen auf Ihr Angebot aufmerksam zu machen.
6. Kosten bei Eröffnung Ihres Unverpackt-Laden
Wollen Sie einen Unverpackt-Laden eröffnen, kommen erhebliche Gründungskosten auf Sie zu. Zum einen für die Suche und Anmietung des Ladens, der Einrichtung, die Warenbeschaffung, Beratungskosten, Marketing-Kosten für die Eröffnung sowie Gebühren für die Gewerbeanmeldung und gegebenenfalls für den Eintrag in das Handelsregister.
Setzen Sie mit Ihrem Zero-Waste-Laden nicht Ihre eigene Geschäftsidee um, sondern setzen Sie auf ein Franchise-Konzept, müssen Sie hier zusätzliche Lizenzgebühren einplanen.
Haben Sie Ihren Unverpackt-Laden erfolgreich eröffnet, kommen weitere, laufende Kosten auf Sie zu. Zu den Unverpackt-Laden Kosten zählen beispielsweise:
- Die Ladenmiete sowie die Betriebskosten (Strom, Wasser, Telefon etc.)
- Die Warenbeschaffung
- Lagerkosten
- laufende Kosten für Marketing und Vertrieb
- Gebühren für Ihr Geschäftskonto
- Personalkosten (Verkauf, Buchhaltung, Reinigung)
7. Steuern und Versicherung
Wie jeden Unternehmer und jede Unternehmerin erwartet Sie auch beim Eröffnen eines Unverpackt-Ladens das Thema Steuern und Versicherung. Welche Steuerarten letztendlich für Sie relevant sind, hängt von der Rechtsform Ihres Unternehmens ab. In der Regel zählen dazu die Einkommensteuer bzw. die Körperschaftssteuer, die Gewerbesteuer und die Umsatzsteuer.
Bei der Absicherung der betrieblichen Risiken für Ihr Unternehmen zählen die Betriebshaftpflichtversicherung und die Rechtsschutzversicherung zu den Versicherungen, die jeder Unternehmer und jede Unternehmerin abschließen sollte, um sich gegen Schadenersatzansprüche Dritter wie Kund:innen, Lieferant:innen, Besucher:innen und Mitarbeitenden abzusichern.
Sichern Sie als Ladenbesitzer:in zudem Ihre Ladeneinrichtung und Ihre Waren gegen Schäden durch Feuer, Einbruchdiebstahl, Leitungswasser oder Glasbruch mit einer Sach- und Ertragsausfallversicherung ab. Sie kommt im Schadensfall für den entgangenen Gewinn sowie für fortlaufenden Kosten auf.
Mehr Gründungsideen für Sie
Wir zeigen Ihnen sieben weitere lohnenswerte Ideen für Ihre Selbstständigkeit. Holen Sie sich smarte Tipps und Anleitungen für jede Niche:
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